Infos zu Gelsen & Krankheiten
In Österreich wurden bisher etwa 50 verschiedene Arten von Gelsen (Stechmücken) nachgewiesen. Diese sind nicht nur lästig, sie können auch Vektoren (= Überträger) von humanpathogenen Krankheitserregern wie z. B. dem West-Nil-Virus sein. Besonders exotische Gelsenarten (z. B. die Tigermücke Aedes albopictus), die sich erst in den vergangenen Jahrzehnten in Europa angesiedelt haben, sind oft potenzielle Überträger einer Vielzahl an Krankheitserregern, wie z. B. des Dengue-Virus oder Chikungunya-Virus. Da die verschiedenen Gelsearten sich in ihrer Kapazität, Krankheiten zu übertragen unterscheiden, ist es wesentlich zu erfassen, welche Arten in Österreich vorkommen und wie hoch ihre Durchseuchung mit Humanpathogenen ist.
Gelsen-Monitoring-Programme
Österreichweites Monitoring zur Erfassung gebietsfremder Gelsenarten
Gebietsfremde Gelsenarten (Stechmücken) treten in Europa vermehrt in Erscheinung. Vor allem durch den globalen Gütertransport werden Gelsen in neue Gebiete gebracht; bei passenden klimatischen Bedingungen können sich neue Populationen etablieren. Gebietsfremde Gelsenarten können „invasive Arten“ sein, wenn sie nachweislich zu Veränderungen in der Struktur und Zusammensetzung von Ökosystemen führen, sich nachteilig auf die Ökosystemleistungen, die menschliche Wirtschaft und das Wohlbefinden auswirken. Im Fall von gebietsfremden Gelsenarten besteht im Besonderen die Gefahr, dass diese Arten auch exotische Krankheitserreger verbreiten könnten.
An über 50 Standorten in ganz Österreich stellen wir in Kooperation mit den Landessanitätsdirektionen jährlich Ovitraps („Eigelegefallen“) auf, hauptsächlich in urbanen oder suburbanen Gebieten sowie an Orten, an denen gebietsfremde Arten in das Land eingeschleppt werden können (z. B. Autobahnraststätten). An jedem Standort werden mehrere Fallen an möglichst ruhigen Stellen, die schattig und feucht sind (z. B. in Büschen), aufgestellt. Die Fallen werden von Mai bis Oktober wöchentlich kontrolliert und auf Gelseneier untersucht.
Ovitrap-Monitoring gebietsfremder Gelsenarten in Österreich: Jahresbericht 2024
Ovitrap-Monitoring gebietsfremder Gelsenarten in Österreich: Jahresbericht 2023
Ovitrap-Monitoring gebietsfremder Gelsenarten in Österreich: Jahresbericht 2022
Ovitrap-Monitoring gebietsfremder Gelsenarten in Österreich: Jahresbericht 2021
One-Health Überwachung und Monitoring von Vektoren auf Krankheitserreger
Zecken und Stechmücken können als Vektoren Infektionskrankheiten übertragen. Im Projekt SURVector bauen wir ein bundesweites Stechmücken-Monitoring und Zecken-Monitoring auf. Ziel des Projekts ist es, eine One-Health Überwachung für neu auftretende Krankheitserreger einzurichten, in welcher Vektoren gesammelt und auf relevante Krankheitserreger untersucht werden.
Im Mittelpunkt dieses Projekts stehen unter anderem durch Stechmücken übertragene West-Nil-Viren. Die Aktivitäten im Rahmen des Projekts umfassen die österreichweite Sammlung und Beprobung von Vektoren (Krankheitsüberträger), die Artenbestimmung und das Erregerscreening, den Ausbau von Kapazitäten in den Labors und den Aufbau einer nationalen Vektorendatenbank für eine gemeinsame Nutzung von Vektordaten. Dadurch sollen Einträge neuer Vektorarten und neuer Krankheitserreger nach Österreich früher erkannt und die geographische Ausbreitung von Vektoren und Erregern, die bereits im Land vorkommen, kontinuierlich überwacht werden.
Gelsen-Monitoring-Programm am Flughafen Wien-Schwechat
Seit 2018 wird von der AGES am Flughafen Wien-Schwechat ein Gelsen-Monitoring-Programm durchgeführt, da Flughäfen wie auch Häfen einen möglichen Eingangspunkt („Point of entry“) für gebietsfremde Gelsen darstellen. Es wird daher unter anderem von dem European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) als auch der World Health Organization (WHO) empfohlen, Stechmücken-Monitoring Programme an Flughäfen durchzuführen. Durch diese Programme kann erfasst werden, ob exotische Stechmückenarten eingeschleppt werden. Gegebenenfalls können somit rasch Gegenmaßnahmen ergriffen werden, um ein weiteres Ausbreiten dieser Arten zu verhindern. Ein besonderes Augenmerk gilt hierbei der asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus), die sich in den letzten Jahren bereits massiv in Europa ausbreiten konnte und ein potentieller Vektor für eine Vielzahl an Krankheitserregern ist.
Lebensformtypen der Gelsen
In Österreich sind ca. 50 Gelsen-Arten aus 7 verschiedenen Gattungen nachgewiesen. Sie unterscheiden sich nicht nur in ihrem Aussehen und ihrer Genetik, sondern bewohnen auch unterschiedliche Lebensräume, bevorzugen unterschiedlichen Brutgewässer und unterscheiden sich auch bezüglich ihres Verhaltens, z. B. bei ihren Wirtspräferenzen: Bei manchen Arten stechen die Weibchen am liebsten Säugetiere, bei anderen lieber Vögel oder Amphibien. Trotz dieser Unterschiede kann man die bei uns vorkommenden Gelsen in wenige Lebensformtypen einteilen. Die Kenntnis dieser Lebensformtypen ist gerade deshalb wesentlich, weil man damit die jeweiligen Verhaltensweisen einfacher verstehen kann. Dadurch kann man leichter eigene Strategien finden, wie man sich vor ihnen am besten schützen kann und wie man womöglich auch verhindert, dass sie sich unkontrolliert vermehren.

Die Gruppe der so genannten Überschwemmungs-Gelsen (Vertreter der Gattung Aedes, z. B.: Aedes vexans, Aedes sticticus, Aedes rossicus) legt ihre Brut hauptsächlich in ausgetrocknetes Terrain von Überschwemmungsgebieten, wo die Gelege dann lange Zeit - auch mehrere Jahre - auf Wasser warten können. Nach einem Hochwasserereignis kommt es dann zu einer explosionsartigen und massenhaften Entwicklung dieser Gelsen. Durch eigene Kraft wandern diese Gelsen nicht weit von den Brutstätten weg, jedoch können sie durch starken Wind passiv verdriftet werden und so auch in entfernte Siedlungen gelangen, wo sie dann kurzfristig nicht nur in der Dämmerung, sondern auch tagsüber eine Plage sind. Jedoch dringen Überschwemmungs-Gelsen nur sehr selten in Gebäude ein. Als adulte fliegende Gelsen leben sie nur relativ kurz und es überwintern nur die robusten Eigelege.

Ganz anders hingegen die Biologie der so genannten Haus-Gelsen (Vertreter aus den Gattungen Culex und Culiseta, z. B. Culex pipiens, Culex hortensis, Culiseta annulata): Die Weibchen überleben den Winter in der Natur in hohlen Bäumen und Erdlöchern; im Siedlungsbereich dringen sie dazu etwa in Häuser ein, um in Kellern oder in frostfreien Räumen zu überwintern. Sie sind es auch, die im Spätsommer und im Herbst das Einschlafen stören. Im darauf folgenden Frühjahr suchen die überwinterten Gelsen-Weibchen zum Ablegen der Eier kleine Wasseransammlungen in der Nähe des Winterschlafplatzes auf. Als Brutgewässer dienen ihnen dabei Regentonnen, wassergefüllte Altreifen, Vogeltränken etc., aber auch die Uferbereiche von Teichen und stehenden Wassergräben. Ein Weibchen legt etwa 150-250 Eier als Paket auf die Wasseroberfläche, aus denen sich dann - abhängig von den klimatischen Bedingungen - mehrere Generationen pro Jahr entwickeln können. In Siedlungsgebieten sind Haus-Gelsen die häufigsten Arten und dringen auch in Häuser ein. Man kann Sie jedoch leicht reduzieren, indem man mögliche Brutgewässer vermeidet, z. B. Regentonnen zudecken, Wasser in Vogeltränken regelmäßig erneuern, Wasseransammlungen in Blumentopfuntersetzern, Kübeln, Spielzeug oder Werkzeug verhindern oder regelmäßig entleeren. Dies ist auch wichtig, da Vertreter der Haus-Gelsen (v. a. Culex pipiens) auch das West Nil Virus übertragen können.

Vom Lebensformtyp relativ ähnlich wie die Hausgelsen sind die "Fieber-Gelsen" oder "Malaria-Mücken" (Gattung Anopheles), denn man findet sie auch in menschlichen Bauten. Insbesondere suchen sie aber eher feuchte Räume und Tierställe auf, nicht nur um zu überwintern, sondern auch schon während der Sommermonate, etwa als Ruheplatz trächtiger Weibchen. Als Wirtstier bevorzugen die Weibchen dieser Art vor allem große Säugetiere wie Rinder, sie stechen aber auch Menschen. Ihren Namen verdanken sie der Tatsache, dass die Fieber-Gelsen - auch in unseren Breiten - Blutplasmodien (Malariaerreger) übertragen können. Dazu muss eine Fieber-Gelse an einem bereits an Malaria erkranktem Menschen über dessen Blut die entsprechenden Stadien der Erreger aufnehmen. Wenn sich der Erreger-Zyklus in dieser Mücke durch eine längere witterungsabhängige Wärmeperiode vollständig entwickeln kann und sie dann wieder einen Menschen sticht, ist auch hierzulande theoretisch eine Malariainfektion möglich (wenn auch sehr unwahrscheinlich). Die Anopheles-Arten legen ihre Eier auf die Wasseroberfläche an vorzugsweise saubere und vegetationsreiche natürliche Gewässer. Sie können auch als Ei- oder Larvenstadien überwintern und sie bilden fallweise auch im Freiland große Bestände aus; oft als verspätete zweite "Plage-Welle" hinter den Überschwemmungs-Gelsen nach Hochwasserereignissen.
Baumhöhlenbrüter (hauptsächlich Vertreter der Gattung Aedes, z. B. Aedes geniculatus) legen ihre Eier am Rand von Baumhöhlen oder anderer kleinster Wassermengen ab. Steigt nach einem Regen der Wasserstand und die Eier werden überflutet, so schlüpfen diese. Im urbanen Raum finden kulturfolgende Vertreter dieser Gruppe viele andere mögliche Brutgewässer – von der Regentonne bis zum Blumentopfuntersetzer – und werden deswegen auch „Container-Brüter“ genannt.

In Mitteleuropa kommen in den letzten Jahrzehnten vermehrt auch gebietsfremde Gelsen vor. Diese sind Container-brütende Gelsen-Arten, die ursprünglich aus südlich-tropischen Gegenden oder aus dem Ostasiatischen Raum stammen und meist mittels Güterverkehr in Europa eingeschleppt wurden. Bei passenden klimatischen Bedingungen können sich diese Arten ansiedeln und weiter ausbreiten. Gebietsfremde Arten, die nachweislich zu Veränderungen in der Struktur und Zusammensetzung von Ökosystemen führen, sich nachteilig auf die Ökosystemleistungen, die menschliche Wirtschaft und das Wohlbefinden auswirken, werden auch „Invasive Arten“ genannt. In Österreich wurden bisher die Japanische Buschmücke (Aedes japonicus), die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) und die Koreanische Buschmücke (Aedes koreicus) nachgewiesen. Da besonders die Asiatische Tigermücke auch exotische Krankheitserreger (z. B. Chikungunya , Dengue, Zika) übertragen könnte, ist es wichtig, Vorkommen dieser Art zu melden (über die App „Mosquito-Alert“ ).
Tipps zur Vermeidung von Gelsen
Tipps für den Herbst: Lassen Sie Tigermückeneier nicht bei sich zuhause überwintern
Tigermückeneier können den Winter überleben. Die Eier kleben am Rand von unterschiedlichen Behältern, in denen sich zuvor Wasser sammeln konnte (Blumentopfuntersetzer, Vogeltränken, Gießkannen etc.). Die Eier überleben, selbst wenn der Behälter austrocknet. Um zu verhindern, dass die Eier überwintern und im Frühjahr Larven schlüpfen, ist es daher besonders wichtig, alle Behälter im Herbst gründlich zu reinigen. Dazu sollten die Behälter nicht nur abgespült, sondern auch abgewischt und anschließend trocken gelagert werden.
Brutstätten das ganze Jahr über vermeiden
- Entleeren Sie kleine Wasserbehälter mindestens einmal pro Woche (Vogeltränke, Blumenuntersetzer, Planschbecken, Spielzeug etc.).
- Vermeiden Sie in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon sogenannte Kleinstwasserstellen, indem Sie diese entfernen, abdecken oder mit Sand befüllen. Kleinstwasserstellen sind zum Beispiel Schirmständer, Zaunrohre oder Dekorelemente.
- Vermeiden Sie sonstige Wasseransammlungen: Lagern Sie dazu Gegenstände wie etwa Gießkannen, Reifen, leere Blumenkästen, Aschenbecher, Sandspielzeug etc. unterhalb eines Daches oder drehen Sie die Gegenstände so um, dass sich kein Wasser darin ansammeln kann.
- Verschließen Sie Regentonnen dicht oder bedecken Sie diese mit feinmaschigem Insektenschutzgitter.
- Vermeiden Sie verstopfte Dachrinnen und tropfende Wasserhähne.
Wie schütze ich mich vor Stichen in der warmen Jahreszeit?
- Verschließen Sie Öffnungen von Fenstern und Türen mit feinmaschigen Insektenschutzgittern.
- Das Tragen langer, heller Kleidung und das Auftragen von wirksamen Repellents (Insektenschutzmittel) kann vor Stichen schützen. Bei der Verwendung von Repellents beachten Sie bitte die korrekte Anwendung gemäß Herstellerangaben.
Weiterführende Maßnahmen zur Larvenbekämpfung bei Belästigung durch Tigermücken
- Künstliche Wasserstellen, die nicht entleert werden können (Abwasserrinnen, Kanalabfluss, Regentonne etc.) können mit im österreichischen Handel erhältlichen Mitteln zur Gelsenlarvenbekämpfung behandelt werden. Bei der Verwendung von Larviziden beachten Sie bitte die korrekte Anwendung gemäß Herstellerangaben.
- Natürliche Gewässer, aber auch Teiche und Biotope sollen nicht behandelt werden, da sie von Tigermücken nicht zum Brüten genutzt werden. Einige heimische Gelsen-Arten hingegen nutzen gerne Teiche oder Biotope zum Brüten. Wenn diese jedoch möglichst naturnah gehalten werden, werden die Gelsenlarven großteils von anderen Tieren wie Fischen oder Libellenlarven gefressen.
Mosquito Alert

Plattform für Meldungen von Tigermücken und anderen Gelsen
Mosquito Alert ist ein Citizen Science Projekt, mit dem Tigermücken und andere Gelsen (Stechmücken) ganz einfach mittels einer kostenfreien App gemeldet werden können. Tigermücken sind immer kleiner als eine 1-Cent-Münze, haben einen weißen Streifen am schwarzen Rückenschild und weiße Streifen auf Körper und Beinen. Die eingesendeten Fotos werden von nationalen und internationalen Experten begutachtet und die Funde dann anonym auf einer öffentlich zugänglichen Karte angezeigt.
Warum ist es wichtig, Tigermücken zu melden?
Tigermücken sind gebietsfremde Gelsen, die ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammen. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich diese Art stark in Europa ausgebreitet. Auch in Österreich wurde diese Art schon gelegentlich gefunden. Tigermücken sind nicht nur lästig, sie können eine Vielzahl an Krankheitserregern (z. B. das Zika-Virus oder das Dengue-Virus) übertragen. Breiten sich Tigermücken in Österreich aus, könnten sich somit diese Krankheiten ebenfalls in unserem Land ausbreiten.
Andere Gelsenarten
Mit der App können, neben Tigermücken, noch weitere Gelsenarten gemeldet werden. Es handelt sich um die ebenfalls gebietsfremden Arten Japanische Buschmücke, Koreanische Buschmücke und die bisher in Österreich noch nicht nachgewiesene Gelbfiebermücke. Diese Arten sind ebenfalls in der Lage bestimmte Krankheitserreger zu übertragen und könnten heimische Arten verdrängen. Des weiteren können Funde der heimischen Gemeinen Stechmücke gemeldet werden. Diese ist von den heimischen Arten jene, die die größte Bedeutung in der Verbreitung von Krankheitserregern (z. B. West-Nil-Virus) hat.

App Download
Die App kostenfrei herunterladen
Weitere Informationen (in Englisch)
Aedes Invasive Mosquitoes
ECDC - Mosquito-borne diseases
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Aktualisiert: 26.03.2025