Tierseuchenradar – September 2021
Im österreichischen Tierseuchenradar werden Informationen zur internationalen Lage und Ausbreitung der bedeutendsten Tierseuchen und Tierkrankheiten, die für Österreich relevant sind, bewertet und zusammengestellt. Dadurch können mögliche Risiken für Österreich früh erkannt und kommuniziert werden. Der Tierseuchenradar erscheint monatlich.
Für Deutschland und die Schweiz stehen mit dem Radar Bulletin entsprechend länderspezifische Beurteilungen der Tierseuchen-Risiken monatlich zur Verfügung.
CAVE: Im folgenden Bericht bezieht sich der Begriff "Fall" auf die im Animal Disease Information System (ADIS) gemeldeten Ausbrüche (Seuchenmeldungen) und nicht auf die Anzahl der einzelnen betroffenen Tiere.
Die Datenabfrage erfolgt im ADIS zum angegebenen Stichtag. Nachmeldungen von Fällen nach dem Stichtag der Abfrage können nicht dargestellt werden. Daraus können sich Unterschiede in den Fallzahlen zu früheren Ausgaben des Tierseuchenradars ergeben.
Gesichtete Quellen: ADIS
Definition der Ampelfarben:
Rot-Schwarz: Die Tierseuche/Tierkrankheit tritt in Österreich auf. Spezifische Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen werden getroffen. | |
Rot: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist hoch. Es werden konkrete Maßnahmen zum Schutz österreichischer Tierbestände getroffen. | |
Orange: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist mittel. Erhöhte Aufmerksamkeit ist angezeigt. | |
Grün: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist gering und die Situation unauffällig. |
Neue Meldungen | Jul. | Aug. | Sep. | |
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ASP | Afrikanische Schweinepest (ASP): Im September 2021 wurden in Europa 242 Ausbrüche bei Hausschweinen und 520 bei Wildschweinen gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Anzahl der ASP-Fälle bei Hausschweinen und Wildschweinen gesunken. Die Situation in den Nachbarländern bleibt für Österreich jedoch besorgniserregend, da Ungarn, die Slowakei und Deutschland auch im September Fälle von ASP bei Wildschweinen gemeldet haben. Aufgrund der geringen Entfernung zur österreichischen Staatsgrenze wird das Risiko für Österreich als hoch eingestuft. | |||
HPAI |
Hochpathogene aviäre Influenza (HPAI): Im September 2021 wurden in
Europa 18 Ausbrüche von HPAI gemeldet. Aus Finnland, Schweden,
Frankreich, Belgien und den Niederlanden wurden insgesamt 17 Fälle
bei Nicht-Geflügel gemeldet. Ein Fall bei Geflügel in
Tschechien. Im September trat in Österreich kein Fall von HPAI auf. Das Risiko eines Eintrages in Geflügelhaltungen und Nicht-Geflügel-Populationen wird als mittel eingestuft. |
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RABIES | Tollwut (RABIES): Fälle in Polen, der Türkei und Deutschland. In Österreich treten Tollwut-Fälle von terrestrischer Wut aktuell nicht auf. Das Risiko wird als gering eingestuft. | |||
BT | Blauzungenkrankheit (BT): 8 Fälle in Portugal und 2 Fälle in Spanien. Alle 10 Fälle liegen im südlichen Grenzgebiet dieser beiden Länder. Am 30. April endete in Österreich die vektorfreie Zeit. Das Risiko für Österreich wird als gering eingestuft. |
Situation
Situation in Österreich
Österreich ist bisher von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verschont geblieben, allerdings kommt sie in einigen direkten Nachbarländern wie Ungarn, der Slowakei und Deutschland vor.
Situation in Europa
Im September 2021 gab es in Europa 242 Ausbrüche bei Hausschweinen und 520 bei Wildschweinen. Im Vergleich zum Vormonat ist die Anzahl der ASP-Fälle bei Hausschweinen und Wildschweinen gesunken (Vormonat 437 bzw. 609, siehe Tabelle und Abbildung ASP-Karte).
Hausschweine
Im September 2021 (Stichtag: 04.10.2021) wurden zahlreiche Ausbrüche aus Rumänien (204) und Polen (35) und einzelne Ausbrüche aus Bulgarien, der Slowakei und der Ukraine gemeldet (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche).
Die Situation in Rumänien bleibt mit 204 bei Hausschweinen gemeldeten Fällen besorgniserregend, auch wenn die Fallzahlen im Vergleich zum August (393) deutlich gesunken sind. Die meisten Ausbrüche fanden in Kleinhaltungen statt, jedoch wurde ASP innerhalb des Berichtzeitraums auch in 11 Betrieben mit mehr als 500 Tieren nachgewiesen.
In Polen wurden im September bei Hausschweinen genauso viele Fälle wie im Vormonat gemeldet (35). Die meisten betroffenen Betriebe waren relativ klein, einer davon war ein Betrieb mit mehr als 500 Tieren.
Die Slowakei, Bulgarien und die Ukraine meldeten jeweils 1 ASP-Ausbruch, alle in kleinen Betrieben.
Wildschweine
Im September 2021 (Stichtag: 04.10.2021) meldeten 3 Länder, von denen 2 an Österreich grenzen, mehr als 50 Fälle von ASP bei Wildschweinen. Die meisten Fälle wurden in Deutschland (259) gemeldet, gefolgt von Polen (110) und der Slowakei (77) (zur räumlichen Verteilung siehe Detaildarstellung in Abbildung ASP-Karte). Bemerkenswert ist, dass die Anzahl der ASP-Fälle in Ungarn seit Juli (von 66 auf 9) weiter gesunken ist. Zu den weiteren Nachweisen in Europa siehe Tabelle ASP-Ausbrüche.HS | WS | HS | WS | HS | WS | |
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Rumänien | 244 | 39 | 393 | 23 | 204 | 24 |
Deutschland | 3 | 314 | 0 | 256 | 0 | 259 |
Polen | 29 | 138 | 35 | 138 | 35 | 110 |
Slowakei | 4 | 70 | 2 | 97 | 1 | 77 |
Ungarn | 0 | 66 | 0 | 36 | 0 | 9 |
Lettland | 1 | 42 | 1 | 34 | 0 | 21 |
Litauen | 0 | 14 | 0 | 13 | 0 | 15 |
Bulgarien | 1 | 8 | 3 | 7 | 1 | 2 |
Estland | 1 | 9 | 0 | 5 | 0 | 3 |
Ukraine | 1 | 1 | 2 | 0 | 1 | 0 |
Moldavien | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 |
GESAMT | 284 | 701 | 437 | 609 | 242 | 520 |
Folgen für Österreich
Für Österreich bleibt das Risiko einer Einschleppung von ASP hoch. Es wird eindringlich vor dem Mitbringen von Schweine- oder Wildschweinefleisch und anderen von diesen Tieren stammenden Produkten aus betroffenen Gebieten abgeraten. Das ASP-Virus ist extrem lange in der Umwelt überlebensfähig, vor allem in Blut, Fleischprodukten und Kadavern.
In Österreich müssen seit Ende 2019 zum Zweck der Früherkennung alle tot aufgefundenen Wildschweine gemeldet und von der AGES auf das ASP-Virus untersucht werden. Daneben erfolgt auch eine Untersuchung von Aborten sowie von klinisch oder pathologisch auffälligen Hauschweinen und von Organproben aus dem ASP- und KSP-Stichprobenplan.
Tierhalter können die “ASP-Risikoampel” oder den online Fragebogen “Biocheck” verwenden, um die Biosicherheit ihrer Betriebe kostenlos und anonym zu überprüfen.
Im neuen Tiergesundheitsgesetz (Verordnung (EU) 2016/429) und den in Abhängigkeit davon geltenden zusätzlichen Rechtsakten der Europäischen Kommission, im Besonderen der Delegierten Verordnung (EU) 2020/687 und der Durchführungsverordnung 2021/605 (zuletzt geändert durch die Durchführungsverordnung (EU) 2021/1714) und der ASP-Verordnung 2005 sind Zuständigkeiten und Maßnahmen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest in allen Mitgliedstaaten bzw. in Österreich festgelegt. Im Anhang Teil I bis III der Durchführungsverordnung 2021/1714/EU sind die geltenden Gebiete (Sperrzonen I, II und III) mit erhöhtem Risiko einer Ausbreitung der Seuche ASP festgelegt.Kommentar
Wie bereits in den vergangenen Jahren zu beobachten war, steigt die Anzahl der gemeldeten ASP-Fälle beim Wildschwein in den kälteren Wintermonaten und sinkt in den wärmeren Sommermonaten (siehe Abbildung ASP-Verlauf). Wie schon im Vorjahr beobachtet wurde, scheint generell die Anzahl der Ausbrüche bei Hausschweinen in Europa in den Sommermonaten, ab Juli/August, anzusteigen (für einen Vergleich siehe Abbildung ASP-Verlauf im Bericht von März 2021). Im Berichtszeitraum waren die Meldungen von Ausbrüchen bei Hausschweinen wieder leicht rückläufig.
Die Anzahl der Ausbrüche in Europa bei Hausschweinen, insbesondere in Rumänien und in Polen, gibt weiter Anlass zur Sorge. Beunruhigend für Österreich bleibt die ASP-Situation in den Nachbarländern.
Derzeit beträgt die kürzeste Distanz eines bestätigten ASP-Falles zur österreichischen Staatsgrenze 107 km und befindet sich in Ungarn (siehe Abbildung ASP-Distanz).
Quellen
ADIS, FLI, PROMEDSituation
Situation in Österreich
Erstmals seit dem Jahr 2016 wurde in Österreich Anfang Februar 2021 das hochpathogene aviäre Influenzavirus bei Nicht-Geflügel (Wildvogel) nachgewiesen. Eine Übersicht über die betroffenen Bezirke, Tierarten und Anzahl der betroffenen Tiere finden Sie hier.
Im September ist kein Fall von HPAI in Österreich aufgetreten.
Situation in Europa
Im September 2021 wurden in Europa bei Geflügel 1 Fall von HPAI und 17 Fälle bei Nicht-Geflügel gemeldet (Stichtag: 4.10.2021). Die Gesamtzahl von 18 Meldungen ist im Vergleich zum Vormonat (27 Meldungen) gesunken. Im aktuellen Seuchengeschehen bleiben die Fallzahlen somit im Vergleich zu den Wintermonaten auf niedrigem Niveau, kommt jedoch auch weiterhin nicht vollständig zum Erliegen (siehe Abbildung HPAI-Verlauf). Die Anzahl der Länder, in denen HPAIV im Beobachtungszeitraum nachgewiesen wurde hat sich im Vergleich zum Vormonat von 6 auf 7 erhöht. Zum Stichtag gingen im ADIS Meldungen aus Frankreich, Belgien und Luxemburg ein, nachdem in diesen Ländern im August noch keine Fälle auftraten. Aus Finnland, Schweden und den Niederlanden wurden im September weiterhin Fälle von HPAI gemeldet. Im Gegensatz zum August meldeten Norwegen, Estland und Polen keine HPAI-Nachweise mehr (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche).
Während im Norden Europas die HPAI-Fälle bei Nicht-Geflügel weiterhin in Küstennähe liegen, sind die Fälle bei Nicht-Geflügel im Westen im Vergleich zum August weiter im Landesinneren lokalisiert. Der betroffene Geflügelbestand in Tschechien liegt hingegen weit entfernt von Küstengebieten (siehe Abbildung HPAI-Karte).
Einen umfassenden Überblick der European Food Safety Authority (EFSA) über den aktuellen Seuchenzug und den Vergleich zu vorherigen Jahren finden Sie hier.
Geflügel
Nachdem im Vormonat HPAIV in einem Legehennenbetrieb in Polen in das ADIS eingemeldet wurde, erfolgte im September der Nachweis von HPAI Subtyp H5N1 in Tschechien (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). Betroffen war eine Hobbyhaltung mit 33 Tieren (16 Hennen, 5 Gänse und 12 Enten).
Der Fall von HPAI bei Geflügel in Tschechien im September trat in einer Entfernung von 107 km zur österreichischen Staatsgrenze auf (siehe Abbildung HPAI-Distanz).
Nicht-Geflügel
Die Anzahl der HPAI-Meldungen bei Nicht-Geflügel hat sich im September in Europa mit 17 Fällen im Vergleich zum Vormonat (26 Fälle) verringert. Die im Beobachtungszeitraum festgestellten Fälle bei Nicht-Geflügel verteilen sich in zwei Regionen Europas (siehe Abbildung:HPAI-Karte). Finnland (6 Fälle) und Schweden (2 Fälle) meldeten aus Nordeuropa im Vergleich zum Vormonat sinkende Fallzahlen. Aus Westeneuropa gingen Meldungen aus Frankreich (4 Fälle), Belgien (3 Fälle), Luxemburg (1 Fall) und den Niederlanden (1 Fall) ein. Frankreich, Belgien und Luxemburg meldeten im Vormonat noch keine Fälle ein (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). Hauptsächlich betroffen waren in diesen Ländern Tiere in Hobbyhaltung mit Kontakt zu Wildvögeln. Der Fall in Luxemburg konnte auf den Import von Lebendtieren aus Belgien zurückverfolgt werden. Während in Luxemburg (erstmalig), Belgien und den Niederlanden HPAI Subtyp H5N8 auftraten, wurde in Frankreich zusätzlich bei einem verendeten Schwan der Subtyp H7N7 nachgewiesen.
Der österreichischen Staatsgrenze naheliegende Fälle von HPAI bei Nicht-Geflügel traten im September in Frankreich (309 km) und Luxemburg (340 km) auf. Im Vormonat war dies für die Niederlande (528 km) und Schweden (1002 km) der Fall (siehe Abbildung HPAI-Distanz).GE | NG | GE | NG | GE | NG | |
---|---|---|---|---|---|---|
Finnland | 0 | 4 | 0 | 17 | 0 | 6 |
Schweden | 0 | 5 | 0 | 3 | 0 | 2 |
Frankreich | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 4 |
Niederlande | 0 | 0 | 0 | 4 | 0 | 1 |
Norwegen | 0 | 4 | 0 | 1 | 0 | 0 |
Belgien | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 3 |
Deutschland | 0 | 4 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Dänemark | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Estland | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 |
Luxemburg | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 |
Polen | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 |
Tschechien | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 |
GESAMT | 2 | 18 | 1 | 26 | 1 | 17 |
Folgen für Österreich
Im aktuellen Seuchengeschehen konnte eine Übertragung durch HPAIV-positives Nicht-Geflügel auf landwirtschaftliche Geflügelbestände in Österreich erfolgreich verhindert werden. Mit 28. April wurden in Österreich die Gebiete mit erhöhtem Geflügelpest-Risiko aufgehoben.
Mit dem Durchführungsbeschluss (EU) 2021/641 der Kommission vom 16. April 2021, betreffend Sofortmaßnahmen im Zusammenhang mit Ausbrüchen der hochpathogenen aviären Influenza in bestimmten Mitgliedstaaten (zuletzt geändert durch Durchführungsbeschluss (EU) 2021/846) werden die Schutz- und Überwachungszonen auf Unionsebene ausgewiesen. Diese sind nach dem Ausbruch der hochpathogenen aviären Influenza bei Geflügel oder in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln gemäß Artikel 21 der Delegierten Verordnung (EU) 2020/687 einzurichten.
Kann eine zugezogene Tierärztin oder ein Tierarzt auf Grund der Symptomatik im Falle einer Erkrankung einen Seuchenverdacht nicht ausschließen, ist unter Einbeziehung der Amtstierärztin bzw. des Amtstierarztes von diesen eine Ausschlussuntersuchung, bzw. bei begründetem Verdacht auf das mögliche Vorhandensein von HPAI als anzeigepflichtige Tierseuche, eine Verdachts- oder Ausbruchsuntersuchung durch das Nationale Referenzlabor (NRL) vorgesehen.
In Geflügelbeständen und bei Zoohaltungen sollten Biosicherheits- und Hygienemaßnahmen weiterhin mit größter Sorgfalt umgesetzt werden. Jeglicher direkte oder indirekte Kontakt von Geflügelbeständen und Geflügel in Zoohaltungen zu Wildvögeln stellt ein potentielles Risiko einer Krankheitsübertragung dar und sollte konsequent verhindert werden. Mit der “AI-Risikoampel” oder dem Online-Fragebogen “Biocheck” stehen kostenlose und anonyme Möglichkeiten zur Überprüfung des Status der Biosicherheit zur Verfügung.
Aufgrund der anhaltenden Zirkulation von HPAIV bei Nicht-Geflügel und sporadisch auftretender Fälle in Geflügelbeständen in Europa, sowie des einsetzenden Herbstzuges der Wasservögel wird das Risiko für den Eintrag nach Österreich als mittel eingestuft.
Kommentar
Der aktuelle HPAI-Seuchenzug stellt mit 3770 gemeldeten Fällen und 22.900.000 betroffenen Tieren in 31 europäischen Ländern eine der schwersten Geflügelpest-Epidemien in Europa dar. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren ist das Seuchengeschehen seit Ende 2020 in Europa nicht vollständig zum Erliegen gekommen und zirkuliert weiterhin in Nicht-Geflügelpopulationen. Die kontinuierlichen HPAI-Nachweise bei Nicht-Geflügel in den Küstengebieten an Nord- und Ostsee und vereinzelten Fällen bei Geflügel können als Hinweis auf eine Entwicklung zu einer endemischen Situation gewertet werden. Zusätzlich besteht durch den bevorstehenden Herbstzug der Zugvögel ein erhöhtes Risiko eines Wiedereintrages von HPAIV und einer Ausbreitung bereits zirkulierender Virusstämme durch eine erhöhte Tierdichte an den Sammelplätzen der Zugvögel.
Wie bereits beim Seuchenzug 2016/2017 sind seit 2020 HPAI-Viren Subtyp H5N8 in Europa nachgewiesen worden. Phylogenetische Untersuchungen zeigten jedoch, dass die 2016 eingetragenen und aktuell zirkulierenden Viren in keinem direkten Zusammenhang stehen. Durchgeführte Vollgenomsequenzierungen weisen auf einen gesonderten Eintrag aus West- und Zentralasien hin. Aktuelle Meldungen von HPAI-Fällen bei Nicht-Geflügel aus diesen Gebieten lassen Parallelen zu den vergangenen Jahren erkennen und können ein Hinweis auf einen bevorstehenden Eintrag von HPAI H5N8 sein. Zusätzlich besteht das Risiko eines genetischen Austausches mit den HPAI H5N1-Viren, die bereits in Europa zirkulieren und seit April 2021 hauptsächlich nachgewiesen wurden. Eine erhöhte Vogeldichte an den Sammelplätzen der Zugvögel begünstigt ein Wiederaufflammen der HPAI H5N1 und H5N8-Fälle in Europa. In den kommenden Wochen ist daher ein Anstieg der Fallzahlen bei Nicht-Geflügel zu erwarten.
In Österreich und den anderen Mitgliedsstaaten sollten daher tote oder verendende Wildwasservögel und Greifvögel weiterhin untersucht werden, damit Viruseinträge frühzeitig erkannt und dementsprechende Maßnahmen getroffen werden können.
Neben Nicht-Geflügel waren in den vergangenen Monaten in Europa häufig Tiere in Hobbyhaltung betroffen. Auch der aktuelle Fall in einer Hobbyhaltung in Tschechien (gemeinsame Haltung von Hühnern, Enten und Gänsen mit Kontakt zu Wildvögeln) verdeutlicht, dass jeder direkte oder indirekte Kontakt zu Wildvögeln, besonders Wildwasservögeln wie z.B. Wildenten, ein Übertragungsrisiko darstellt.
Neben der Gefahr einer Übertragung von HPAIV durch Nicht-Geflügel besteht für Geflügel auch weiterhin das Risiko einer Weiterverbreitung zwischen Betrieben. Kontaminiertes Futter, Einstreu und Mist stellen neben Lebendtieren einen nicht zu vernachlässigenden Infektionsweg dar.
Die korrekte Umsetzung von Biosicherheits- und Hygienemaßnahmen in Geflügelhaltungen und beim Lebendgeflügelhandel sind daher ebenso von besonderer Bedeutung wie die Verhinderung des Kontaktes zu Nicht-Geflügel. Informationsmaterialien und die Kommunikation der aktuellen Situation sollten bestmöglich eingesetzt werden, damit Tierhalter ihre Tiere effektiv schützen können. Beispiele für Informationsmaterial finden Sie für private Geflügelhaltungen hier und für Geflügelbetriebe hier. Durch Informationen an Tierhalterinnen/Tierhalter und Tierärztinnen/Tierärzte über HPAI-typische Symptome, und die Untersuchungsmöglichkeiten durch das NRL der AGES Mödling kann die frühzeitige Erkennung und korrekte Vorgehensweise im Seuchenfall unterstützt werden. Diese finden Sie hier.
Eine Übertragung auf Säugetiere wurde Anfang September bei Seehunden in der deutschen Nordsee gemeldet. Bei drei verendeten Seehunden wurde zum Teil eine sehr hohe H5N8 Viruslast im Gehirn nachgewiesen. Bereits in der Vergangenheit waren neben H5N8 verschiedene andere Subtypen von HPAI (H7N7, H4N5, H4N6, H3N3 und H10N7) für Epidemien bei Seehunden und Kegelrobben ursächlich. Diese waren teilweise eng verwandt mit HPAI-Stämmen, die beim Geflügel auftreten (baltische Küste Polens 2016/2017, Vereinigtes Königreich 2020.Quellen
Im Berichtzeitraum (Stichtag: 04.10.2021) wurden in Europa 12 RABIES-Fälle (Vormonat 28) gemeldet. Polen meldete 10 Fälle und die Türkei und Deutschland jeweils einen Fall (für einen Überblick über die letzten drei Monate siehe Tabelle RABIES-Ausbrüche).
Seit Februar meldete Polen mehrere Tollwutausbrüche bei Rotfüchsen in der Woiwodschaft Mazowieckie nahe der Hauptstadt Warschau. Diese Region liegt ca. 30 bis 40 km westlich des Gebiets, in dem die orale Impfung von Füchsen durchgeführt wird. Im September wurden 9 Fälle bei Rotfüchsen und ein Fall bei einem Hund gemeldet. In der Türkei wurde ein RABIES-Fall bei einem Rind gemeldet und in Deutschland ein Fall bei einem Hund. Hierbei handelte es sich um einen Hundewelpen, der vermutlich illegal nach Deutschland eingeführt wurde und schon vor der Einfuhr mit Tollwut infiziert war, was die Gefahr des Imports von nichtgeimpften Hunden aus nicht tollwutfreien Ländern verdeutlicht – Deutschland gilt seit 2008 als frei von terrestrischer Tollwut.
Eines der größten Risiken der Wiedereinschleppung von Tollwut in eine tollwutfreie Population ist der Transport von nicht geimpften Tieren aus Ländern mit endemischer Tollwut. Die Überwachungsmaßnahmen sollten darauf abzielen, die illegale Einfuhr von tollwütigen oder nicht geimpften Welpen zu bekämpfen.
Österreich wurde 2008 für frei von terrestrischer Tollwut erklärt. Zuletzt wurde 2004 und 2006 bei je einem Fuchs Tollwut diagnostiziert. Weitere Informationen über Tollwut finden Sie hier.
Im 3. Quartal (Juli-September) 2021 meldete Deutschland zwei Fälle bei Fledermäusen. Die Fledermaustollwut ist ein eigenständiges Infektionsgeschehen und steht nicht mit der terrestrischen Wut in Zusammenhang. Da der Spillover von Fledermäusen auf den Menschen und andere Säugetierspezies in Europa ein seltenes Ereignis darstellt, kann das entsprechende Risiko als gering eingestuft werden.Jul | Aug | Sep | |
---|---|---|---|
Polen | 11 | 11 | 10 |
Türkei | 3 | 17 | 1 |
Deutschland | 0 | 0 | 1 |
GESAMT | 14 | 28 | 12 |
Im September wurde in 2 Fällen (1 Fall bei Ziegen und 1 Fall beim Schaf) BTV Serotyp 4 im Süden Spaniens nahe der Grenze zu Portugal nachgewiesen. Im Vormonat meldete Spanien ebenfalls 2 Fälle von BT. Aus Portugal wurden im Berichtszeitraum 8 Fälle (1 Fall bei Ziegen und 7 Fälle beim Schaf) ebenfalls aus der südlichen Grenzregion zu Spanien gemeldet (siehe Tabelle BT-Ausbrüche). Im Vormonat wurde in Portugal in 3 Fällen BTV bei Ziegen nachgewiesen. Für weitere Informationen der EU, einen Überblick über die Zonen mit dem entsprechenden Seuchenstatus und die zirkulierenden Serotypen als Karte und Tabelle finden Sie hier.
In den Jahren 2008 und 2009 traten die ersten BT-Fälle (Serotyp 8) in Österreich auf. Im Zuge eines Seuchenzuges in Südosteuropa wurde 2015 und 2016 auch BTV-4 in Österreich nachgewiesen. Ab 2017 wurde bundesweit kein weiterer BT-Fall mehr festgestellt und 2018 wurden die BTV-4 Restriktionszonen aufgehoben. Am 30.04.2021 endete die vektorfreie Zeit. Weitere Informationen über die Blauzungenkrankheit finden Sie hier. Informationen der EU zu den Bekämpfungsmaßnahmen im Rahmen des neuen Tierseuchenrechts finden Sie hier.
Jul | Aug | Sep | |
---|---|---|---|
Portugal | 0 | 3 | 8 |
Spanien | 0 | 2 | 2 |
Griechenland | 2 | 0 | 0 |
GESAMT | 2 | 5 | 10 |
Aktualisiert: 08.09.2023