Europäische Faulbrut
Melissococcus plutonius
Steckbrief
Die Europäische Faulbrut ist eine Erkrankung der Bienenbrut, die durch das Bakterium Melissococcus plutonius verursacht wird. Sekundär können weitere Bakterien beteiligt sein. Über das Futter wird die junge Larve infiziert; sie stirbt entweder vor oder nach der Verdeckelung ab. Falls die Larve überlebt, ist die schlüpfende Biene zwergenhaft ausgebildet.
Vorkommen
Die Europäische Faulbrut ist auf allen Kontinenten, auf denen die Westliche Honigbiene vorkommt, nachgewiesen und weit verbreitet.
Erregerreservoir
Melissococcus plutonius bildet als Dauerform Kapseln. Diese sind vergleichsweise weniger widerstandsfähig als die Sporen von Paenibacillus larvae, dem Erreger der Amerikanischen Faulbrut. Die Kapseln befinden sich massenhaft im Kot der befallenen Larven sowie in abgestorbenen Larven.
Infektionsweg
Übertragung im Volk: Die Sporen werden durch Putz- und Ammenbienen im Stock verbreitet und über das Futter an die Larven weitergegeben.
Übertragung von Volk zu Volk: Die Übertragung erfolgt durch die Bienen selbst bei Verflug, Räuberei oder bei Kontakt mit Bienenkot (z. B. an Wassertränken). Besonders wichtig ist aber auch die Übertragung durch imkerliche Tätigkeiten, wie Kauf von Wabenmaterial und Geräten mit Erregerbelastung, Wabentausch oder Vereinigung von gesunden mit kranken Völkern.
Inkubationszeit
Bis zu 48 Stunden
Symptomatik
Absterben der Brut
Therapie
Mitunter kann sich das Volk von selbst erholen, oder die Gesundung kann durch Entnahme von betroffenen Brutwaben unterstützt werden. Zumeist ist jedoch das Kehrschwarmverfahren das Mittel der Wahl für eine Bekämpfungsmaßnahme. Für eine medikamentöse Therapie stehen in Österreich keine zugelassenen Medikamente zur Verfügung.
Vorbeugung
Generell sollten nur gesunde, starke Völker gehalten werden, da diese über eine bessere Abwehrkraft verfügen. Vorsicht beim Erwerb von Völkern und Gerätschaften ist angezeigt, etwa die Errichtung eines separaten Quarantänestandes für eingefangene Fremdschwärme sowie neu zugekaufte Völker.
Situation in Österreich
In Österreichs Honigbienenvölkern tritt die Europäischer Faulbrut selten auf. Das Auftreten von Europäischer Faulbrut ist nicht anzeigepflichtig. Daher wird die Häufigkeit des Auftretens nur stichprobenartig im Zuge von Forschungsprojekten erhoben. In den Jahren 2015 bis 2016 wurden im Zuge des Projektes „Zukunft Biene“ etwa 200 Bienenstände zu drei Besuchsterminen auf klinische Symptome überprüft, Europäische Faulbrut wurde nicht beobachtet.
Fachinformation
Die Europäische Faulbrut ist eine Erkrankung der Bienenbrut, die durch das Bakterium Melissococcus plutonius verursacht wird. Sekundär können weitere Bakterien beteiligt sein. Über das Futter wird die junge Larve infiziert; sie stirbt entweder vor oder nach der Verdeckelung ab. Es kommt zu einer bräunlich-schwarzen Verfärbung und einer Umwandlung der Larve in eine breiige, manchmal wässrig körnige Masse (in Ausnahmefällen fadenziehend), die danach zu einem glatten, glänzenden, locker sitzenden Schorf eintrocknet. Falls die Larve überlebt, ist die schlüpfende Biene zwergenhaft ausgebildet. In manchen Ländern, z. B. der Schweiz und Großbritannien, ist die Europäische Faulbrut ein großes Problem. In Österreich tritt sie derzeit eher selten auf.
Die Infektion der Larve erfolgt über das Futter und ist bis zu einem Alter von 48 Stunden möglich. Der Erreger vermehrt sich im Mitteldarm der Larve. Meist stirbt die Larve nach wenigen Tagen noch im Rundmadenstadium.
Symptomatik
Häufig stirbt die Brut noch im Rundmadenstadium ab, seltener nach der Verdeckelung. Stirbt die Larve vor der Verdeckelung, so liegt die Larve schlaff, oft seitlich verdreht in der Zelle. Die Körpersegmentierung ist kaum sichtbar und am hinteren, blinden Darmende kann ein schmutzig gelblicher Klumpen durchschimmern. Durch das Ausräumverhalten der Putzbienen entsteht ein lückiges Brutnest.
Stirbt die Brut nach der Verdeckelung ab, so sind die Zelldeckel häufig löchrig und eingesunken oder können auch vollständig fehlen. Ein schwarzer, lackartiger Überzug auf der Innenseite des Zelldeckels, der große Mengen an Bakterien enthält, ist möglich. Der Zellinhalt kann entweder eine breiige, braune Masse (in der Regel nicht fadenziehend bei Streichholzprobe) sein oder ein eingetrockneter Schorf mit glatter, glänzender Oberfläche. Dieser liegt locker am Zellboden und lässt sich leicht als Schuppe mit Pinzette aus der Zelle heben.
Falls die Larve überlebt, ist die schlüpfende Biene zwergenhaft ausgebildet. Am Symptombild sind auch andere Bakterien in von Fall zu Fall variierendem Ausmaß beteiligt, wie z. B. Streptococcus faecalis, Paenibacillus alvei und Achromobacter eurydice. Dadurch kann es zu einem unterschiedlichen Aussehen bzw. einer unterschiedlichen Geruchsentwicklung bei der abgestorbenen Brut kommen.
Krankheitsverlauf
Die Verlaufsform der Erkrankung kann leicht bis schwer sein. Die Trachtverhältnisse beeinflussen den Infektionsverlauf.
Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Brutkrankheiten bzw. –störungen:
- Amerikanische Faulbrut: Die abgestorbene Larve sinkt zu einer formlosen Masse zusammen, ein darin eingetauchtes Stäbchen formt beim Herausziehen einen Faden („fadenziehend beim Streicholztest“); diese Masse trocknet zu einem festsitzenden Schorf ein
- Sackbrut: Die abgestorbene Streckmade verwandelt sich in einen flüssigkeitsgefüllten Sack, der später zu einem schiffchenförmigen Schorf eintrocknet
- Folgeinfektionen der Varroose: Die Brutschäden können ähnlich der Europäischen Faulbrut aussehen, sind aber durch Virusinfektionen, z. B. durch das Akute Bienenparalyse Virus, verursacht. Es ist ein hoher Varroabefall an Brut zu beobachten
- durch Verkühlung abgestorbene Brut (z. B. bei Kälteeinbrüchen im Frühjahr): Durch ein Missverhältnis der Volksstärke mit der Brutfläche unterkühlt die Brut und stirbt ab. Es ist abgestorbene Brut aller Stadien zu finden, die Verfärbungen (gelblich oder grau) und Zerfallserscheinungen zeigen kann (formlos zersetzte Masse)
Therapie
Für eine medikamentöse Therapie stehen in Österreich keine zugelassenen Medikamente zur Verfügung. Mitunter kann sich das Volk von selbst erholen, oder die Gesundung kann durch Entnahme von betroffenen Brutwaben unterstützt werden. Zumeist ist jedoch das Kehrschwarmverfahren das Mittel der Wahl für eine Bekämpfungsmaßnahme.
- Volk abkehren, Kunstschwarm auf Mittelwände setzen
- Ausreichende Flüssigfütterung (regt auch den Putztrieb an)
- Einschmelzen der Waben
- Wachs und Propolisreste von Beuteninnenseite abkratzen oder mittels Dampfstrahler reinigen
- Abwaschen der Geräte (Stockmeißel, Futtergeschirr) und Beuten mit 3%iger heißer Sodalauge; mit klarem Wasser nachspülen (ACHTUNG – Sodalauge ist ätzend; Schutzkleidung (Brille, Handschuhe) ist daher unbedingt erforderlich)
- Oder Abflammen der Beuten mit Gasbrenner
- Wabenschrank und Bienenhaus reinigen und ev. abflammen; nicht abflammbare Teile mit Lauge reinigen
Vorbeugung
Generell sollten nur gesunde, starke Völker gehalten werden, da diese über eine bessere Abwehrkraft verfügen. Vorsicht beim Erwerb von Völkern und Gerätschaften ist angezeigt, etwa die Errichtung eines separaten Quarantänestandes für eingefangene Fremdschwärme sowie neu zugekaufte Völker. Um die Verbreitung im Betrieb zu vermeiden, sollten keine Futter- oder Pollenwaben bei Verdacht auf Europäische Faulbrut im Betrieb zugehängt werden. Außerdem sollte kein Honig verfüttert werden, sondern nur Zucker oder Futtersirup. Die Bienentränken sind vor Verkotung zu schützen. Gute Frühjahrstrachten sind günstig für die Widerstandsfähigkeit bzw. Selbstheilungskraft eines Volkes.
Diagnostik
Die Symptome der Europäischen Faulbrut sind nicht immer eindeutig. Es bestehen Verwechslungsmöglichkeiten mit Amerikanischer Faulbrut und anderen Brutkrankheiten und -störungen. Es wird daher eine Meldung an die Bezirksverwaltungsbehörde (BH, Amtstierarzt) empfohlen, um dem Verdacht auf die anzeigepflichtige Krankheit „Amerikanische Faulbrut“ nachgehen zu können. Die Ausschlussuntersuchung bezüglich Amerikanischer Faulbrut erfolgt dann für den Imker oder die Imkerin kostenlos.
Zur eindeutigen Identifizierung des Erregers Melissococcus plutonius steht die molekularbiologische Untersuchungsmethode PCR zur Verfügung. Diese Untersuchung erfolgt nur auf ausdrücklichen Wunsch und bei Kostenübernahme durch den Einsender.
Probeneinsendung: Brutwabenstück mit erkrankter Brut
Kontakt
Leitung
DI Hemma Köglberger
- hemma.koeglberger@ages.at
- +43 50 555-33127
-
1220 Wien
Spargelfeldstraße 191
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Aktualisiert: 28.03.2024