Diphtherie

Corynebacterium diphtheriae, Corynebacterium ulcerans, Corynebacterium pseudotuberculosis

Steckbrief

Bei der klassischen Diphtherie handelt es sich um eine schwere Infektionskrankheit, die ohne adäquate Therapie tödlich enden kann. Sie wird durch bestimmte toxinbildende Bakterien verursacht, Corynebacterium diphtheriae.

Vorkommen

In den westlichen Ländern werden meist nur sporadische Fälle registriert. In vielen Regionen der Welt ist die Diphtherie ist aber nach wie vor endemisch, wie etwa Fern- und Nahost, Südamerika oder Afrika.

Erregerreservoir

Mensch

Infektionsweg

Die Übertragung erfolgt hauptsächlich über die Luft (aerogen) in Form von Tröpfchen oder durch direkten Kontakt mit respiratorischen Sekreten oder Wundexudaten. Auch Erbrochenes oder kontaminierte Lebensmittel (Rohmilch) bzw. Gegenstände können eine Rolle bei der Übertragung spielen.

Inkubationszeit

Zwei bis fünf Tage

Symptomatik

Die klassischen Eintrittspforten für Corynebacterium diphtheriae sind der Atmungstrakt und die Haut.

Die Hautdiphtherie kommt hauptsächlich in den tropischen Regionen vor und manifestiert sich als schlecht heilende Geschwüre (Hautulzera), bedeckt von schmutzig grauen Membranen.

Die Diphtherie der Atemwege beginnt mit Halsschmerzen, Müdigkeit und Lymphknotenschwellung. Im Nasenrachenraum bilden sich Pseudomembranen (griech:"diphthera", Lederhaut), die sich über eine oder beiden Gaumenmandeln sowie über die restlichen Gewebe des weichen Gaumens ausdehnen und beim Abtragen stark bluten. Die Farbe dieser Membranen kann weiß, schmutzig grau, grün oder schwarz sein. Diese Pseudomembranen können auch Kehlkopf, Luftröhre und Bronchien befallen und zu Atemnot führen, die ohne sofortige Maßnahmen (Intubation) lebensbedrohlich werden können.

Therapie

Die Therapie muss so früh wie möglich (bei vorläufiger klinischer Diagnose) eingeleitet werden. Sie erfolgt simultan mit Antibiotika und Diphtherieantitoxin (Diphtherieserum). Bei vollständiger Grundimmunisierung und regelmäßig durchgeführten Auffrischungen ist der Krankheitsverlauf in der Regel mild.

Vorbeugung

Mit der Prävention sollte bereits im Kindesalter begonnen werden. Diese besteht aus einer aktiven Immunisierung mit einem "Toxoidimpfstoff", einem inaktivierten Diphtherietoxin. Der Impfstoff für Kinder ist als Kombinationsimpfstoff mit Tetanus und Keuchhusten und Poliomyelitis erhältlich. Die Immunisierung sollte nach der Grundimmunisierung alle zehn Jahre aufgefrischt werden (z. B. in Kombination mit Tetanus).

Situation in Österreich

Im Jahr 2021 wurden an der Nationalen Referenzzentrale für Diphtherie - Labor fünf Proben, davon vier humaner Herkunft, untersucht. In vier Proben konnte Corynebacterium diphtheriae nachgewiesen werden.

Positiv bestätigte Proben in Österreich

Fachinformation

Die klassische Diphtherie ist eine meldepflichtige Erkrankung.

Corynebakterien sind grampositive, fakultativ anaerobe, nicht sporenbildende, irregulär geformte (keulenförmige) Stäbchenbakterien (griech. "coryne"). Die meisten Vertreter dieser Gruppe sind opportunistische Keime (d. h. nur unter speziellen Bedingungen "krankmachend"). Die größte klinische Bedeutung hat Corynebacterium diphtheriae, der Erreger der Diphtherie, wobei nur toxinbildende Stämme eine Diphtherie verursachen können.

Neben C. diphtheriae können auch C. ulcerans und C. pseudotuberculosis Ursache einer Diphtherie sein. Aufgrund morphologischer und biochemischer Eigenschaften wird C. diphtheriae in drei Biotypen eingeteilt: gravis, intermedius und mitis.

Symptomatik

Die Hautdiphtherie kommt hauptsächlich in den tropischen Regionen vor und manifestiert sich als schlecht heilende Hautulzera, bedeckt von schmutzig grauen Membranen.

Die Diphtherie der Atemwege beginnt nach einer Inkubationszeit von zwei bis fünf Tagen mit Halsschmerzen, Müdigkeit, zervikaler Lymphknotenschwellung und subfebrilen Temperaturen. Im Nasenrachenraum bilden sich adhärente Pseudomembranen (griech: "diphthera", Lederhaut), die sich über eine oder beiden Gaumenmandeln sowie über die restlichen Gewebe des weichen Gaumens ausdehnen und beim Abtragen stark bluten. Die Farbe dieser Membranen kann weiß, schmutzig grau, grün oder schwarz sein.

Diese Pseudomembranen können auch Kehlkopf, Trachea und Bronchien befallen und zu schwerwiegender Symptomatik, wie z. B. Heiserkeit, Atemnot oder Zyanose führen, die ohne sofortige Maßnahmen (Intubation) lebensbedrohlich werden können. In Folge der Toxinbildung kommt es zu Reizleitungsstörungen überwiegend im Herzen und im Zentralnervensystem. Diese manifestieren sich als Herzrhythmusstörungen, Erregungsleitungsstörungen unterschiedlichen Grades sowie akute Herzinsuffizienz mit Kreislaufkollaps. Primär werden die motorischen Nerven beschädigt. Gelegentlich werden auch die sensorischen Nerven betroffen, was sich als "Handschuh-Strumpf"-Neuropathie äußert.

Diagnostik

Die Methode der Wahl ist die Anzucht des Erregers aus klinischem Untersuchungsmaterial. Am besten geeignet sind Abstriche von entzündeten Stellen (Nase, Rachen, Gaumenmandeln, Wunde) sowie auch von abgetragenen Membranen.

Wenn keine Wundabstriche gewonnen werden können, wird empfohlen, Aspirate aus dem Wundrand zu gewinnen. Darüber hinaus können je nach klinischem Verdacht auch andere Materialien (Blut, Urin) nach Absprache mit dem Labor verwendet werden. Nach Anzucht ist der Nachweis von Toxinproduktion für die Diagnosesicherung von großer Bedeutung.

Einsendungen sollten stets mit der Angabe zur Herkunft der Isolate sowie mit den notwendigen Patientendaten, klinischen und epidemiologischen Daten versehen sein. Bitte hierzu das entsprechende Einsendeformular verwenden. Für den Versand der Stämme eignen sich am besten frische Kulturen in Transportmedium mit entsprechendem Hinweis auf medizinisch-diagnostisches Untersuchungsmaterial.

Die Therapie muss so früh wie möglich (bei vorläufiger klinischer Diagnose) eingeleitet werden. Sie erfolgt simultan mit Antibiotika und Diphtherieantitoxin (Diphtherieserum). Diphtherieantitoxin ist derzeit in Österreich über Apotheken nicht erhältlich. Erste Auskunftsstelle bezüglich der Verfügbarkeit von Diphtherieantitoxin in Österreich ist die 4. Med. Abteilung mit Infektionen und Tropenmedizin (Abteilung Prim. Univ.-Doz. Dr. Christoph Wenisch)
SMZ-Süd, Kundratstraße 3, A-1100 Wien, Tel: 01 60191 2407.

Bei vollständiger Grundimmunisierung und regelmäßig durchgeführten Auffrischungen ist der Krankheitsverlauf in der Regel mild. Bei Komplikationen sind lebensrettende Maßnahmen (Intubation, Kreislaufunterstützung, Behandlung von Herzrhythmusstörungen) erforderlich.

Kontakt

Leitung Referenzzentrale

Dr. Sonja Pleininger MSc

Ansprechperson

Dr. Stefanie Schindler

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Aktualisiert: 17.11.2023