Weiße Fliege, Tabakmottenschildlaus

Bemisia tabaci

Steckbrief

Die Tabakmottenschildlaus ist ein in ganz Europa verbreiteter Schädling dessen Wirtspflanzenspektrum über 1000 Pflanzen umfasst. Schäden entstehen neben der Saugtätigkeit durch die Übertragung von Pflanzenviren. Aufgrund dieses Übertragungsrisikos sind außereuropäische Populationen der Tabakmottenschildlaus als Unionsquarantäneschädlinge (UQS) gelistet.

Aussehen

Die Tabakmottenschildlaus ist in Aussehen und Biologie der nahen verwandten Gewächshausmottenschildlaus (Trialeurodes vaporariorum) sehr ähnlich. Spezialisten können adulte Tiere an der Beborstung ihrer Hinterbeine unterscheiden, ihre Pseudopuparien sind dagegen auch von Laien mit einiger Sicherheit zu erkennen, da diese anders als bei der Gewächshausmottenschildlaus schildartig geformt sind.

Charakteristisch für die ca. 1 mm großen Tabakmottenschildläuse sind die großen weißen Flügel. Die Eier sind gelbgrün gefärbt und gestielt.

Biologie

Adulte Weibchen können bis zu 300 Eier ablegen. Die Eiablage erfolgt bevorzugt an der Unterseite der Blätter, wo auch die Larven zu finden sind. Anfangs sind die Larven mobil, ab dem zweiten Stadium jedoch festsitzend. Nach dem Durchlaufen von vier Larvenstadien verpuppen sie sich an der Pflanze. Bei einer Temperatur von 28 °C beträgt die Entwicklungsdauer vom Ei bis zum adulten Tier in etwa drei Wochen.

Schadsymptome

Stark befallene Pflanzen zeigen Vergilbungen an den Blättern und werden durch die zuckerhaltigen Ausscheidungen, der sogenannte Honigtau, geschädigt. Der Honigtau tropft auf darunterliegende Blätter und Früchte. Auf diesem glänzenden Belag können sich Schwärzepilze ansiedeln, wodurch sogenannter „Rußtau“ entsteht. Dieser verschmutzt einerseits Triebe und Früchte, andererseits verlieren so befallene Blätter Assimilationsfläche. Dadurch werden die Pflanzen geschwächt.

Neben der Saugtätigkeit schädigt die Tabakmottenschildlaus durch die Übertragung von mehr als 400 Pflanzenviren der Gattungen Begomovirus, Crinivirus, Carlavirus oder Ipomovirus.

Wirtspflanzen

Bis vor kurzem war die Tabakmottenschildlaus hauptsächlich als Schädling für Feldkulturen tropischer und subtropischer Länder bekannt, wie zum Beispiel Maniok, Baumwolle, Süßkartoffeln, Tabak und Tomaten. Das Wirtspflanzenspektrum umfasst jedoch über 1000 Wirtspflanzen aus über 60 Familien, darunter Korbblütler (Asteraceae), Kreuzblütler (Brassicaceae), Kürbisgewächse (Cucurbitaceae), Windengewächse (Convolvulaceae), Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae), Schmetterlingsblütler (Fabaceae), Malvengewächse (Malvaceae) und Nachtschattengewächse (Solanaceae).

Durch die Entwicklung des äußerst polyphagen (nutzt viele verschiedene Pflanzenarten zur Ernährung) Subtyps B wurde die Tabakmottenschildlaus in vielen Teilen der Welt auch ein bedeutender Schädling im Glashaus, der unter anderem Paprika, Zucchini, Gurke, Salat und Tomaten bzw. Hibiskus, Gerbera, Gloxinie und Weihnachtsstern (Poinsettie, Euphorbia pulcherrima) befällt.

Verbreitung

Die Tabakmottenschildlaus bevorzugt Lebensräume mit tropischem Klima und findet ihren Ursprung in tropischen und subtropischen Ländern. Mittlerweile ist sie fast in ganz Europa verbreitet.

Ausbreitung und Übertragung

Die Tabakmottenschildlaus kann in allen Entwicklungsstadien mit zahlreichen Pflanzenarten übertragen werden. Sehr häufig werden aber deren Eier, Larven und Puparien mit Jungpflanzen verbracht. Wahrscheinlich trägt der internationale Handel mit Weihnachtsstern (Poinsettien) besonders stark zur Verbreitung des Schädlings bei. Adulte Mottenschildläuse können nicht fliegen und können über weite Distanzen durch den Wind verbreitet werden.

Wirtschaftliche Bedeutung

Da die Tabakmottenschildlaus nicht nur direkte Schäden durch ihre Saugtätigkeit an den Pflanzen verursacht, sondern auch ein Überträger diverser pathogener Pflanzenviren ist, gehört sie weltweit zu den bedeutsamsten landwirtschaftlichen Schädlingen.

Seit einigen Jahren können mit enzymatischen Nachweisverfahren auch mehrere Unterarten von Tabakmottenschildlaus unterschieden werden. Der bekannteste davon, Subtyp B, auch als „silverleaf whitefly“ (Bemisia argentifolii) bezeichnet, hat in Kalifornien zu verheerenden Schäden an Gemüsekulturen geführt, ist besonders fruchtbar und hoch resistent gegenüber insektiziden Wirkstoffen.

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Beim Zukauf sollte eine sofortige Kontrolle auf Vorhandensein von Weißer Fliege bzw. auf verdächtige Schadsymptome (z.B. gelbliche, chlorotische Flecken, Honigtau, Rußtaupilze) erfolgen.
  • Monitoring mittels Gelbfallen wird vor und während der Kultur empfohlen, besonders bei Poinsettien und Tomaten.
  • Grundsätzlich sollten regelmäßig Befallskontrollen (insbesondere bei älteren Blättern auf Pseudopuparien) durchgeführt, sowie Hygienemaßnahmen eingehalten werden, vor allem nach Ende einer Kultur.
  • Eine chemische Behandlung kann mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln erfolgen (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel).
  • Im biologischen Anbau empfiehlt sich der Einsatz zugelassener natürlicher Gegenspieler wie der Schlupfwespen Encarsia formosa und Eretmocerus eremicus, der Raubmilben Amblyseius andersoni und A. swirskii, Amblydromalus limonicus, Transeius montdorensis oder Typhlodromips montdorensis, des Marienkäfers Delphastus catalinae, der Gemeinen Feldschwebfliege Eupeodes corollae, der Grünen Florfliege Chrysoperla carnea, der Raubwanze Macrolophus pygmaeus oder der entomopathogenen Pilze Beauveria bassiana oder Metarhizium brunneum.

Phytosanitärer Status

Wegen des Übertragungsrisikos sind außereuropäische Populationen der Tabakmottenschildlaus als Unionsquarantäneschädlinge (UQS) gelistet und unterliegen dadurch gesetzlichen Regelungen zur Verhinderung der Einschleppung und Ausbreitung in die bzw. in den Mitgliedsstaaten der EU.

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Aktualisiert: 28.10.2024