Gesundheit für Mensch, Tier & Pflanze

Tierseuchenradar – Juni 2024

| Lesezeit 1 min
Tierseuchenradar



Im österreichischen Tierseuchenradar werden Informationen zur internationalen Lage und Ausbreitung der bedeutendsten Tierseuchen und Tierkrankheiten, die für Österreich relevant sind, bewertet und zusammengestellt. Dadurch können mögliche Risiken für Österreich früh erkannt und kommuniziert werden. Der Tierseuchenradar erscheint monatlich.

Bitte klicken Sie auf den jeweiligen Eintrag für mehr Informationen.

Afrikanische Schweinepest

Erster Ausbruch bei Hausschweinen in Hessen, Westdeutschland

Aviäre Influenza

Keine Ausbrüche in Österreich. Risikogebiete aufgehoben

Tollwut

Vereinzelte Ausbrüche in Osteuropa

West Nil Virus

Beginn der Übertragungssaison. Fälle bei Menschen in Italien und Spanien

Epizootische Hämorrhagie

Zwei Ausbrüche bei Rindern in Spanien

Legende:

Für Deutschland und die Schweiz stehen mit dem Radar Bulletin entsprechend länderspezifische Beurteilungen der Tierseuchen-Risiken monatlich zur Verfügung. Im AGES Radar Infektionskrankheiten finden Sie aktuelle Informationen und Situationsbewertungen zu Infektionskrankheiten beim Menschen in Österreich und international.

Im folgenden Tierseuchenradar stellt ein "Ausbruch" einen im Animal Disease Information System (ADIS) gemeldeten Nachweis einer Tierseuche dar (Betriebe bei gehaltenen Tieren; Fundorte bei Wildtieren). Von einem Ausbruch betroffene Einzeltiere werden als "Fall" bezeichnet. Ein "Seuchengeschehen" stellt alle Ausbrüche dar, die in einem konkreten Zusammenhang stehen.

Die Datenabfrage erfolgt im ADIS zum angegebenen Stichtag. Nachmeldungen von Ausbrüchen nach dem Stichtag der Abfrage werden nicht dargestellt. Daraus können sich Unterschiede in den Ausbruchszahlen zu früheren Ausgaben des Tierseuchenradars ergeben.

Gesichtete Quellen: ADIS

Definition der Ampelfarben:

rot-schwarzes Symbol Rot-Schwarz: Die Tierseuche/Tierkrankheit tritt in Österreich auf. Spezifische Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen werden getroffen.
rotes Symbol Rot: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist hoch. Es werden konkrete Maßnahmen zum Schutz österreichischer Tierbestände getroffen.
oranges Symbol Orange: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist mittel. Erhöhte Aufmerksamkeit ist angezeigt.
grünes Symbol Grün: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist gering und die Situation unauffällig.

Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist hoch. Es werden konkrete Maßnahmen zum Schutz österreichischer Tierbestände getroffen.

Afrikanische Schweinepest

Situation

Situation in Österreich

Österreich ist bisher von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verschont geblieben, allerdings kommt sie in einigen Nachbarländern wie Ungarn, der Slowakei, Deutschland, Tschechien und Italien vor. Aufgrund der geringen Entfernung zur österreichischen Staatsgrenze wird das Risiko für Österreich als hoch eingestuft.

Situation in Europa

Im Juni 2024 wurden in Europa 75 Ausbrüche bei Hausschweinen und 483 Ausbrüche bei Wildschweinen in das ADIS gemeldet (Stichtag: 03.07.2024). Die Gesamtzahl von 558 gemeldeten Ausbrüchen ist im Vergleich zum Mai (499) gestiegen (siehe Abbildung ASP-Verlauf). Die Anzahl der derzeit betroffenen Länder in Europa ist 15 (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche, Abbildung ASP-Karte). Im Berichtszeitraum haben Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien und Nordmazedonien keine weiteren Ausbrüche gemeldet.

Hausschweine

Im Juni 2024 (Stichtag: 03.07.2024) hat sich die Zahl der europaweit in das ADIS gemeldeten ASP- Ausbrüche bei Hausschweinen verdreifacht (im Berichtszeitraum 75, im Vormonat 25). Es wurden Ausbrüche aus Serbien (23), Rumänien (20), Polen (12) der Ukraine (11), Lettland (3), Moldawien (3), Deutschland (1), Griechenland (1) und Litauen (1) gemeldet (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche). Die Mehrheit der betroffenen Betriebe (59) sind Kleinbetriebe in Serbien und Rumänien mit weniger als 100 Tieren. Unter diesen sind 28 Hinterhofbetriebe, die weniger als 10 Schweine halten. Sieben Betriebe zählten mehr als 100 Tiere und acht mehr als 500 Tiere.

Serbien verzeichnete im Juni einen starken Anstieg der ASP-Ausbrüche. Dabei handelt es sich entweder um Hinterhofhaltungen (13) mit weniger als 10 Schweinen oder um kleine Betriebe (10) mit weniger als 100 Schweinen. Die meisten Betriebe befanden sich in der Regionen Mačvanski und Kolubarski, westlich von Belgrad.

Im Berichtzeitraum meldete Polen 12 Ausbrüche in 4 Woiwodschaften (Lubeksie, Warmińsko-Mazurskie, Zachodniopomorskie und Wielkopolskie). Diese Ausbrüche sind die ersten seit dem letzten gemeldeten Ausbruch bei Hausschweinen im Oktober 2023. Polen hat die Änderung mehrerer Sperrzonen in den betroffenen Regionen beantragt.

Am 20. Juni meldete Lettland den ersten Ausbruch der ASP bei Hausschweinen im Jahr 2024 in einem Betrieb mit 527 Schweinen im Bezirk Valmieras, Gemeinde Matīšu. Am 21. Juni folgte ein zweiter Ausbruch in einem Betrieb mit 2 Schweinen im Bezirk Madonas, Gemeinde Kalsnavas.

Am 5. Juni meldete Deutschland den Nachweis von ASP in einem Betrieb mit 3577 Mastschweinen im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Eine Schutzzone (3 km) und eine Überwachungszone (10 km) wurden um den betroffenen Betrieb eingerichtet, die ca. 7.000 Schweine in 67 Betrieben umfassen. Außerhalb des Berichtzeitraums, am 8. Juli, berichtete das Landwirtschaftsministerium in Wiesbaden, dass ASPV in einem kleinen Betrieb mit neun Schweinen in Biebesheim am Rhein (Kreis Groß-Gerau) nachgewiesen wurde. Das ist der erste Ausbruch bei einem Schweinebestand in Westdeutschland.

Am 11. Juni wurde ein neuer Ausbruch in Griechenland in einem Freilandbetrieb mit 290 griechischen schwarzen Schweinen in Mazedonien und Thrakien bestätigt. Weitere Informationen über die Tierseuchenlage in Griechenland finden Sie hier.

Derzeit beträgt die kürzeste Distanz eines bestätigten ASP-Ausbruchs bei Hausschweinen zur österreichischen Staatsgrenze 337 km (gemeldet aus Serbien, siehe Abbildung ASP-Distanz).

Wildschweine

Im Juni 2024 (Stichtag: 03.07.2024) meldeten 13 Länder, von denen 5 an Österreich grenzen, Ausbrüche von ASP bei Wildschweinen. Die meisten Länder meldeten einen Rückgang der ASP-Ausbrüche, mit Ausnahme von Polen, Lettland und Deutschland, wo ein Anstieg der gemeldeten ASP-positiven Wildschweine zu verzeichnen war. Die meisten Ausbrüche wurden aus Polen (155) gemeldet, gefolgt von Italien (146), Lettland (66), Litauen (37), Deutschland (36), Ungarn (22), Slowakei (7), Tschechien (7), Estland (2), der Ukraine (2), Griechenland (1), Schweden (1) und Serbien (1) (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche).

Deutschland meldete 36 Ausbrüche in Hessen (Kreis Groß-Gerau), in Sachsen (Kreis Bautzen und Görlitz) und Brandenburg (Kreis Oberspreewald-Lausitz). Am 15. Juni wurde ein Wildschwein im hessischen Groß-Gerau positiv getestet, einer neu infizierten Region, die 400 km vom nächstgelegenen infizierten Gebiet in Deutschland entfernt ist. Im Umkreis von 15 km um den Fundort wurde eine Sperrzone eingerichtet und ein Jagdverbot verhängt.

Die Anzahl der von Italien gemeldeten Ausbrüche ist niedriger als im Vormonat (176), bleibt aber mit 146 Ausbrüchen auf hohem Niveau. Die Ausbrüche waren in Ligurien (Genua, Savona, La Spezia), in der Emilia-Romagna (Parma und Piacenza), in der Lombardei (Pavia, Milan und Lodi), Kampanien (Salerno) und im Piemont (Asti, Cuneo, Alessandria und Novara) zu verzeichnen. In Rom wurde ein Skelett eines ASP-positiven Wildschweins gefunden, das als historischer Fall zu betrachten ist. In Basilikata und Kalabrien wurden im Berichtszeitraum keine Ausbrüche gemeldet.

Derzeit beträgt die kürzeste Distanz eines bestätigten ASP-Ausbruchs bei Wildschweinen zur österreichischen Staatsgrenze 118 km (gemeldet aus Ungarn, siehe Abbildung ASP-Distanz).

Tabelle ASP-Ausbrüche: Anzahl der im ADIS gemeldeten ASP-Ausbrüche für Hausschwein (HS), Wildschwein (WS) im Zeitraum von 01.04.2024 bis 30.06.2024 (Stichtag: 03.07.2024).
April
Mai
Juni
HS WS HS WS HS WS
Italien (ohne Sardinien) 0 161 0 176 0 146
Polen 0 176 0 134 12 155
Litauen 0 62 0 44 1 37
Lettland 0 29 0 30 3 66
Deutschland 0 21 0 25 1 36
Ungarn 0 34 0 22 0 22
Rumänien 14 6 12 5 20 0
Serbien 6 8 10 3 23 1
Slowakei 0 6 0 14 0 7
Tschechien 0 3 0 11 0 7
Ukraine 2 2 0 1 11 2
Bosnien und Herzegowina 5 4 1 0 0 0
Bulgarien 0 6 0 4 0 0
Griechenland 1 4 1 0 1 1
Schweden 0 1 0 5 0 1
Moldawien 0 1 1 0 3 0
Estland 0 0 0 0 0 2
Kroatien 0 2 0 0 0 0
Nordmazedonien 0 2 0 0 0 0
GESAMT 28 528 25 474 75 483
Europakarte zu ASP-Ausbrüche wie in "Situation in Europa" beschrieben.
Abbildung ASP-Karte: Karte der im ADIS gemeldeten ASP-Ausbrüche für Hausschwein, Wildschwein im Zeitraum von 01.06.2024 bis 30.06.2024 (Stichtag: 03.07.2024).
Verlaufsgrafik zu ASP-Ausbrüche in Europa: Die Anzahl der gemeldeten ASP-Fälle beim Wildschwein stieg in den kälteren Wintermonaten und sinkt in den wärmeren Sommermonaten. Im September hat sich die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen verdreifacht. Eine Detailbeschreibung finden Sie im Kapitel "Situation in Europa" und im Kapitel "Kommentar".
Abbildung ASP-Verlauf: Zeitlicher Verlauf der im ADIS gemeldeten ASP-Ausbrüche für Hausschwein, Wildschwein im Zeitraum von 01.07.2023 bis 30.06.2024 (Stichtag: 03.07.2024).
Verlaufsgrafik zur Entfernung der ASP-Ausbrüche zur Staatsgrenze: Im Mai 2024 betrug die Distanz der ASP-Ausbrüche bei Wildschweinen zur österreichischen Staatsgrenze ca. 111 km. Eine Detailbeschreibung finden Sie im Kapitel "Situation in Europa" und im Kapitel "Kommentar".
Abbildung ASP-Distanz: Distanz der im ADIS gemeldeten ASP-Ausbrüche zur österreichischen Staatsgrenze im Zeitraum von 01.07.2023 bis 30.06.2024 (Stichtag: 03.07.2024).

Folgen für Österreich

In Österreich müssen seit Ende 2019 zum Zweck der Früherkennung alle tot aufgefundenen Wildschweine gemeldet und von der AGES auf das ASP-Virus untersucht werden. Daneben erfolgt auch eine Untersuchung von Aborten sowie von klinisch oder pathologisch auffälligen Hauschweinen und von Organproben gemäß dem ASP- und KSP-Stichprobenplan.

Tierhalter können die “ASP-Risikoampel” oder den online Fragebogen “Biocheck” verwenden, um die Biosicherheit ihrer Betriebe kostenlos und anonym zu überprüfen. Weitere Empfehlungen und ein Handbuch zur Biosicherheit bei der Haltung von Schweinen in Österreich werden auf der Website des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) bzw. auf der Kommunikationsplattform Verbrauchergesundheit zur Verfügung gestellt.

Im europäischen Tiergesundheitsrecht (Verordnung (EU) 2016/429) mit den ergänzenden Rechtsakten und der österreichischen ASP-Verordnung 2005 sind Zuständigkeiten und Maßnahmen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest festgelegt. In der Durchführungsverordnung 2023/594/EU (zuletzt geändert mittels Durchführungsverordnung 2024/1857/EU) sind die geltenden Gebiete (Sperrzonen I, II und III) mit erhöhtem Risiko einer Ausbreitung der ASP (Teile I–III) aufgeführt.

Die AGES hat ein Video über Biosicherheit erstellt. Das Video zeigt die erforderlichen Biosicherheitsmaßnahmen beim Betreten und Verlassen eines Betriebes, in dem eine anzeigepflichtige Tierseuche vermutet wird oder nachgewiesen wurde.

Einen Überblick über die ASP-Zonierungsmaßnahmen in Europa erhalten Sie auf den interaktiven Karten der EU-Kommission.

Kommentar

Die Tierseuchenlage in Deutschland ist beunruhigend. Die Tatsache, dass das Virus einen Sprung von mehr als 400 km vom Nordosten Deutschlands nach Mitteldeutschland geschafft hat, drängt auf verstärkte epidemiologische Untersuchungen, um den Grad der Ausbreitung des Virus zu bewerten. Die Ursache des Ausbruchs bei Hausschweinen im Landkreis Vorpommern-Greifswald wird noch untersucht. ASF-positive Schweinefleischprodukte vom betroffenen Betrieb wurden bei einer Fleischerei in Landkreis Ostprignitz-Ruppin gefunden. Der Betrieb konnte den Verbleib der Fleischlieferung vollständig nachweisen, und die unschädliche Beseitigung erfolgte unter Aufsicht der Amtstierärztin.

Die Steiermark, Kärnten und Oberösterreich haben gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium und Slowenien eine zweitägige Übung zur Vorbereitung auf die Afrikanische Schweinepest durchgeführt. Dabei kamen Drohnen und speziell ausgebildete Spürhunde zum Einsatz, um infizierte Wildschweinkadaver zu finden, den sicheren Transport der Kadaver und Dekontaminationsmaßnahmen zu üben.

Der EFSA-Bericht 2023 zeigt eine eindeutige Saisonalität im Sommer bei Hausschweinen, wobei 88 % der Ausbrüche zwischen Juli und Oktober 2023 auftraten. Diese Saisonalität war besonders deutlich bei kleinen Betrieben mit weniger als 100 Schweinen, auf die die meisten der in der EU gemeldeten Ausbrüche entfielen (96 %).

Für Österreich bleibt der indirekte Eintrag der ASP durch den Menschen aus von ASP betroffenen Ländern das höchste Risiko. Daher ist die Sensibilisierung der verschiedenen Interessengruppen von größter Bedeutung. Ausführliche Informationen, Filme, Broschüren sowie Poster zur Ätiologie, Diagnose und epidemiologischen Ausbreitung der ASP finden Sie auf der Website der KVG.

Quellen

ADIS, BLV, FLI, PROMED


Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist gering und die Situation unauffällig.

Aviäre Influenza

Situation

Situation in Österreich

Im Berichtszeitraum Juni (Stichtag 03. Juli) wurde aus Österreich kein Ausbruch gemeldet. Die letzten gemeldeten Ausbrüche in Österreich erfolgten bei Geflügel am 02. Februar 2023, in einer Haltung von Vögeln in Gefangenschaft am 05. Februar 2024 und bei Wildvögeln am 01. März 2024.

Am 04. Juni 2024 ist die 4. Novelle 2023 der Geflügelpest-Verordnung 2007 in Kraft getreten. Mit dieser Änderung werden in Österreich alle Gebiete mit erhöhtem Geflügelpest-Risiko aufgehoben.

Das Risiko wird aktuell als gering bewertet.

Situation in Europa

Geflügel

Im Juni 2024 wurden in Europa keine Ausbrüche der hochpathogenen Aviären Influenza A(H5N*) bei Geflügel in das ADIS gemeldet (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). Im Vormonat Mai wurden aus Bulgarien zwei Ausbrüche bei Entenhaltungen bestätigt.

Außerhalb des Berichtszeitraums meldete Deutschland am 3. Juli einen Ausbruch der Aviären Influenza A(H7N5) in einem Legehennenbetrieb mit 90.879 Tieren in der Grafschaft Bentheim (Niedersachsen).

Wildvögel

Im Juni 2024 blieb die Zahl der Meldungen in Europa weiterhin gering, stieg jedoch leicht an. Es erfolgten 12 HPAIV-Nachweise bei Wildvögeln in fünf Ländern (Polen: 4 Ausbrüche, Frankreich: 3 Ausbrüche, Deutschland: 2 Ausbrüche, Spanien: 2 Ausbrüche und Finnland: 1 Ausbruch) (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). Betroffenen waren hauptsächlich Wasser- und Möwenvögel und ein Greifvogel in Küstengebieten, im Westen Deutschlands auch Gänse im Landesinneren (siehe Abbildung HPAI-Karte).

Vögel in Gefangenschaft

Im Juni 2024 wurde in Europa bei Vögeln in Gefangenschaft kein Ausbruch der hochpathogenen Aviären Influenza in das ADIS gemeldet (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche).

Einen umfassenden Überblick der European Food Safety Authority (EFSA) über den aktuellen Seuchenzug und einen Vergleich mit den Vorjahren finden Sie hier.

Das Europäische Referenzlabor für Aviäre Influenza und Newcastle Disease in Italien (EURL AI/ND) stellt in einem Datenportal detaillierte Informationen über HPAI-Ausbrüche in Europa zur Verfügung.

Tabelle HPAI-Ausbrüche: Anzahl der im ADIS gemeldeten HPAI-Ausbrüche für Geflügel (GE), Wildvögel (WV), Vögel in Gefangenschaft (VG) im Zeitraum von 01.04.2024 bis 30.06.2024 (Stichtag: 03.07.2024).
April
Mai
Juni
GE WV VG GE WV VG GE WV VG
Deutschland 0 6 0 0 0 0 0 2 0
Ungarn 8 0 0 0 0 0 0 0 0
Bulgarien 4 1 0 2 0 0 0 0 0
Polen 0 1 0 0 0 0 0 4 0
Frankreich 0 0 0 0 0 0 0 3 0
Spanien 0 0 0 0 1 0 0 2 0
Dänemark 0 1 0 0 0 0 0 0 0
Finnland 0 0 0 0 0 0 0 1 0
Lettland 0 1 0 0 0 0 0 0 0
Norwegen 0 1 0 0 0 0 0 0 0
Slowenien 0 1 0 0 0 0 0 0 0
GESAMT 12 12 0 2 1 0 0 12 0
Europakarte zu HPAI-Ausbrüchen wie in "Situation in Europa" beschrieben.
Abbildung HPAI-Karte: Karte der im ADIS gemeldeten HPAI-Ausbrüche für Geflügel, Wildvögel, Vögel in Gefangenschaft im Zeitraum von 01.06.2024 bis 30.06.2024 (Stichtag: 03.07.2024).
Verlaufsgrafik zu HPAI-Ausbrüchen in Europa: mit Beginn der HPAI-Saison 2022/2023 steigen im Oktober 2022 die Ausbruchszahlen an. Vermehrt sind auch Geflügelbestände und Vögel in Gefangenschaft in Europa betroffen. Im Frühjahr 2023 steigen die Ausbruchszahlen bei Wildvögeln bis April weiter stark an, während Geflügel und Vögel in Gefangenschaft nur noch selten betroffen sind. In den Sommermonaten 2023 kommt es aufgrund von Massenstreben in Brutkolonien von Seevögeln (Lachmöwen und Flussseeschwalben) zu einem erneuten starken Anstieg der Ausbrüche bei Wildvögeln. Bis zum September 2023 sinkt die Zahl dieser Ausbrüche auf wenige Meldungen, bei Geflügel und Vögeln in Gefangenschaft kommt das Seuchengeschehen fast gänzlich zum Erliegen. Ab Oktober 2023 steigen die Ausbruchszahlen wieder an, besonders bei Wildvögeln.
Abbildung HPAI-Verlauf: Zeitlicher Verlauf der im ADIS gemeldeten HPAI-Ausbrüche für Geflügel, Wildvögel, Vögel in Gefangenschaft im Zeitraum von 01.07.2023 bis 30.06.2024 (Stichtag: 03.07.2024).
Verlaufsgrafik zur Entfernung der HPAI-Fälle zur Staatsgrenze: Ende 2022 traten Ausbrüche der HPAI in unmittelbarer Nähe zur österreichischen Staatsgrenze und auch in Österreich auf. Im Jahr 2023 wurde bis Juli fast durchgängig das HPAI-Virus in Österreich nachgewiesen. Ab Oktober nimmt die Distanz der gemeldeten Ausbrüche tendenziell ab und es treten Ausbrüche bei Wildvögeln und Vögeln in Gefangenschaft in Österreich auf.  Detailbeschreibung im Kapitel "Situation in Europa".
Abbildung HPAI-Distanz: Distanz der im ADIS gemeldeten HPAI-Ausbrüche zur österreichischen Staatsgrenze im Zeitraum von 01.07.2023 bis 30.06.2024 (Stichtag: 03.07.2024).

Folgen für Österreich

Da in Österreich längere Zeit keine HPAI-Nachweise erfolgten und auch europaweit nur noch vereinzelte Ausbrüche gemeldet werden, wurden mit 4. Juni 2024 durch die 4. Novelle 2023 der Geflügelpest-Verordnung auch die Gebiete mit erhöhtem Geflügelpest-Risiko aufgehoben. Gebiete mit stark erhöhtem Geflügelpest-Risiko wurden bereits am 18. April 2024 aufgehoben.

In dem europaweit durchgeführten AI-Überwachungsprogramm werden Wildvögel passiv überwacht. Untersucht werden tot aufgefundene Tiere. Bilden Wildvogelpopulationen eine gewisse Immunität gegen Aviäre Influenza aus und führt eine Infektion dadurch weniger häufig zum Tod der Tiere, gelangen weniger Proben zur Untersuchung. Nicht jeder tote Wildvogel wird entdeckt und zur Untersuchung eingeschickt. Der Infektionsstatus der Wildvogelbestände bleibt folglich teilweise unklar. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass HPAI weiterhin in Wildvögeln zirkuliert, wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß. Im Rahmen eines europaweiten Projekts wird 2024 eine aktive Überwachung bei Wildvögeln am Bodensee gestartet.

Geflügelbetriebe, Zoo- und Hobbyhaltungen sollten weiterhin mit erhöhter Sorgfalt Biosicherheits- und Hygienemaßnahmen umsetzen. Direkte oder indirekte Kontakte zu Wildvögeln stellen ein potenzielles Risiko einer Übertragung dar und sollten konsequent verhindert werden.

Mit der “AI-Risikoampel” oder dem Online-Fragebogen “Biocheck” stehen kostenlose und anonyme Möglichkeiten zur Überprüfung des Status der Biosicherheit zur Verfügung. Für Hobby- und Kleinhaltungen hat die AGES in einem Infoblatt die wichtigsten Informationen über die HPAI zusammengefasst. Beispiele für Informationsmaterial für Geflügelbetriebe finden Sie hier.

Die AGES stellt zur Veranschaulichung der notwendigen Maßnahmen beim Betreten und Verlassen von Seuchen(-verdächtigen) Betrieben ein Video für die zuständigen Personen und andere Interessierte zur Verfügung.

Jede Geflügelhaltung ist der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zu melden.

Tot aufgefundene oder verendende Wildwasservögel und Greifvögel müssen unmittelbar der Bezirksverwaltungsbehörde gemeldet und im Nationalen Referenzlabor (AGES IVET Mödling) untersucht werden, damit frühzeitig entsprechende Maßnahmen getroffen werden können.

Kommentar

Während sich die Seuchenlage in Europa derzeit deutlich entspannt hat und wir wieder die klassische Saisonalität der HPAI beobachten können, richtet sich die Aufmerksamkeit der Fachwelt und auch das mediale Interesse aktuell vermehrt auf die Situation in den USA. Wie in den vorherigen Ausgaben berichtet, erfolgen dort seit März weltweit erstmalig Nachweise von Influenza A(H5N1) bei Rindern. Mit Stand 10. Juli sind 145 Betriebe in 12 Bundesstaaten betroffen, und eine Ausbreitung konnte bislang nicht verhindert werden. Das Virus wurde auch auf Wildvögel und andere Tiere in der Umgebung dieser Betriebe übertragen. In 4 Fällen kam es zudem zu einer Übertragung auf Menschen, die engen Kontakt zu den infizierten Rindern hatten. Eine Mensch-zu-Mensch Übertragung erfolgte bisher nicht. In Proben von pasteurisierter Milch aus dem Einzelhandel wurde das Virusgenom nachgewiesen. Infektiös sind die Viren nach der Pasteurisierung jedoch nicht mehr. Die A(H5N1)-Viren gehören zur Linie 2.3.4.4b, die auch in Europa dominieren, unterscheiden sich von diesen jedoch genotypisch. Der in den USA identifizierte Genotyp B3.13 wurde in Europa bislang nicht nachgewiesen und es gibt auch keine gemeldeten Ausbrüche bei Rindern in Europa. Einige europäische Länder haben bereits Blutproben von Rindern und Milch auf HPAI-Viren untersucht, alle Testergebnisse waren negativ (FLI, IZSVe), in weiteren Länder laufen derzeit noch entsprechende Untersuchungen.

Der Nachweis von HPAI A(H5N1) bei Rindern beschränkt sich derzeit auf die USA. Das Risiko einer Infektion mit Influenza A(H5N1) wird für die Bevölkerung weiterhin als gering bewertet, für Personen mit Kontakt zu infizierten Tieren oder kontaminierter Umgebung als gering bis mäßig.

Auch wenn der Fokus derzeit auf den H5N1-Ausbrüchen in den USA liegt, sollten auch die jüngsten Humanfälle in anderen Regionen und andere Subtypen nicht aus dem Blickfeld geraten (Vietnam: A(H5N1), A(H9N2); Australien (Infektionsort Indien): A(H5N1); China: A(H5N6), A(H9N2), A(H10N3); Indien: A(H9N2); Mexiko: A(H5N2)).

Bei Influenza A Viren muss immer mit dem Entstehen neuer Virusvarianten durch Genveränderungen und dem Austausch von genetischem Material gerechnet werden. Die Situation wird daher fortlaufend evaluiert, die Überwachung bei Vögeln, Säugetieren und Menschen verstärkt und Maßnahmen zur Epidemievorsorge getroffen.

Quellen

ADIS, EFSA, USDA, FDA, FLI, IZSVe

Im Berichtzeitraum (Stichtag: 03.07.2024) wurden in das ADIS 4 Rabies (Tollwut)-Ausbrüche gemeldet (Vormonat 16 Ausbrüche). Alle Nachweise erfolgten in bereits bekannten Tollwut-Gebieten. Ein Ausbruch in Moldawien (ein Fuchs) wurde aus dem Grenzgebiet zur Ukraine gemeldet. Zwei Ausbrüche in Rumänien (ein Rind und ein Hund) traten im Nordosten des Landes auf. Die Türkei meldete einen Ausbruch bei einem Hund. Für einen Überblick über die letzten drei Monate siehe Tabelle RABIES-Ausbrüche.

Das Risiko für Österreich wird aktuell als gering eingestuft.

Tabelle RABIES-Ausbrüche: Anzahl der im ADIS gemeldeten RABIES-Ausbrüche im Zeitraum von 01.04.2024 bis 30.06.2024 (Stichtag: 03.07.2024).
Apr Mai Jun
Türkei 7 13 1
Moldawien 1 2 1
Rumänien 1 1 2
Ungarn 2 0 0
Polen 1 0 0
GESAMT 12 16 4

Kommentar

Eines der größten Risiken der Wiedereinschleppung von Tollwut in eine tollwutfreie Population ist das Einbringen von nicht geimpften Tieren aus Ländern mit endemischer Tollwut. Die Überwachungsmaßnahmen sollten darauf abzielen, die illegale Einfuhr von nicht geimpften oder erkrankten Heimtieren (Hunde/Katzen) zu verhindern.

Österreich wurde 2008 für frei von terrestrischer Tollwut erklärt. Der letzte Ausbruch mit einem Feldvirus wurde 2002 bei Füchsen in Kärnten detektiert. Die Zirkulation des Tollwutvirus in der österreichischen Hundepopulation ist bereits seit 1950 erloschen. Die Fledermaustollwut ist ein eigenständiges Infektionsgeschehen und steht nicht mit der terrestrischen Tollwut in Zusammenhang. Im September 2023 wurde erstmals auch in Österreich Fledermaustollwut bei einer Breitflügelfledermaus nachgewiesen. Eine Übertragung von Fledermaustollwut auf andere Tierarten bzw. auf den Menschen ist extrem selten und konnte in Österreich bis dato auch nicht festgestellt werden. Weitere Informationen über Tollwut finden Sie hier.

Quellen

ADIS, KVG


Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist hoch. Es werden konkrete Maßnahmen zum Schutz österreichischer Tierbestände getroffen.

West Nil Virus

Im Berichtszeitraum (Stichtag: 03.07.2024) wurden keine WNV-Ausbrüche bei Tieren in das ADIS gemeldet (siehe Tabelle WNV-Ausbrüche). In der EU/EAA sind die WNV- Fälle bei Pferden und Vögeln meldepflichtig.

Nach Angaben des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) beginnt die WNV-Übertragungssaison im Juni. Obwohl im Berichtszeitraum in Österreich keine Ausbrüche bei Vögeln und Pferden festgestellt wurden, wird das Risiko derzeit als hoch eingestuft.

Das ECDC hat damit begonnen, den wöchentlichen Bericht über WNV-Infektionen beim Menschen wieder zu veröffentlichen. Von Anfang 2024 bis zum 3. Juli 2024 meldete Italien einen Fall beim Menschen in Modena und Spanien einen weiteren in Sevilla.

Italien führt einen nationalen integrierten Überwachungsplan für das West-Nil-Virus bei Vögeln, Pferden, Stechmücken und Menschen durch. Im Rahmen dieses Plans wurde die Zirkulation des Virus in fünf Provinzen nachgewiesen: Chieti, Ravenna, Parma, Ferrara und Modena.

Einen Überblick über die WNV-Infektionen bei Menschen, Pferden und Vögeln in der EU und den EU-Nachbarländern erhalten Sie auf der interaktiven Karte des ECDC.

Weitere Informationen zur Vorbeugung einer Infektion sowie eine Karte mit der räumlichen Verteilung der WNV-Nachweise in Österreich finden Sie auf der Homepage der AGES.

Tabelle WNV-Ausbrüche: Anzahl der im ADIS gemeldeten WNV-Ausbrüche für Vogel (VO), Equid (EQ) im Zeitraum von 01.04.2024 bis 30.06.2024 (Stichtag: 03.07.2024).
April
Mai
Juni
VO EQ VO EQ VO EQ
Frankreich 0 1 0 0 0 0
Italien 0 0 1 0 0 0
GESAMT 0 1 1 0 0 0

Quellen

ADIS


Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist gering und die Situation unauffällig.

Epizootische Hämorrhagie

Im Juni 2024 wurden in Europa 2 Ausbrüche der EHD bei Rindern aus dem Nordwesten Spaniens in das ADIS gemeldet. Betroffen waren eine Haltung mit 67 empfänglichen Tieren in der Region Galicien und eine Haltung in Kastilien und León mit 300 empfänglichen Tieren, in denen jeweils bei einem Tier der Virusnachweis erfolgte (Serotyp 8). Im Vormonat Mai meldeten Spanien und Portugal jeweils einen Ausbruch der EHD bei Rindern.

Das Risiko für Österreich wird aktuell als gering eingestuft.

Tabelle EHD-Ausbrüche: Anzahl der im ADIS gemeldeten EHD-Ausbrüche für Rind (RI), Cervid (CE), Sonstige (SO) im Zeitraum von 01.04.2024 bis 30.06.2024 (Stichtag: 03.07.2024).
April
Mai
Juni
RI CE SO RI CE SO RI CE SO
Spanien 0 0 0 1 0 0 2 0 0
Portugal 0 0 0 1 0 0 0 0 0
GESAMT 0 0 0 2 0 0 2 0 0

Kommentar

Die Epizootische Hämorrhagie ist eine Viruserkrankung wildlebender und domestizierter Wiederkäuer sowie Kameliden. Auslöser ist ein mit dem Virus der Blauzungenkrankheit verwandtes Virus (EHDV). Die Übertragung erfolgt über den Stich/Biss von Insekten (Gnitzen). In gemäßigten Zonen erfolgt daher eine Infektion üblicherweise im Spätsommer/Herbst. Menschen sind von der Erkrankung nicht betroffen. Seit 2022 tritt die EHD auch in Europa auf. In Österreich ist die EHD bisher noch nicht vorgekommen. Die EHD ist eine wichtige Differentialdiagnose zur Blauzungenkrankheit bei Hirschen und Rindern. Schafe und Ziegen erkranken üblicherweise nicht nach einer EHDV-Infektion. Die AGES hat Verfahren zur virologischen und serologischen Diagnostik der Erkrankung etabliert, da aufgrund der unspezifischen Symptomatik eine labordiagnostische Abklärung unerlässlich ist.

Quellen

ADIS

| Lesezeit 1 min
Tierseuchenradar



Aktualisiert: 08.09.2023

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