Walnussfruchtfliege

Rhagoletis completa

Steckbrief

Die Walnussfruchtfliege, auch amerikanische Walnussschalenfliege genannt, zählt zu den wichtigsten tierischen Schaderregen an Nüssen. Durch Befall der Früchte kann nicht nur die Nussschale schwarz und unansehnlich werden, sondern auch der Nusskern selbst beeinträchtigt werden. Bei starkem Befall kann dadurch die Nussqualität erheblich vermindert und Ernteausfälle verursacht werden.

Aussehen

In Aussehen und Lebensweise ist die Walnussfruchtfliege (Rhagoletis completa) der europäischen Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi) sehr ähnlich, mit der sie auch verwandt ist.

Die orange-braun gefärbten Fliegen sind ca. 4 bis 8 mm groß und durch ihre auffällige Flügelzeichnung (schwarze Bänder in den Flügeln) und ein gelbes Rückenschildchen gekennzeichnet.

Die Larven (Maden) sind weißlich-gelb gefärbt.

Biologie

Die Walnussfruchtfliege gehört unter der großen Gruppe der Fliegen zu den Fruchtfliegen (Trypetidae, Tephritidae).

Die Walnussfruchtfliege bildet nur eine Generation pro Jahr, wobei die Puppen im Boden überwintern. Temperaturabhängig schlüpfen ab etwa Ende Juni die erwachsenen Fliegen, deren Hauptflugzeit in den Sommermonaten liegt (v.a. August), welche aber noch bis in den späten Herbst hinein anhand von Fallenfängen beobachtet werden können. Die Eier werden in die grüne Fruchtschale gelegt. Die Larven leben gesellig in der Fruchtschale und ernähren sich vom Fruchtfleisch, wodurch dieses weich, schwarz und schleimig wird. In einer einzigen Fruchtschale können über 25 Larven gefunden werden. Nach einer drei- bis fünfwöchigen Fraßtätigkeit lassen sich die Larven entweder selbst aus der Nuss oder mit den Nüssen zu Boden fallen, um sich in der Erde zu vergraben und dort zu verpuppen. Erst im nächsten Jahr folgt die neue Fliegengeneration.

Schadsymptome

Durch die Fraßtätigkeit der Larven im Fruchtfleisch wird dieses weich, schwarz und schleimig. Beim Öffnen der Früchte bzw. der Fruchtschale sind die hell gefärbten Maden im Fruchtfleisch zu finden. Bei starkem Befall kann nicht nur die Nussschale schwarz und unansehnlich werden, sondern auch der Nusskern selbst beeinträchtigt werden. So kann es (abhängig von diversen Faktoren wie dem Zeitpunkt des Befalls und der Sortenwahl) beispielsweise zu einem reduzierten Nussgewicht und einem höheren Anteil von Nüssen ohne ausgebildeten Kernen kommen. Ebenso wurde vermehrt eine dunklere (tw. auch schwarze) Färbung der Kerne berichtet.

Verwechslungsmöglichkeiten bestehen mit Pilzen (Marssonina-Blattfleckenpilz) und Bakterienkrankheiten (bakterieller Walnussbrand), die ebenfalls äußerlich schwarze Fruchtschalen verursachen. Auch andere helle Fliegenmaden können in befallenem (faulen) Fruchtfleisch vorgefunden werden, diese sind aber meist nur sekundär als Detritus- bzw. Fäulnisfresser vorhanden.

Da Fruchtfliegen nur Früchte befallen, kommt es zu keiner Schädigung der anderen Pflanzenteile wie Blätter, Stamm, Äste oder Wurzeln.

Wirtspflanzen

Die Wirtspflanzen sind Nüsse (Juglans spp.), in Europa sind vor allem die Echte Walnuss (J. regia) und die Schwarze Walnuss (Schwarznuss, J. nigra) relevant, unter bestimmten Bedingungen dient auch Pfirsich (Prunus persica) als Wirtspflanze.

Verbreitung

Die ursprüngliche Heimat der Walnussfruchtfliege ist der Südwesten Nordamerikas. In Europa wurde sie das erste Mal in der Schweiz Ende der 1980er Jahre gefangen. In den darauffolgenden Jahren wurde sie auch in Italien, Slowenien, Kroatien, Deutschland, Frankreich und schließlich im Jahr 2008 auch in Österreich festgestellt. Vermutlich ist sie aber bereits einige Jahre zuvor in Österreich angekommen, wie aufgrund von mündlichen Mitteilungen angenommen werden kann und erst 2008 der erste offizielle Nachweis erfolgt. Erhebungen ab dem Jahr 2020 zeigten, dass die Walnussfruchtfliege in Österreich – wenn auch in unterschiedlicher Intensität - in allen Bundesländern vorkommt. Aktuelle Daten zum saisonalen Auftreten finden sie im jüngsten Bericht zum AGES-Warndienst-Walnussfruchtfliege.

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Mit gelben Klebefallen (vgl. Maßnahmen bei Kirschfruchtfliege) kann der Flugbeginn mittels einzelner Fallen bestimmt und ein Teil der adulten Fruchtfliegen abgefangen werden (Befallsreduktion). Bitte beachten Sie bezüglich des Flugbeginns auch die regionalen Warnmeldungen des AGES-Pflanzenschutz-Warndienstes.
  • Die frühzeitige Behandlung bzw. Vernichtung von befallenen Früchten ist eine bedeutende Maßnahme (Abtöten der Larven z. B. durch Tiefkühlen oder Verbrennen der Früchte) um das Auftreten der Walnussfruchtfliege in der kommenden Saison zu reduzieren. Diese Maßnahme ist nur wirksam, solange man die Larven in den befallenen Früchten finden kann.
  • Eine eher selten angewendete Gegenmaßnahme ist das Abdecken des Bodens unter einzelnstehenden Nussbäumen, sofern möglich, einerseits vor dem Fruchtfall, damit die Larven nicht zur Verpuppung bzw. Überwinterung in den Boden können, andererseits auch im Frühjahr bzw. Sommer (ab ca. Ende Juni), um das Schlüpfen bzw. Ausfliegen der Fliegen zu verhindern, wozu die Abdeckung an den Rändern jedenfalls dicht abschließen muss. Zu beachten ist, dass diese Maßnahme den Zuflug von Walnussfruchtfliegen aus der Nachbarschaft nicht verhindern kann.
  • Sind aktuell Pflanzenschutzmittel gegen diesen Schaderreger zugelassen so finden sie diese im Pflanzenschutzmittel-Register (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel).
  • Sortenwahl: bestimmte Sorten scheinen die Fruchtqualität bei Befall besser erhalten zu können als andere (vgl. Solar et al. 2020 sowie Merkblatt Agroscope)

Fachinformation

Forschung

Wir führen laufend Erhebungen zum Auftreten diverser wichtiger Fruchtfliegenarten in Österreich durch. So wurden in den Jahren 2008 bis 2010 Erhebungen zur Walnussfruchtfliege durchgeführt. Zudem wird seit 2020, in Kooperation mit den amtlichen Pflanzenschutzdiensten der Bundesländer bzw. den Landwirtschaftskammern, das saisonale Auftreten in unterschiedlichen Bundesländern erhoben und darauf aufbauend werden ab 2023 Warndienstmeldungen zum ersten Auftreten erstellt.

Publikationen

Lethmayer, C., Egartner, A., 2019. Invasive Fliegen im heimischen Obstbau. Besseres Obst (8), 7-8.

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Aktualisiert: 29.11.2023