Tollwut
Rabies
Steckbrief
Tollwut ist eine akut auftretende und in der Regel tödlich verlaufende virusbedingte Krankheit der Säugetiere und des Menschen.
Vorkommen
Das Tollwut-Virus ist weltweit verbreitet. Besonders häufig kommt die Krankheit in Afrika, Asien und in weiten Teilen Südamerikas vor.
Erregerreservoir
Hunde, Füchse, Marderhunde, Coyoten, Waschbären und Mangusten. Theoretisch können sich aber alle Säugetiere sowie der Mensch mit dem Tollwutvirus infizieren. Fledermäuse gelten als Reservoir für bestimmte Lyssavirus-Stämme
Infektionsweg
Der Erreger wird durch den Speichel von infizierten Tieren, in den meisten Fällen durch einen Biss übertragen. Allerdings kann das Virus in seltenen Fällen auch unverletzte Schleimhäute und Schürfwunden als Eintrittspforte nutzen, wenn es zu einem direkten Kontakt mit Speichel kommt
Inkubationszeit
2 bis 12 Wochen (in Ausnahmefällen bis zu einem Jahr), abhängig von der Bissstelle
Symptomatik
Verändertes Verhalten, Scheu, Nervosität, Gereiztheit, Schluckbeschwerden, Speichelfluss, Hydrophobie (Abscheu vor Wasser), zunehmende Aggressivität, Lähmungserscheinungen. Tollwut führt fast immer innerhalb von 14 Tagen nach Krankheitsbeginn zum Tod
Therapie
Es gibt keine Therapie
Vorbeugung
Tollwut ist unheilbar, aber vermeidbar. Durch regelmäßige Schutzimpfung der Hunde sowie orale Schutzimpfung der Reservoirtiere kann man humane Infektionen weitgehend vermeiden. Reisenden in Ländern mit hohem Tollwutrisiko wird eine prophylaktische Schutzimpfung (präexpositionelle Prophylaxe) empfohlen. Bei Biss durch ein verdächtiges Tier werden eine postexpositionelle Prophylaxe (PEP) mit Verabreichung von Immunglobulinen sowie eine aktiven Immunisierung durchgeführt.
Situation in Österreich
Der letzte Todesfall beim Menschen infolge einer durch Wildtiere übertragenen silvatischen Tollwut wurde 1979 in Kärnten nach einem Fuchsbiss verzeichnet. Ein importierter Tollwut-Todesfall in Österreich wurde zuletzt im Jahr 2004 dokumentiert: ein Mann starb, nachdem er in Marokko von einem tollwütigen Hund gebissen worden war. Österreich wurde 2008 für frei von terrestrischer Tollwut (= Tollwut bei an land lebenden Tieren) erklärt.
Zuletzt wurde 2004 und 2006 bei je einem Fuchs Tollwut diagnostiziert. Es stellte sich bei weiterführenden Untersuchungen jedoch heraus, dass es sich um ein Impfvirus handelte, das in Form von Impfködern von Jungtieren aufgenommen worden war. Davor kam es im Jahr 2002 zu einem Tier-Tollwutausbruch in Kärnten, der auf die Einwanderung von Füchsen aus Slowenien zurückzuführen war. Die Zirkulation des Tollwutvirus in der österreichischen Hundepopulation ist bereits seit 1950 erloschen.
Die Fledermaustollwut ist ein eigenständiges Infektionsgeschehen und steht nicht mit der terrestrischen Wut in Zusammenhang. Am nationalen Referenzlabor für Tollwut wurden in den Jahren 2006 bis 2023 über 1.800 Fledermäuse auf Lyssaviren untersucht, alle mit negativem Ergebnis. Im September 2023 wurde im Zuge von Monitoring-Untersuchungen erstmals Fledermaus-Tollwutvirus bei einer Breitflügelfledermaus in Österreich bestätigt: Das Tier war bereits im Juni in der Auffangstation der Fledermausrettung Österreich gestorben. Eine Übertragung von Fledermaustollwut auf andere Tierarten bzw. auf den Menschen ist extrem selten und konnte in Österreich bis dato auch nicht festgestellt werden.
Im österreichischen Tierseuchenradar werden Informationen zur internationalen Lage und Ausbreitung der bedeutendsten Tierseuchen und Tierkrankheiten, die für Österreich relevant sind, bewertet und zusammengestellt. Dadurch können mögliche Risiken für Österreich früh erkannt und kommuniziert werden. Der Tierseuchenradar erscheint monatlich.
Tollwut-Überwachung in Österreich
Das aktuelle österreichische Überwachungsprogramm basiert auf einer Studie der EFSA, die eine passive Überwachung der Tollwut - besonders in tollwutfreien Ländern - empfiehlt. Seit 2013 werden nur mehr die sogenannten "Indikatortiere" - das sind tot aufgefundene oder im Straßenverkehr getötete Füchse, Dachse, Marderhunde und Waschbären sowie alle tollwutverdächtigen Tiere (Bestätigung des Amtstierarztes erforderlich) - auf Tollwut untersucht. In Österreich wurde die orale Vakzination der Fuchspopulation – bei der im Unterschied zum humanmedizinischen Aktivimpfstoff kein Totimpfstoff sondern ein Lebendimpfstoff zur Anwendung gelangt - bereits im Jahr 2012 eingestellt. Zudem werden tote Fledermäuse im Zuge von Monitoring-Untersuchungen auf Lyssaviren untersucht.
Terrestrische Tollwut wurde in den Nachbarländern Österreichs im Jahr 2023 in Ungarn und in der Slowakei nachgewiesen. Diese Fälle traten alle nahe der Grenze zur Ukraine auf und wurden wahrscheinlich durch tollwütige Tiere aus der Ukraine eingetragen. In der Ukraine tritt die terrestrische Tollwut endemisch auf.
Anzahl der Tollwutuntersuchungen bei Tieren seit 2010
Fachinformation Humanmedizin
Die Tollwutviren gehören der Familie der Rhabdoviridae, Gattung Lyssavirus an. Insgesamt werden derzeit 17 verschiedene Tollwutvirus-Spezies unterschieden. Drei weitere Isolate befinden sich im Stadium der Überprüfung, ob es sich dabei um eine eigenständige Virus-Spezies handelt.
Jährlich werden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ca. 55.000 - 60.000 Menschen mit dem Rabiesvirus infiziert, wobei in den meisten Fällen Hunde als Überträger fungieren. Annähernd die Hälfte der Personen, die von tollwutverdächtigen Hunden gebissen werden, sind Kinder unter 15 Jahre. In Österreich wurde der letzte humane Todesfall infolge einer durch Wildtiere übertragenen silvatischen Tollwut 1979 in Kärnten nach einem Fuchsbiss verzeichnet. Ein importierter Tollwut-Todesfall in Österreich wurde zuletzt im Jahr 2004 dokumentiert: ein Mann starb, nachdem er in Marokko von einem tollwütigen Hund gebissen worden war.
Die Tollwut kann je nach Wirtstieren in drei unterschiedlichen Formen auftreten:
Urbane Tollwut: Hunde bilden das Hauptreservoir und übertragen das Tollwutvirus auf andere Tiere und Menschen. Die Zirkulation des Tollwutvirus in der österreichischen Hundepopulation ist bereits seit 1950 erloschen.
Silvatische Wut: Es handelt sich dabei um eine durch Wildkarnivoren übertragene Tollwut. Hauptreservoir in Europa ist der Rotfuchs, in Osteuropa zusätzlich der Marderhund. Seit 2007 wurde in Österreich kein Tollwutvirus mehr bei Wildtieren detektiert.
Fledermaustollwut: Die Fledermaustollwut ist ein eigenständiges Infektionsgeschehen und steht nicht mit der silvatischen Wut in Zusammenhang. Im September 2023 wurde in Österreich erstmals Fledermaustollwut bei einer Breitflügelfledermaus nachgewiesen.
Der Erreger wird durch den Speichel von infizierten Tieren, in den meisten Fällen durch einen Biss übertragen. Allerdings kann das Virus in seltenen Fällen auch unverletzte Schleimhäute und Schürfwunden als Eintrittspforte nutzen, wenn es zu einem direkten Kontakt mit Speichel kommt. Ein Kontakt mit Blut, Urin oder Kot eines infizierten Tieres bzw. alleiniges Berühren oder Streicheln von erkrankten Tieren stellen kein Infektionsrisiko dar.
Umstritten ist die Exposition gegenüber Fledermäusen in deren Lebensräumen (Höhlen mit großer Fledermauspopulation) als relevantes Risiko für eine mögliche aerogene Übertragung. Die bloße Anwesenheit einer Fledermaus im gleichen Zimmer reicht nicht für eine Übertragung des Erregers aus. Der direkte Kontakt mit Fledermäusen stellt hingegen ein Infektionsrisiko dar.
Einige Fälle von Mensch-zu-Mensch-Übertragungen wurden publiziert. Als Hauptursache sind in diesem Zusammenhang Transplantationen zu erwähnen. Es wurden zudem Einzelfälle von Mensch-zu-Mensch-Übertragungen durch Bisse berichtet. Eine Übertragung im Rahmen der Pflege von Erkrankten wurde bisher nicht beobachtet.
Krankheitsverlauf
Rabies führt fast immer innerhalb von 14 Tagen nach Krankheitsbeginn zum Tod. Die Zeit zwischen Biss und Auftreten der ersten Symptome ist abhängig von der Bissstelle. Je weiter die Bissstelle vom zentralen Nervensystem entfernt ist, desto länger dauert es, bis die ersten Symptome auftreten. Je nachdem, ob ein starkes Erregungsstadium oder nur Lähmungserscheinungen das klinische Bild prägen, unterscheidet man auch zwischen rasender und stiller Wut.
Der klassische Verlauf der Krankheit umfasst drei Stadien:
Stadium prodromale (Prodromalstadium): Unspezifische Symptome wie Zeichen eines grippalen Infektes, Schmerzen, Jucken oder Parästhesien (Missempfindungen) im Bereich der Bisswunde
Stadium irritationis (Exzitationsstadium): Ungefähr 80 % der Patienten entwickeln die klassische Form der Tollwut ("rasende Wut"). Diese ist gekennzeichnet durch Episoden von Verwirrtheit, Agitiertheit und aggressivem Verhalten in Abwechslung mit bewusstseinsklaren Phasen. Weiters sind Fieber, vermehrter Speichelfluss, Schwitzen, erweiterte Pupillen und Gänsehaut beschrieben worden. Krampfanfälle kommen selten, meist im fortgeschrittenen Verlauf der Erkrankung, vor. Der Großteil der Patienten entwickelt, für die Tollwut charakteristisch, eine Hydrophobie. Es kommt schließlich zum Auftreten von schlaffen Paresen, Koma und Multiorganversagen.
Stadium paralyticum (Paralysestadium): Bei der paralytischen Verlaufsform der Rabies ("stille Wut", ca. 20 % der Fälle) kommt es schon früh zu schlaffen Lähmungen und im weiteren Verlauf zu Schmerzen, Sensibilitätsstörungen und vegetativen Dysregulationen. Hydrophobie ist eher untypisch bei dieser Verlaufsform, kann aber vorkommen. Der Tod tritt schließlich durch Lähmung der Atemmuskulatur ein.
Tollwutberatungsstelle
Die Tollwutberatungsstelle am AGES Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene Wien bietet fachliche Information und Beratung für Ärzt:innen und Patient:innen zur Tollwutsituation in Österreich und im Ausland sowie im Anlassfall, samt Beratung zu Indikationen zur Tollwutimpfung nach Bissverletzung durch ein wutverdächtiges Tier sowie für Fernreisende auf Basis der WHO-Empfehlungen. Die Beratungstätigkeit erfolgt an 365 Tagen pro Jahr durch persönliche Anwesenheit einer/eines Humanmediziner:in (Tel: +43 50 555-37111).
Ausführliche Informationen finden Sie im AGES Bericht Tollwut
Fachinformation Veterinärmedizin
Österreich wurde 2008 für frei von terrestrischer Tollwut erklärt. Zuletzt wurde 2004 und 2006 bei je einem Fuchs Tollwut diagnostiziert. Es stellte sich bei weiterführenden Untersuchungen jedoch heraus, dass es sich um ein Impfvirus handelte, welches in Form von Impfködern von Jungtieren aufgenommen worden war. Davor kam es im Jahr 2002 zu einem Tier-Tollwutausbruch in Kärnten, der auf eine Einwanderung von Füchsen aus Slowenien zurückzuführen war.
Die Zirkulation des Tollwutvirus in der österreichischen Hundepopulation ist bereits seit 1950 erloschen. Seit 2007 wurde auch kein Tollwutvirus mehr bei Wildtieren detektiert. Ein Tollwutfall (Hund) im Rahmen eines illegalen Haustierimportes trat in Österreich zuletzt 1999 auf.
Hunde und Katzen scheiden im Normalfall Rabiesviren im Speichel erst im Endstadium der Erkrankung aus. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sie in diesem Stadium ein normales Verhalten aufweisen. Ein Kontakt mit Blut, Urin oder Kot eines infizierten Tieres bzw. alleiniges Berühren oder Streicheln von erkrankten Tieren stellen kein Infektionsrisiko dar.
Tollwutkranke Fledermäuse werden oft am Boden liegend vorgefunden. Sie zeigen abnorme Verhaltensmuster, attackieren naheliegende Gegenstände, haben Orientierungsschwierigkeiten sowie Lähmungserscheinungen. Rabies-infizierte Fledermäuse ändern ihre Gewohnheiten, werden tagaktiv und befinden sich an Orten, an denen sie sich normalerweise nicht aufhalten.
Krankheitsverlauf bei Tieren
Stadium prodromale (Prodromalstadium): Niedergeschlagenheit, Fieber, Übelkeit, Fressunlust, Erbrechen, Hydrophobie
Stadium irritationis (Exzitationsstadium): Erregungszustände, Hyperaktivität, Aggressivität, Speichelfluss
Stadium paralyticum (Paralysestadium): Lähmungen, Beeinträchtigung des Sensoriums, Koma
Tollwutschutzimpfung von Haustieren
Seit der Einführung des EU-Heimtierausweises hat die Tollwutimpfung noch mehr an Bedeutung gewonnen. Der EU-Heimtierausweis ist ein einheitlicher Tierpass in englischer Sprache und in der jeweiligen Landessprache für Hunde, Katzen und Frettchen. Er ersetzt alle bisherigen Grenzformalitäten hinsichtlich der EU-Staaten und erleichtert das Reisen mit Tieren innerhalb der EU.Der für Ein- und Ausreise gültige EU-Heimtierausweis muss die erfolgte Tollwutimpfung und die eindeutige Kennzeichnung des Tieres (Tätowierung oder Microchip) enthalten.
Zum Nachweis eines ausreichenden Tollwutimpfschutzes ist eine Blutuntersuchung mit Bestimmung des Tollwuttiters erforderlich. Dieser muss mindestens 0,5 IU/ml sein (IU = Internationale Einheiten)
und gibt die Konzentration der Antikörper im Blut an. Die Tollwuttiter-Bestimmung darf nur in einem EU-anerkannten Labor durchgeführt werden. In Österreich ist das das AGES-Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling.
Kontakt
Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling
- vetmed.moedling@ages.at
- +43 50 555-38112
-
2340 Mödling
Robert Koch-Gasse 17
Auskunft Tollwutantikörperbestimmung
-
2340 Mödling
Abteilung Serologie und Virologie Tollwutantikörperuntersuchung
AGES-Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling
Robert Kochgasse 17
Kontaktformluar für Auskunft zur Tollwutantikörperbestimmung
Tollwutberatungsstelle
- 050 555-37111
-
1090 Wien
Währinger Straße 25a
Montag bis Donnerstag: 8.00 bis 16.30 Uhr
Freitag: 8.00 bis 14.00 Uhr
Restliche Zeit (rund um die Uhr): Tel: +43 50 555-38112
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Aktualisiert: 03.10.2024