Epizootische Hämorrhagie
EHDV
Steckbrief
Die Epizootische Hämorrhagie (EHD; Epizootic haemorrhagic disease) ist eine Viruserkrankung wildlebender und domestizierter Wiederkäuer. Bei bestimmten Hirscharten kann es zu hohen Erkrankungs- und Todesraten kommen. Menschen sind von der Erkrankung nicht betroffen.
Vorkommen
Nord- und Südamerika, Asien und Afrika (darunter auch ans Mittelmeer angrenzende Länder wie Israel, Türkei, Jordanien, Marokko, Algerien und Tunesien) sowie Australien
Wirtstiere
Wildlebenden und domestizierten Wiederkäuer. Klassischerweise betrifft die Erkrankung Weißwedelhirsche in Nordamerika. Auch Rinder können klinisch erkranken, während eine Erkrankung kleiner Wiederkäuer (z. B. Schaf, Ziege) nicht vorkommt.
Infektionsweg
Die Übertragung erfolgt über den Stich/Biss von Insekten (Gnitzen). Ungeborene Fohlen können im Mutterleib infiziert werden. In gemäßigten Zonen erfolgt die Infektion üblicherweise im Spätsommer/Herbst, während sie in tropischen Zonen ganzjährig vorkommen kann.
Inkubationszeit
2-10 Tage
Symptomatik
Klinische Erkrankungen betreffen hauptsächlich bestimmte Hirscharten, können aber auch bei Rindern vorkommen. Es kann zu Fieber, Ödemen, Atem- und Schluckbeschwerden, Blutungen, Schleimhaut- und Hufbandentzündungen, Lahmheit, Mattigkeit kommen. Auch Aborte und Totgeburten treten auf.
Therapie
Eine spezifische Therapie ist nicht möglich. Erkrankte Tiere können nur symptomatisch behandelt werden.
Vorbeugung
Impfstoffe sind vereinzelt in Japan und den USA in Verwendung. Dabei handelt es sich um abgeschwächte Lebendvakzinen oder inaktivierte Impfstoffe.
Situation in Österreich
Die Epizootische Hämorrhagie ist bisher weder in Österreich noch in anderen Europäischen Ländern vorgekommen.
Fachinformation
Auslöser der Epizootischen Hämorrhagie ist ein mit dem Virus der Blauzungenkrankheit verwandtes Virus (EHDV), das ebenfalls durch Insekten (Gnitzen) übertragen wird. Die Erkrankung wurde in Europa bisher nicht beobachtet, breitet sich aber als Folge des Klimawandels zunehmend aus.
EHDV sind unbehüllte Viren mit doppelsträngiger RNA, die in 10 verschiedene Segmente aufgeteilt sind. Mindestens acht verschiedene Serotypen werden unterschieden. EHDV ist instabil bei höheren Temperaturen (Inaktivierung bei 50 °C und 3h Einwirkzeit; bzw. 60 – 121 °C und 15 min Einwirkzeit). Organische Lösungsmittel wie Ether und Chloroform sind relativ wenig wirksam (unbehülltes Virus). Wirksam sind Desinfektionsmittel auf Basis von ß-Propiolactone, 2% w/v Glutaraldehyde, Säuren, Laugen (2% w/v NaOH), 2-3% w/v Natriumhypochlorit, Iodophore und Phenole.
Symptomatik
EHD ist eine wichtige Differentialdiagnose zur Blauzungenkrankheit bei Hirschen. Bei Rindern kommen Blauzungenkrankheit (BT), Bovines Virusdiarrhoe (BVD), Maul- und Klauenseuche (MKS), Infektiöse Bovine Rhinotracheitis (IBR), Vesikuläre Stomatitis (VS) und Bösartiges Katarrhalfieber (BKF) als Differentialdiagnosen in Betracht. Schafe und Ziegen erkranken nicht klinisch.
Diagnostik
Aufgrund der unspezifischen Symptomatik ist eine labordiagnostische Abklärung unerlässlich. Das Virus selbst kann effizient und sehr sensitiv und spezifisch in der real-time PCR nachgewiesen werden. Ähnlich zu BTV ist auch EHDV im EDTA-Blut lange nachweisbar (> 50 Tage nach Infektion). Antikörper können ab 10-14 Tagen nach Infektion im kompetitiven ELISA nachgewiesen werden.
Benötigtes Probenmaterial: EDTA-Blut und Serum beim lebenden Tier; Milz, Lunge, Lymphknoten, Leber.
Kontakt
Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling
- vetmed.moedling@ages.at
- +43 50 555-38112
-
2340 Mödling
Robert Koch-Gasse 17
Aktualisiert: 13.01.2022