Vor elf Jahren wurde die erste Asiatische Tigermücke in Österreich entdeckt. Damals war es noch ein einzelnes Exemplar, mittlerweile hat sich die Situation aber geändert: Im Vorjahr wurde die Tigermücke im Rahmen unseres Gelsenmonitorings erstmals in allen Bundesländern gefunden. Mehr noch: In Teilen von Wien und Graz gibt es bereits etablierte Populationen, die den Winter bei uns überstehen können.
Asiatische Tigermücken (Aedes albopictus) sind mögliche Überträger von über 20 verschiedenen Krankheitserregern. Viele davon, wie. z. B. Dengue, Zika oder Chikungunya, können von den heimischen Stechmückenarten nicht übertragen werden. Diese Krankheitserreger kommen in Österreich zwar bisher noch nicht vor, im Fall des Chikungunya-Virus geht das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) aber bereits von einer hohen Wahrscheinlichkeit einer Einschleppung nach Europa aus.
Überwachung wird immer wichtiger
In Kooperation mit den Ländern, Universitäten und Vereinen führen wir im Auftrag des Gesundheitsministeriums von Anfang Mai bis Ende Oktober ein so genanntes Ovitrap-Monitoring in ganz Österreich durch. Ovitraps sind Fallen, die wöchentlich auf Eigelege unterschiedlicher Gelsenarten untersucht werden. Diese Fallen werden hauptsächlich in städtischen Gebieten sowie an Orten, an denen gebietsfremde Arten in das Land eingeschleppt werden können (z. B. Autobahnraststätten) aufgestellt. In Städten ist es meist deutlich wärmer als im Umland, wodurch das Überleben von Tigermückenpopulationen über den Winter begünstigt wird. In Wien beispielsweise wird die asiatische Tigermücke durch den Fernverkehr vor allem im Bereich des südöstlichen Grüngürtels Wiens oder an einzelnen innerstädtischen Fernbus-Haltestellen eingeschleppt. Seit der ersten Sichtung 2020 haben Tigermücken dort überwintert und sich kleinräumig weiter in anliegende Wohngebiete und Gartensiedlungen verbreitet.
Auch Bürger:innen können wertvolle Informationen über Vorkommen von Tigermücken liefern. Die kostenfeie App „Mosquito Alert“ liefert ein Werkzeug, mit dem einfach mögliche Tigermücken gemeldet werden können. Die eingesendeten Fotos werden von nationalen und internationalen Expert:innen begutachtet und die Funde auf einer öffentlich zugänglichen Karte angezeigt.
Für Vertreter:innen von Gemeinden, Organisationen der öffentlichen Gesundheitsvorsorge und Schädlingsbekämpfer:innen führt die AGES am 22. und 23. Mai einen Trainingskurs zum Thema Bekämpfung von Tigermücken in Österreich durch. Der Kurs gibt einen allgemeinen Überblick über Stechmücken und deren Bekämpfung.
Jeder kann bei der Eindämmung helfen
Tigermücken sind sogenannte „Container-Brüter“ und bevorzugen zur Eiablage kleinste Wasserstellen. In ihrer natürlichen Umgebung sind das vor allem Baumhöhlen, im städtischen Bereich können das alle Arten von Gefäßen sein, in denen sich Wasser ansammelt, wie Regentonnen, Vogeltränken, Gießkannen, Gullys, verstopfte Dachrinnen, Blumenvasen, Pflanzenuntersetzer, Kübel, Dosen, Flaschen oder Gläser. Besonders attraktiv sind auch im Freien gelagerte Autoreifen mit angesammeltem Regenwasser. Ein Weibchen legt pro Eiablagezyklus etwa 40-90 Eier, die sie auf verschiedene Wasserstellen verteilt. Etwa 10-15 Tage nach dem Schlüpfen der Larven entwickeln sich die ausgewachsenen Tigermücken. Die Eier der Tigermücke sind sehr robust und können auch monatelang Trockenheit und kühlere Temperaturen (z. B. durch den Winter) überdauern, bevor sie schlüpfen.
Besonders wichtig ist es daher, mögliche Brutstätten für die Tigermücke zu beseitigen. Mit diesen einfachen Maßnahmen lassen sich auch andere lästige Gelsen vermeiden:
- kleine Wasserstellen wie Vogeltränken oder Blumenuntersetzer mindestens einmal pro Woche entleeren
- Kleinstwasserstellen wie Schirmständer, Zaunrohre, Vertiefungen in Astgabeln oder Dekorelemente abdecken oder mit Sand befüllen
- Gegenstände wie Gießkannen, Reifen, leere Blumenkästen, Aschenbecher unter Dach lagern oder umdrehen, damit sich kein Wasser ansammeln kann
- Regentonnen verschließen oder mit feinmaschigem Insektenschutzgitter bedecken
- verstopfte Dachrinnen vermeiden