Information zu Zoonosen
Was sind Zoonosen?
Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die auf natürlichem Weg, direkt oder indirekt zwischen Wirbeltieren und Mensch übertragen werden können.
Welche Zoonose-Erreger gibt es?
Unter allen für Mensch und Tier möglichen krankmachenden Erregern (Viren, Bakterien, Parasiten, Pilze oder Prionen) finden wir solche, die zoonotisches Potential besitzen. Mehr als die Hälfte aller für den Menschen pathogenen (=krankmachende) Spezies (Arten, wie z.B. Hepatitis E Virus, Campylobacter jejuni, Toxoplasma gondii, Echinococcus multilocularis) können zwischen Menschen und Tieren übertragen werden und viele davon auch bei Tieren Erkrankungen auslösen.
Welche sind oder waren bedeutende Zoonosen?
Tollwut, Tuberkulose und Pest sowie zahlreiche durch Lebensmittel-übertragene Krankheiten wie Salmonellose oder Campylobacteriose und Krankheiten, die von sogenannten Vektoren, wie z. B. Stechmücken oder Zecken übertragen werden wie z. B. Malaria oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Wie werden Zoonose-Erreger übertragen?
Zoonose-Erreger können durch Kontakt mit dem erkrankten Tier (Bissverletzung: z. B. Tollwutvirus) oder einem gesunden Tier, das mit einem zoonotischen Erreger besiedelt ist (Streichelzoo: z. B. VTEC, Hautpilze) direkt übertragen werden; auch eine indirekte Übertragung ist möglich, durch Konsum von kontaminierten Lebensmitteln (z. B. rohe Eier - Salmonellen, rohe Milch - Campylobacter oder VTEC, Fallobst von mit Kuhmist gedüngter Wiese - VTEC, Fleisch – Toxoplasmen, oder verschmutztem Oberflächenwasser - Campylobacter). Fungieren Mücken oder Zecken als Zwischenwirte oder Vektoren, können West-Nil-Fieber Virus oder Borrelien weitergegeben werden.
Wie kann ich mich vor Zoonose-Erregern schützen?
Ich kann mich gut vor Zoonose-Erregern schützen, indem ich die möglichen Übertragungswege kenne und diese unterbreche. Da es sehr viele Übertragungswege gibt, welche sich die verschiedenen Erreger zunutze machen, können hier nur prinzipielle Maßnahmen angesprochen werden, die Details sind bei den einzelnen Erregern aufgelistet.
- Nach jedem Tierkontakt, oder Arbeiten im Garten, besonders vor dem Essen, sollen Hände gründlich mit Seife gewaschen werden
- Pflanzliche Lebensmittel vor dem Verzehr sorgfältig waschen
- Auf den Verzehr von rohen Lebensmitteln – das gilt besonders für Personen mit erhöhtem Risiko, wie Schwangere, Kleinkinder, Immunsupprimierte oder ältere Personen – sollte verzichtet werden
- Gegen viele Infektionskrankheiten werden Impfungen angeboten, wie z. B. gegen Tollwut oder FSME, mit denen man sich schützen kann
- In Mückengebieten schützen weite Kleidung und Repellentien besonders während der aktiven Zeit der Insekten vor möglichen Stichen, wodurch die Übertragung von möglichen Pathogenen verhindert wird
- Um den Menschen zu schützen, werden die der Lebensmittelproduktion dienenden Nutztiere z. B. gegen Zoonose-Erreger geimpft (Legehennen gegen Salmonellen) und Tiere, vor und nach der Schlachtung amtlich untersucht (amtliche Fleischuntersuchung) sowie stichprobenweise auf bestimmte zoonotische Krankheitserreger beprobt.
Überwachung und Bekämpfung von Zoonosen und Zoonose-Erregern
Um Gefahren bewerten und einschätzen zu können, die von möglichen (Über-)Trägern von Zoonose-Erregern ausgehen und diese zielgerichtet zu bekämpfen, um den Menschen vor derartigen Krankheiten zu schützen, werden laufend Daten zum Auftreten von Zoonose-Erregern entlang der gesamten Lebensmittelkette von der Umwelt, den Nutztieren und der Lebensmittelproduktion bis hin zu Konsumentinnen und Konsumenten gewonnen. Es werden z. B. Mückenfallen aufgestellt, damit die gefangenen Insekten bestimmt und auf pathogene Viren untersucht werden können. Überwachungsprogramme auf Zoonose-Erreger werden auf nationaler Ebene, aber auch EU-weit und international koordiniert durchgeführt. Erfolgreiche Überwachungs- und Bekämpfungsstrategien in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts haben dazu geführt, dass Österreich für bestimmte zoonotische Tierkrankheiten (z. B. die Rindertuberkulose, die Rinderbrucellose oder Brucella melitensis-Infektionen bei kleinen Wiederkäuern) den amtlichen Status „anerkannt frei“ erlangt hat. Für die Erhaltung dieses amtlich anerkannten seuchenfreien Status müssen weiterhin jährlich Bekämpfungsprogramme gemäß EU-Vorgaben durchgeführt.
Als Zentrum für lebensmittelbedingte Infektionskrankheiten spielen wir eine wesentliche Rolle bei der Bestimmung von Krankheitserregern und der Abklärung von Krankheitsausbrüchen, die zum Beispiel durch Listerien oder Salmonellen verursacht werden. In unseren Referenzzentralen nutzen wir modernste Technologie wie die Ganzgenomsequenzierung, mit der wir den genetischen Fingerabdruck verschiedenster Krankheitserreger bestimmen. Wir untersuchen jedes Jahr tausende Isolate aus dem Humanbereich, aus Lebens- und Futtermitteln, Veterinär- und Umweltproben.
Beim Vergleich über die Jahre fällt der starke Rückgang bei Salmonellen auf: Dieser Rückgang der Salmonellosen beim Menschen wurde fast ausschließlich durch den Rückgang der S. Enteritidis-Infektionen erreicht. Seit dem Jahr 2006 liegt Campylobacter an erster Stelle der gemeldeten lebensmittelbedingten bakteriellen Infektionskrankheiten. Infektionen durch Campylobacter treten gehäuft in der warmen Jahreszeit auf; die wenigsten Erkrankungsfälle zwischen November und April, die meisten Fälle von Juni bis September. Umgekehrt ist es bei Noroviren, eine der häufigsten Ursachen für virusbedingte Infektionen des Magen-Darm-Traktes: Typischerweise beginnt die Noroviren-Saison im Oktober und dauert bis April an.
Yersinien (Y. enterocolitica) sind die dritthäufigsten bakterielle Zoonose-Erreger in der EU. Ähnlich wie Listerien können sich auch Yersinien auf kontaminierten Speisen im Kühlschrank vermehren. Erkrankungen durch Listerien sind zwar selten, sie verlaufen aber oft tödlich. Der Anstieg der STEC-Fälle seit 2016 ist primär darauf zurück zu führen, dass in Laboratorien vermehrt kulturunabhängige Nachweisverfahren angewendet werden und somit mehr Patient:innenproben auch auf STEC hin untersucht werden. Ein Großteil aller durch Shigellen verursachten Erkrankungen in Österreich wird von Reisenden importiert (etwa 60-70 % der gemeldeten Fälle), wobei die Erreger am häufigsten aus Ägypten, Indien und Marokko eingeschleppt werden.
Erreger-Nachweise über die vergangenen Jahre
Gemeinsame Strategie zur Bekämpfung von Zoonosen in der EU und Weltweit
Bei der Überwachung von Zoonosen werden EU-weit laufend Daten zum Auftreten von Zoonose-Erregern entlang der gesamten Lebensmittelkette, von der Umwelt, den Nutztieren und der Lebensmittelproduktion bis hin zu den Konsumentinnen und Konsumenten gewonnen. Der sog. Eine-Gesundheit (One Health)-Ansatz basiert auf dem Verständnis, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt miteinander verwoben ist. Daher dient der Eine-Gesundheit-Ansatz der Vorbeugung und fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit, insbesondere zwischen Humanmedizin, Veterinärmedizin und Umweltwissenschaften. EU-weit wurden in den vergangenen Jahren die Programme zu Monitoring und Surveillance von Zoonose-Erregern entlang der Lebensmittelkette harmonisiert, Systeme zur standardisierten Datensammlung kreiert und Konsens über die bedeutendsten zu überwachenden Erreger geschaffen. Die von den Mitgliedstaaten an das Europäische Zentrum zur Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) übermittelten Erkrankungszahlen an Zoonose-Erregern sowie die Ergebnisse der Monitorings, Überwachungs- und Bekämpfungsprogramme entlang der Lebensmittelkette an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) werden mindestens einmal im Jahr in einem gemeinsamen Europäischen Eine-Gesundheit-Zoonosenbericht veröffentlich und der Fachwelt sowie allen interessierten Personen zur Verfügung gestellt.
Berichte zum Auftreten von Zoonosen
Viele Staaten veröffentlichen jährlich nationale Berichte über ihre Situation betreffend Zoonose-Erreger. In Österreich wurden bis 2018 jährlich Berichte über "Zoonosen und ihre Erreger in Österreich" in gedruckter Form und online gemeinsam vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) und der AGES präsentiert. Seit 2019 werden die jährlich erhobenen österreichischen Daten elektronisch auf der AGES-Website bei den jeweiligen Krankheitserregern beschrieben.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA, European Food Safety Authority) sammelt gemeinsam mit dem Europäischen Zentrum zur Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC, European Centre for Disease Prevention and Control) die nationalen Berichte der EU-Mitgliedstaaten und erstellt daraus den gemeinsamen „Europäische Union Eine-Gesundheit Zoonosenbericht“. Die derzeit letzte verfügbare Version ist „The European Union One Health 2022 Zoonoses Report“. Die nationalen Berichte aller Mitgliedstaaten mit den entsprechenden Daten aus dem Veterinär- und Lebensmittelbereich sowie der Landwirtschaft und den Erhebungen zu lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen, die an die EFSA übermittelt und aus denen der EUOHZ erstellt wurde, sind auf der EFSA-Website abrufbar.
Referenzzentralen der Zoonose-Erregern
Aktualisiert: 06.11.2024