Weiße Fliege, Gewächshausmottenschildlaus

Trialeurodes vaporariorum

Steckbrief

Die Gewächshausmottenschildlaus, auch Weiße Fliege genannt, stammt aus Ostafrika und kommt in Österreich an zahlreichen Gewächshauskulturen vor. Ihr Name rührt daher, dass die Larven ähnlich wie Schildläuse festsitzen, während die erwachsenen Insekten wie kleine weiße Motten flugfähig sind. Neben den Saugschäden kommt es aufgrund von Honigtauausscheidung zu optischen Beeinträchtigungen der Pflanzen.

Aussehen

Die etwa 2 mm großen erwachsenen Tiere besitzen zwei Flügelpaare und sind mit feinem weißem Wachsstaub bedeckt. Für gewöhnlich sitzen sie gut geschützt an Blattunterseiten und springen bei Störung mittels ihrer Hinterbeine weg, wonach ein Flug einsetzt.

Die Entwicklung der Larven verläuft über vier schildlausähnliche Stadien, die bis etwa 0,8 mm lang werden. Das erste Larvenstadium ist noch frei beweglich mit funktionsfähigen Extremitäten, die später aber verkümmern. Alle Stadien sind überwiegend durchsichtig und zeigen paarige gelbe Flecken im Körperinneren. Das letzte Entwicklungsstadium (Pseudopuparium) sieht wie ein winzig kleines, ovales Döschen mit senkrechten Wänden aus und ist weiß bis gelblich gefärbt.

Die 0,25 mm langen spindelförmigen Eier werden an den Unterseiten jüngerer Blätter mit einem kleinen Stiel im Blatt verankert, durch welchen sie mit Feuchtigkeit versorgt sind. Frisch abgelegt sind sie weiß, werden aber während ihrer etwa sechs bis acht Tage dauernden Entwicklung (bei 20 °C) immer dunkler.

Biologie

Die Gewächshausmottenschildlaus gehört zu den Mottenschildläusen (Aleurodina) einer Untergruppe der Pflanzensauger.

Die Gewächshausmottenschildlaus durchläuft bis zum Imago mehrere Entwicklungsstadien.

Die Larven im ersten Stadium suchen auf dem Geburtsblatt eine Stelle zum Saugen von Pflanzensaft, die sie später nicht mehr verlassen. Ab dem zweiten Larvenstadium sitzen die Tiere an den Pflanzen fest. Mit Hilfe eines Saugrüssels (ähnlich wie bei Blattläusen) entnehmen sie Zuckersaft aus den Gefäßbündeln ihrer Wirtspflanze. Bei vielen Wirtspflanzen mit Blattetagen, wie Gurken oder Tomaten sind die eierlegenden Weibchen an den oberen, jüngeren Blättern zu finden; die Larven an den mittleren, die schlüpfenden Weißen Fliegen hingegen an den unteren, älteren Blättern.

Sowohl Eier, als auch Larven und erwachsene Tiere benötigen ständig frische Pflanzen für ihr Überleben und gehen an welken Blättern nach kurzer Zeit zugrunde.  In den gelben Flecken im Körperinneren leben symbiontische Mikroorganismen (Bakterien), die für die Mottenschildlaus wichtige Vitamine erzeugen. Während der Eientwicklung wandern die Bakterien vom Muttertier in die noch unfertigen Eier ein und werden auf diese Weise auf die Tiere der nächsten Generation übertragen.

Bei 21 °C dauert die Entwicklung vom Ei bis zum fertigen Insekt 25 bis 30 Tage. So können sich in jedem Jahr zahlreiche, überlappende Generationen entwickeln.

Die Weiße Fliege kann bei uns nur an grünen Pflanzen in Glashäusern oder Wohnräumen überwintern, da sie kein Ruhestadium besitzt und darüber hinaus kälteempfindlich ist.

Schadsymptome

Befallene Pflanzen werden in der Regel weniger durch die direkte Saugtätigkeit geschädigt, sondern durch zuckerhaltige Exkrete (Honigtau) der Larven. Da die Tiere bevorzugt an den Blattunterseiten sitzen, tropft der Honigtau auf darunterliegende Blätter und Früchte. Auf diesem glänzenden Belag können sich dann Schwärzepilze ansiedeln. Dieser sogenannte „Rußtau“, verschmutzt einerseits die Früchte, andererseits verlieren so befallene Blätter Assimilationsfläche, dadurch werden die Pflanzen geschwächt.

Wirtspflanzen

Neben Gurken, Tomaten und Melanzani, seltener auch Paprika und Bohne, werden viele Zierpflanzen und Unkräuter befallen.

Verbreitung

Weiße Fliegen sind in den gemäßigten Breiten weltweit auf Gewächshäuser, allenfalls noch deren Umgebung, beschränkt, da sie nicht im Freien überwintern können. In wärmeren Gebieten gilt diese Einschränkung hingegen nicht.

Ausbreitung und Übertragung

Die Gewächshausmottenschildlaus kann mit verschiedensten Pflanzenarten (meist mit Vermehrungsware) in allen Entwicklungsstadien (Eier, Larven, Pseudopuparien) verschleppt werden.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die Gewächshausmottenschildlaus hat sich zu einem wirtschaftlich bedeutenden Schädling von Gewächshausgemüse und Zierpflanzen entwickelt, da sie neben direkten Saugschäden, den Pflanzen indirekt als Virusvektor schadet und sie bereits Resistenzen gegen Insektizide entwickelt hat, was ihre Bekämpfung erschwert.

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Verhinderung der Überwinterung: besondere Gefahr geht von überwinternden Zierpflanzen (Ampelpflanzen in Vorräumen oder in benachbarten Wohnhäusern) aus. Besonders stark befallen sind oft Fuchsien, Gerbera, u.v.a.m.
  • Vermeidung der Verschleppung: niemals von einem stark befallenen Gewächshaus in ein nicht befallenes gehen
  • Monitoring: um den anfangs noch harmlosen Befall durch die Mottenschildlaus rechtzeitig zu erkennen, sollten beleimte Gelbtafeln knapp über den Pflanzenspitzen befestigt werden. Die gelbe Farbe lockt zahlreiche Schädlingsarten wie beispielsweise Weiße Fliege, Trauermücke und Minierfliege an. Gelbtafeln alleine sind aber nicht geeignet, um Weiße Fliegen effektiv zu bekämpfen.
  • Chemische Bekämpfung: Als chemische Bekämpfung kommen Spritzmittel gegen Weiße Fliege(n) (Mottenschildlaus) bzw. saugende Insekten in Frage. Es sind mindestens zwei Behandlungen im Abstand von etwa fünf bis sieben Tagen notwendig. Die Weiße Fliege neigt zur Ausbildung von Resistenz gegen Pflanzenschutzmittelwirkstoffe – dadurch wird häufiger Wechsel von Wirkstoffgruppen erzwungen (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel)
  • Biologische Bekämpfung: Durch die Freilassung von Encarsia-Erzwespen: diese kleine Erzwespe injiziert ihre Eier in junge Larven der Weißen Fliege, sodass zuletzt anstatt einer Weißen Fliege wieder eine Erzwespe schlüpft. In Einzelfällen müssen unter Umständen zusätzlich selektive nützlingsschonende Pflanzenschutzmittel angewandt werden. Wenn Nützlinge eingesetzt werden, sollten die unteren Blätter nicht zu rasch ausgegeizt werden, da hierbei oftmals auch noch nicht geschlüpfte Erzwespen mitentfernt werden. Weiters sollte dann auf Gelbtafeln verzichtet werden, da die Erzwespen ebenso von den Gelbtafeln abgefangen werden.
  • Weitere einsetzbare Nützlinge sind die Schlupfwespe Eretmocerus eremicus sowie die räuberische Wanze Macrolophus caliginosus, die gut mit dem Encarsia-Einsatz kombinierbar ist. Auch Raubmilben der Gattung Amblyseius und entomopathogene Pilze (Beauveria bassiana) können zur Befallsminderung gegen Weiße Fliegen eingesetzt werden.

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Aktualisiert: 18.01.2022