FF-IPM – Fruit Flies In-silico / Prevention & Management
Zusammenfassung
Im Mittelpunkt des Projekts FF-IPM stehen drei wirtschaftlich bedeutende Fruchtfliegenarten mit breitem Wirtspflanzenspektrum, die eine unmittelbare Bedrohung für die europäische Frischobstproduktion darstellen. Es werden Instrumente geschaffen, um vorhersagen zu können, wo und wann diese Fruchtfliegenarten wahrscheinlich nach Europa eingeschleppt werden und sich ausbreiten können. Außerdem werden neue Methoden entwickelt, um verschiedene Entwicklungsstadien dieser Fruchtfliegenarten schnell zu erkennen und zu identifizieren. Schließlich werden weiterentwickelte, neuartige Managementmaßnahmen gegen diese Fruchtfliegenarten getestet.
Projektbeschreibung
Die drei Fruchtfliegenarten im Fokus des Projekts FF-IPM sind bereits auf mehreren Kontinenten vertreten: die Mittelmeerfruchtfliege (Ceratitis capitata) tritt mittlerweile auch in nördlichen, gemäßigten Gebieten Europas auf, die Orientalische Fruchtfliege (Bactrocera dorsalis) und die Pfirsichfruchtfliege (B. zonata) sind zwei neue (invasive) Schädlinge, die eine unmittelbare Bedrohung für die europäische Frischobstproduktion darstellen. Die Verbreitung der Schaderreger erfolgt einerseits über natürliche Migration in neue, klimatisch geeignete Gebiete sowie über den Transport von befallenen Früchten durch Handel und Tourismus.
Das Risiko der Einschleppung und Etablierung von invasiven, wirtschaftlich bedeutenden Fruchtfliegenarten nach Europa ist durch den Klimawandel im letzten Jahrzehnt stark angestiegen und wird weiter zunehmen. Für die Entwicklung einer verbesserten, zuverlässigen und effizienten europäischen Überwachungs- und Kontrollstrategie für diese Pflanzenschädlinge sind entsprechende transnationale, koordinierte Forschungs- und Entwicklungsarbeiten notwendig.
Im Rahmen des Projektes nützen die Expert:innen von FF-IPM bestehende Tools und Dienste zur Überwachung und Kontrolle von Schaderregern, entwickeln innovative Frühwarnsysteme und damit verbundene artspezifische Detektions- und Früherkennungsmethoden für alle Entwicklungsstadien der Schädlinge, bis hin zu Eindämmungs- und Eradikationsmaßnahmen im Rahmen von Integrierten Pflanzenschutzkonzepten in Europa. Es werden innovative Präventionsinstrumente zum Aufspüren von mit Fruchtfliegen befallenen Früchten (e-Nose) sowie zur raschen Identifizierung von beanstandeten Importsendungen (Rapid-Molecular-Pest-ID-Tools) und Produktionsmitteln der verarbeitenden Industrie entwickelt. Artspezifische e-Trapping-Systeme (Fangsysteme) werden für die drei Fruchtfliegenarten weiterentwickelt und durch neuartige Erkennungsstrategien auf Grundlage räumlicher Modellierung eingesetzt. "ON als auch OFF-Season"-Ansätze (während und außerhalb der Saison) des Integrierten Pflanzenschutzmanagements sowie unterschiedliche Detektionsstrategien werden in acht verschiedenen Ländern an ausgewählten Standorten auf ihre Wirksamkeit geprüft. Die generierten Daten aus Versuchen zu den Themengebieten Überwinterungsdynamik, Verhalten unter Stressbedingungen, Etablierungs- und Verbreitungsmuster bei niedrigen Populationsdichten in Kombination mit räumlichen Populationsmodellen sollen dazu beitragen, die entscheidenden Faktoren für das Aufkommen und Etablierung neuer Schaderreger in Zeiten des Klimawandels besser zu verstehen.
Spezifische Ziele des Projekts:
- Schaffung eines grundlegenden Paradigmenwechsels im integrierten Pflanzenschutz gegen Fruchtfliegen von Maßnahmen während der Saison (ON-Season) zu außerhalb der Saison (OFF-Season)
- Effizienzsteigerung von integrierten Pflanzenschutzmaßnahmen durch den Einsatz innovativer Simulations- und Modellierungsprogramme und die Entwicklung neuartiger Maßnahmen und Dienste.
- Verbessertes Management des phytosanitären Risikos aufgrund der Einschleppung von schädlichen Fruchtfliegenarten durch den Einsatz innovativer Präventions-, Erkennungs- und Diagnose-Maßnahmen sowie neuer Strategien und Dienste.
- Umsetzung der europäischen Pflanzengesundheitspolitik sowie die Bereitstellung von fachspezifischer Unterstützung für relevante lokale, regionale und europäische Pflanzengesundheitsbehörden.
Unsere Schwerpunkte im Projekt:
Wir bearbeiten schwerpunktmäßig Fragestellungen
- zum Überwinterungspotential und zur Kältetoleranz ausgewählter Fruchtfliegenarten
- zur Entwicklung von molekularen Nachweismethoden ausgewählter Fruchtfliegenarten
- zur Testung von molekularen Nachweismethoden zur Nachverfolgbarkeit der Herkunft von Fruchtfliegen und zur Erfassung der saisonalen Populationsdynamik
- zur Testung von e-Trapping-Systemen
- zur Entwicklung von Infrastruktur und Instrumenten um die Entscheidungsfindung für Prävention und Pflanzenschutzmaßnahmen zu unterstützen
- zu Vorteilen und Machbarkeit der neu entwickelten Bekämpfungsstrategie im Einklang mit bestehenden Rechtsnormen
- Zum Teil erfolgt bei den diagnostischen Fragestellungen eine Kooperation mit dem Euphresco-Netzwerk.
Nutzen des Projekts
Durch die Entwicklung ganzheitlicher, wissensbasierter Ansätze und innovativer Maßnahmen im Pflanzenschutz kann ein lückenloses, dem Jahreszyklus angepasstes, lokales Fruchtfliegen-Management geschaffen werden, um die Risiken durch invasive Fruchtfliegenarten für die Obstproduktion und die verarbeitende Industrie effektiver zu reduzieren.
Projektdetails
Projektakronym: FF-IPM
Projektleitung: University of Thessaloniki, Griechenland
Projektleitung AGES: Univ. Doz. DI Dr. Sylvia Blümel
Projektpartner: FF-IPM hat 21 Projektpartner/Institute aus 10 EU-Ländern sowie Zypern, Israel, Südafrika, China und den Vereinigten Staaten von Amerika und umfasst Universitäten, angewandte, außeruniversitäre Forschungsinstitute sowie Interessensvertreter aus Industrie und Wirtschaft. Details dazu finden Sie auf der Website des Projekts FF-IPM.
Finanzierung: H2020-EU.3.2.1.1. - Increasing production efficiency and coping with climate change, while ensuring sustainability and resilience (Topic SFS-05-2018-2019-2020 - New and emerging risks to plant health).
Projektlaufzeit: 09.2019 bis 02.2024
Weitere Informationen
Aktualisiert: 07.03.2023