Birnblattsauger
Cacopsylla sp.
Steckbrief
Die Birnblattsauger können an Birnbäumen neben ihren Saugschäden und der Honigtau-Produktion besonders durch die Übertragung von Phytoplasmen beträchtliche Schäden verursachen.
Aussehen
Die zu den Pflanzensaugern zählenden Birnblattsauger werden der Familie der Blattsauger oder Blattflöhe (Psyllidae) zugeordnet.
Es gibt drei Arten an Birnblattsaugern:
- Großer Birnblattsauger (Cacopsylla pyrisuga)
- Gemeiner Birnblattsauger (Cacopsylla pyri)
- Gefleckter (Kleiner) Birnblattsauger (Cacopsylla pyricola)
Der Große Birnblattsauger ist 3 bis 4 mm lang, anfangs hellgrün und später dunkelbraun gefärbt. Die beiden anderen Birnblattsauger-Arten sind viel kleiner (ca. 2 -3 mm) und dunkel gefärbt.
Die ca. 1,5 bis 2 mm großen Larven sind platt gedrückt, gelblich rot bis braun gefärbt und entwickeln sich über mehrere Larvenstadien zu adulten Blattflöhen.
Biologie
Die Birnblattsauger treten ab dem Frühjahr auf und sind je nach Art bis in den Sommer hinein zu finden, mit Vorliebe an noch jungen Trieben.
Der Große Birnblattsauger tritt nur mit einer Generation pro Jahr auf und macht einen Wirtswechsel. Die erwachsenen Tiere überwintern bevorzugt an Nadelbäumen. Im Frühjahr kehren sie zu ihren Wirtspflanzen (Birnbäume) zurück. Zur Zeit des Knospenaufbruchs werden die Eier einzeln oder in Häufchen an jungen Blättern, Blattstielen und an Trieben abgelegt. Die Eiablage findet in zwei großen Schüben mit einem Intervall von vier bis sechs Wochen statt (ca. Ende März und Ende Mai). Ab Mitte Mai erscheinen die Larven. Sie sitzen dicht zusammengedrängt an Blattunterseiten, Blattstielen und Trieben, saugen aus der Pflanze ihre Nahrung und scheiden große Mengen von flüssigem Kot („Honigtau“) aus, sodass bald ganze Triebe und Blätter davon überzogen sind. Die Larven setzen sich gerne an der Basis der noch weichen Triebe fest. Ab Juni erscheinen die erwachsenen Tiere, die meist mit dachförmig zusammengelegten Flügeln an den Blattunterseiten sitzen. Erwachsene Blattflöhe können gut springen, sie verlassen die Birne nach kurzer Saugtätigkeit an den Blättern und wandern im Juni ab. Im folgenden Frühjahr kommen sie, bevor die Knospen schwellen, wieder auf die Birnbäume zurück.
Im Gegensatz zum Großen Birnblattsauger hat der Gemeine Birnblattsauger keinen Wirtswechsel und überwintert in Rindenverstecken der Wirtsbäume oder in der Streuschicht am Boden. Sie beginnen sehr zeitig (ca. März) mit der Eiablage an Zweigen und Knospen. Witterungsabhängig werden mehrere (drei bis fünf) Generationen pro Jahr gebildet. Individuen dieser Art sind daher auch im Sommer vorhanden.
Der Gefleckte Birnblattsauger hat eine ähnliche Biologie und Lebensweise wie der Gemeine Birnblattsauger (mehrere Generationen pro Jahr, kein Wirtswechsel).
Schadsymptome
Im späten Frühjahr sind die oft in großer Anzahl an den Trieben sitzenden kleinen Larven und das durch ihre Saugtätigkeit verursachte teilweise starke Einrollen und Kräuseln der Blätter und Triebe deutlich zu sehen. Die Triebe werden in Folge schwarz und sterben ab. Reichliche Ausscheidung von klebrigem Honigtau ermöglicht die Ansiedlung von Rußtaupilzen, die schwärzliche Beläge auf den Früchten und Trieben erzeugen.
Guter Hinweis für ein Auftreten der Blattsauger sind die zu- und abwandernden Ameisen, die den Honigtau aufnehmen.
Der Gemeine Birnblattsauger verursacht ähnliche Schäden wie der Große Birnblattsauger. Die Blattrollungen und -deformationen sind jedoch trotz sehr starker Kotausscheidung geringer.
Wirtspflanzen
Wirtspflanzen sind Birnbäume (Pyrus communis) und andere Pyrus-Arten.
Verbreitung
Birnblattsauger sind in Europa, Asien und Nordafrika verbreitet.
Wirtschaftliche Bedeutung
Bei starkem Befall kann der Fruchtansatz beachtlich vermindert und auch starke Triebstauchungen verursacht werden, die zum Absterben führen können. Zusätzlich entstehen durch Honigtau und Rußtaupilze eine Verunreinigung der Früchte und damit eine Qualitätsminderung.
Große Bedeutung kommt allen drei Blattfloharten als Überträger (Vektor) des Birnenverfalls zu. Birnenverfall ist eine von Phytoplasmen ('Candidatus Phytoplasma pyri') verursachte Krankheit. In den österreichischen Birnen-Anbaugebieten ist diese bereits weit verbreitet.
Vorbeugung und Bekämpfung
Direkte Maßnahmen:
- stark geschädigte Triebe abschneiden und vernichten
- Austriebsbehandlungen (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel) können einen Teil der an Stamm und Ästen überwinternden Tiere abtöten.
- Frühjahrsbehandlung: bei Auftreten der Larven mit für diesen Zweck zugelassenen Insektiziden (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel). Stark befallene, noch weiche Triebe können in die Spritzbrühe getaucht werden. Da der Honigtau die Tiere schützt, ist es günstig, Behandlungen mit hohem Druck und erhöhter Aufwandmenge bzw. nach starken Regenfällen (Honigtau wird durch den Regen teilweise abgewaschen) durchzuführen. Frühzeitige Behandlungen verhindern Schäden im Sommer.
- Zur Behandlung von Blattsaugern zugelassene Insektizide mit entwicklungshemmender Wirkung (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel) sollten ab Beginn der Eiablage im Frühjahr ausgebracht werden, larvizid wirkende Präparate ab dem Schlupf der Larven.
Biologische Bekämpfung:
Die wichtigsten natürlichen Feinde der Birnblattsauger sind die räuberischen Blumenwanzen (Anthocoridae), aber auch Marienkäfer, Florfliegen und Ohrwürmer.
Fachinformation
Publikationen
Lethmayer, C., Hausdorf, H., Suarez-Mahecha, B., Reisenzein, H., 2011. The importance of psyllids (Hemiptera: Psyllidae) as vectors of phytoplasmas in pome and stone fruit trees in Austria. Bulletin of Insectology, 64, 255-256.
Reisenzein, H., Lethmayer, C., 2016. Studies on the interaction between 'Ca. phytoplasma pyri' and the vectoring psyllids. IOBC-WPRS Bulletin, 112, 55-60.
Unsere Monitoring-Aktivitäten
In den Jahren 2009, 2010 und 2011 erfolgten Psyllidae-Aufsammlungen in Birnenanlagen in NÖ.
Projekte
EU-ERANET EUPHRESCO-II-Projekt APOPHYT: „Evaluation of factors determining distribution, impact, detection and characterization of fruit tree phytoplasmoses", 01.09.2012 – 31.08.2014, Projektpartner
BIOLURE-Projekt: "Bekämpfung von Insekten mit olfaktorisch wirkenden Lockstoffen und Repellentien. Entwicklung innovativer Lockstofffallen für das Monitoring und den Massenfang von Vektoren von Phytoplasmosen an Kernobst", 01.01.2012 – 31.08.2014; Projektpartner
UTA-PD-NÖ-Projekt: "Untersuchungen der Tafelbirne Uta für den Erwerbsobstanbau auf Anfälligkeit für den Erreger des Birnenverfalls (Pear decline) und der Rolle der Blattsauger (Psyllidae) als Vektoren", 01.01.2012 – 31.12.2013; Projektpartner
Services
Aktualisiert: 11.04.2023