Kirschfruchtfliege

Rhagoletis cerasi

Steckbrief

Die Europäische Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi) ist ein bedeutender heimischer Schaderreger aus der Familie der echten Fruchtfliegen (Tephritidae). Als einer der häufigsten Schädlinge der Kulturkirschen befällt sie meist ab Juni mittelspäte und späte Kirschensorten. Die in den Früchten fressenden Larven (Maden) zerstören das Fruchtfleisch und machen die Früchte ungenießbar.

Aussehen

Die erwachsenen Tiere der europäischen Kirschfruchtfliege sind 4 bis 5 mm lang, mit glashellen und von dunklen Bändern durchzogenen Flügeln. Auffällig ist das glänzende hellgelbe Rückenschildchen bei einem ansonsten glänzend schwarzen Körper.

Die kopf- und beinlosen Larven (Maden) sind weiß bis cremefarben und bis zu 6 mm lang.

Biologie

Ab etwa Mitte Mai (je nach Witterung) schlüpfen die Kirschfruchtfliegen aus Puppen, in welchen sie im Boden überwintert haben. Bevor es zur Eiablage kommt, benötigen die frisch geschlüpften Tiere eine Reifungszeit während der sie sich u.a. von den zuckerhaltigen Säften der Kirschenbäume ernähren. 

Acht bis zehn Tage nach dem Schlupf aus der Puppe beginnt bei sonnigem, warmen Wetter die Eiablage. Dabei werden die Eier einzeln unter die Fruchtschale der sich gerade färbenden Kirschen abgelegt und nachfolgend die Frucht mittels Duftstoff markiert um später ankommenden Weibchen zu signalisieren, dass die Frucht bereits belegt ist. Jedes Weibchen kann im Laufe ihrer bis zu zweimonatigen Flugzeit mehrere Hundert Eier legen. Etwa acht bis zwölf Tage später schlüpfen die Larven (Maden) und bohren sich tiefer in das Fruchtfleisch ein. In Kernnähe, häufig im Stielbereich der Frucht, fressen sie nun etwa drei bis vier Wochen lang.

Durch die Fraßtätigkeit der Fliegenmaden im Inneren der Kirschen verwandelt sich das Fruchtfleisch in eine weiche, faulige Masse. Nach Abschluss des Reifungsprozesses der Kirschen ist auch die Entwicklung der Larven abgeschlossen und die ausgewachsenen Larven lassen sich zu Boden fallen und verpuppen sich etwa 3 cm tief im Erdreich. Die Puppen überwintern im Boden, wobei die Sterblichkeit während es Winters aufgrund der Witterungsbedingungen sehr hoch (> 80 %) sein kann. Der Großteil der überlebenden Puppen schlüpft im nächsten Jahr als neue Generation, während bis zu 3 % der Puppen mehr als ein Jahr im Boden verbleiben.

Schadsymptome

Häufig zeigen befallene Früchte äußerlich um die Stielgegend eine bräunlich verfärbte Stelle. Im Inneren der Früchte kann man den Befall durch das weiche und faulige Fruchtfleisch um den Kern herum, sowie aufgrund der Anwesenheit einer Made in Kernnähe feststellen. In Befallsgebieten sind bis zu 80 % betroffene Früchte keine Seltenheit.

Da Fruchtfliegen nur Früchte befallen, kommt es zu keiner Schädigung der anderen Pflanzenteile wie Blätter, Stamm, Äste oder Wurzeln.

Wirtspflanzen

Als wichtigster heimischer tierischer Schaderreger an Kulturkirschen (Prunus avium) befällt die europäische Kirschfruchtfliege ab Juni mittelspäte und späte Kirschensorten. Daneben gelten jedoch auch die Weichsel (Prunus cerasus) und andere Prunus-Arten (z. B. Vogel- und Heckenkirschen) als Wirtspflanzen.

Verbreitung

Die Europäische Kirschfruchtfliege ist in Europa und Asien verbreitet, wurde jedoch auch bereits in Nordamerika nachgewiesen.

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Sortenwahl: frühreife Kirschensorten sind für gewöhnlich weniger betroffen
  • Nebenwirte fernhalten: Entfernen oder Umpfropfen von Wildkirschen; in Befallsgebieten keine Heckenkirschen pflanzen
  • Schlupfverzögerung - relevant für Anlagen mit Sorten mittlerer Reifezeit: durch spätes Mähen des Unterwuchses bleibt der Boden länger kühl, dies kann den Schlupf der Adulten etwas verzögern 
  • Hygiene in der Obstanlage: frühe und vor allem vollständige Ernte entfernt auch einen Großteil der Larven aus der Anlage; auch unverwertbares (befallenes) Obst sollte aus der Anlage verbracht und schadlos vernichtet werden, um das Einwandern in den Boden zu verhindern
  • Geflügelhaltung (Hühnerhaltung) in der Anlage – diese picken Maden und Puppen vom Boden auf, wodurch der Befallsdruck reduziert werden kann
  • Einnetzungen (physische Barriere)
    • Netze sollten von Flugbeginn bis zur Ernte installiert sein (nötige Maschenweite: 1,3 mm) 
    • Anlagen mit niedrigen Baumhöhen – mittels Netzen kann der Zuflug der Fliegen in neu gepflanzte Anlagen verhindert werden
    • Hausgarten – es kann ausreichend sein, einzelne Äste mit Netzen zu versehen um an diesen unbefallenes Obst ernten zu können
  • Bodenabdeckungen der Baumscheibe (physische Barriere)
    • Bei Hochstammanlagen – durch Netze kann der Schlupf der adulten Kirschfruchtfliegen aus dem Boden unterdrückt werden 
    • Installation bei Flugbeginn (Netzränder werden eingegraben, nötige Maschenweite 0,8 mm), die Fliegen müssen dabei bis zur Ernte unter dem Netz gefangen bleiben
    • Es ist ein Mindestabstand von 200 m zu anderen befallenen Kirschenbäumen nötig!
  • Gelbe Klebefallen (z.B. Leimtafeln oder vergleichbare Fallen) zum Abfangen der Adulten
    • Zur Bestimmung des Flugbeginns (mittels einzelner Fallen)
    • Zur Kontrolle bzw. Befallsreduktion: je nach Baumgröße wird eine Installation von zwei bis zehn Fallen zu Flugbeginn, sonnenseitig außen an der Krone empfohlen (zur Nützlingsschonung ist eine Verwendung jedoch nur von Flugbeginn bis zur Ernte zu empfehlen)
  • Warnmeldungen beachten - Flugbeginn der adulten Kirschfruchtfliegen wird von uns mittels Fallen erfasst und mit Warnmeldungen bekannt gegeben 
  • Optimaler Zeitraum zur Bekämpfung ist die Reifungszeit der Fliegen (ab Schlupf bis zur Eiablage)
  • Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung der Kirschfruchtfliege sind im Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel gelistet.

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Aktualisiert: 11.04.2023