Tierseuchenradar – August 2023
Im österreichischen Tierseuchenradar werden Informationen zur internationalen Lage und Ausbreitung der bedeutendsten Tierseuchen und Tierkrankheiten, die für Österreich relevant sind, bewertet und zusammengestellt. Dadurch können mögliche Risiken für Österreich früh erkannt und kommuniziert werden. Der Tierseuchenradar erscheint monatlich.
Für Deutschland und die Schweiz stehen mit dem Radar Bulletin entsprechend länderspezifische Beurteilungen der Tierseuchen-Risiken monatlich zur Verfügung.
Im folgenden Tierseuchenradar stellt ein "Ausbruch" einen im Animal Disease Information System (ADIS) gemeldeten Nachweis einer Tierseuche dar (Betriebe bei gehaltenen Tieren; Fundorte bei Wildtieren). Von einem Ausbruch betroffene Einzeltiere werden als "Fall" bezeichnet. Ein "Seuchengeschehen" stellt alle Ausbrüche dar, die in einem konkreten Zusammenhang stehen.
Die Datenabfrage erfolgt im ADIS zum angegebenen Stichtag. Nachmeldungen von Ausbrüchen nach dem Stichtag der Abfrage werden nicht dargestellt. Daraus können sich Unterschiede in den Ausbruchszahlen zu früheren Ausgaben des Tierseuchenradars ergeben.
Gesichtete Quellen: ADIS
Definition der Ampelfarben:
Rot-Schwarz: Die Tierseuche/Tierkrankheit tritt in Österreich auf. Spezifische Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen werden getroffen. | |
Rot: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist hoch. Es werden konkrete Maßnahmen zum Schutz österreichischer Tierbestände getroffen. | |
Orange: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist mittel. Erhöhte Aufmerksamkeit ist angezeigt. | |
Grün: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist gering und die Situation unauffällig. |
Neue Meldungen | Jun. | Jul. | Aug. | |
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ASP |
Afrikanische Schweinepest: Im August 2023 wurden in Europa 690
Ausbrüche bei Hausschweinen und 424 bei Wildschweinen gemeldet. Die
epidemiologische Situation bezüglich ASP bei Hausschweinen
bleibt weiterhin instabil mit zahlreichen Ausbrüchen in
Rumänien, Serbien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina sowie in
Italien. Die Situation in den Nachbarländern bleibt für Österreich
besorgniserregend, da Ungarn, die Slowakei, Deutschland, Tschechien
und Italien im August weitere Ausbrüche von ASP bei Wildschweinen
gemeldet haben. Aufgrund der geringen Entfernung zur
österreichischen Staatsgrenze wird das Risiko für Österreich als
hoch eingestuft.
Aufgrund der derzeit sehr aktiven ASP-Situation speziell in
Kroatien, Serbien und Bosnien und Herzegowina, sowie des durch die
Urlaubszeit bedingten starken (Rück-)Reiseverkehrs aus von der ASP
betroffenen Ländern (siehe unten) nach Österreich,
weisen wir hier ausdrücklich auf die Gefahr der Verschleppung des
Virus durch mitgebrachtes Schweinefleisch bzw. Fleischerzeugnisse
(dazu zählen z.B. auch Wurstwaren, Fleischaufstriche etc.) hin.
Bitte verzichten Sie darauf, Fleisch oder Fleischerzeugnisse aus
betroffenen Ländern nach Österreich mitzubringen - Sie leisten damit
einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung unserer
Tierbestände!
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HPAI |
Im August 2023 wurden in Europa 97 Ausbrüche der Aviären Influenza
A(H5N*) aus 16 Ländern gemeldet (im Vormonat 329 Ausbrüche aus 19
Ländern). Ausbrüche gab es bei Wildvögeln in den
Niederlanden, Deutschland, Norwegen, Italien, Frankreich, Lettland,
Schweden, Dänemark, Belgien, Finnland, Litauen, Spanien, Irland,
Ungarn, Estland und Österreich. Ausbrüche bei
Geflügel und Vögeln in
Gefangenschaft wurden im Berichtszeitraum nicht in das ADIS
gemeldet. Es besteht ein mittleres Risiko eines Eintrages in Nutzgeflügelbestände und Haltungen von Vögeln in Gefangenschaft sowie für Ausbrüche bei Wildvögeln in Österreich.
In Österreich erfolgte im August ein Nachweis der Aviären Influenza
A(H5N1) bei einer Flussseeschwalbe, die verendet am Neusiedlersee
(Burgenland) aufgefunden wurde. Aufgrund des Verwesungszustandes ist
jedoch davon auszugehen, dass das Tier bereits einige Wochen zuvor
verstorben ist. Epidemiologisch ist dieser Nachweis daher dem
massiven Vogelsterben in Brutkolonien von Seevögeln im Frühsommer
zuzuordnen. Die Ampelschaltung dieses Tierseuchenradars erfolgt
dementsprechend.
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RABIES | Tollwut (RABIES): Ausbrüche waren in Rumänien und der Türkei zu verzeichnen. Die erleichterten Einreisebedingungen für Heimtiere, die mit Flüchtlingen aus der Ukraine in die EU kommen, liefen mit 15. Juni aus. Österreich ist seit 2008 anerkannt frei von terrestrischer Tollwut. Das Risiko eines Neueintrags des Tollwutvirus wird aktuell als gering eingestuft. | |||
WNV | West Nil Virus: Im August 2023 wurden 94 WNV-Ausbrüche in Europa gemeldet (Vormonat 19 Ausbrüche). Betroffen waren Vögel (73 Ausbrüche) und Pferde (21 Ausbrüche). Aus Österreich wurden im August keine Nachweise des West Nil Virus in das ADIS gemeldet. Das Risiko für Österreich wird als mittel eingestuft. |
Situation
Situation in Österreich
Österreich ist bisher von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verschont geblieben, allerdings kommt sie in einigen Nachbarländern wie Ungarn, der Slowakei, Tschechien, Deutschland und Italien vor.
Situation in Europa
Im August 2023 wurden in Europa 690 Ausbrüche bei Hausschweinen und 424 Ausbrüche bei Wildschweinen in das ADIS gemeldet. Im August wurde das ASPV in Europa in 11 Ländern bei Hausschweinen und in 13 Ländern bei Wildschweinen nachgewiesen. Die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Wildschweinen ist im Vergleich zum Vormonat leicht gesunken (im Vormonat 503 Ausbrüche, siehe Tabelle ASP-Ausbrüche und Abbildung ASP-Karte).
Im Jahr 2022 zeigte das Auftreten von ASP-Ausbrüchen bei Wildschweinen und Hausschweinen eine bereits im Vorjahr beobachtete Saisonalität: die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Wildschweinen steigt in den kalten Monaten (November–April), während die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen in den warmen Monaten (Mai–Oktober) zunimmt. Auch diesen Sommer zeigt die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen einen Anstieg (zum Vergleich siehe Abbildung ASP-Verlauf im Bericht von Juni 2022).
Einen vollständigen Überblick über die ASP-epidemiologische Situation und die Anzahl der Proben, die von den betroffenen Ländern der Europäischen Union (EU) im Jahr 2022 analysiert wurden, finden Sie im aktuellen Bericht der European Food Safety Authority (EFSA).
Hausschweine
Die ASP-epidemiologische Situation bei Hausschweinen in Osteuropa bleibt nach wie vor instabil. Im Berichtszeitraum wurden zahlreiche Ausbrüche aus Kroatien (327), Rumänien (175) und Bosnien und Herzegowina (164) gemeldet. Die meisten Ausbrüche ereigneten sich in der Grenzregion zwischen Bosnien und Herzegowina und Kroatien (siehe Abbildung ASP-Karte). Obwohl es sich bei den meisten betroffenen Betrieben um Kleinbetriebe handelte, wurden in diesem Monat mehrere Großbetriebe mit mehr als 500 Tieren infiziert, und zwar in Italien (1), Kroatien (1), Bosnien und Herzegowina (1), Rumänien (1), Nordmazedonien (1) und in der Ukraine (2). Serbien hat im August keine Ausbrüche gemeldet.
Das EU Veterinary Emergency Team (EUVET) hat eine Mission in Kroatien im Juli durchgeführt, um die ASP-epidemiologische Lage festzustellen. Nach dem Bericht der EUVET-Mission traten die ersten Ausbrüche in der Region Posavski Podgajci in zwei Freilandbetrieben auf, die nicht als solche registriert waren. Die Betriebe lagen sehr nahe beieinander und befanden sich in einem Sumpfgebiet etwa 100 Meter von der bosnischen Grenze entfernt, die durch einen Fluss begrenzt wird. Das EUVET-Team stellte Schwachstellen in dem kroatischen Schweineregistrierungssystem fest und empfahl daher, die Schweinebetriebszählung zu verstärken.
ASPV breitet sich unter Hausschweinen in Bosnien und Herzegowina weiter aus. Das Global Framework for the Progressive Control of Transboundary Animal Diseases (GF-TADs) organisierte im Juli eine Mission, um sich über die epidemiologische Situation in Bosnien und Herzegowina zu informieren. Die Experten nannten folgende Ursachen für das Auftreten der ASP: die Verbringung infizierter Hausschweine, Besuche von unbefugten Personen (Nachbarn, Gäste usw.) und den illegalen Handel mit infizierten Fleischprodukten. Darüber hinaus stellten die Sachverständigen folgende Mängel fest: das Fehlen eines einheitlichen Veterinärinformationssystems, Lücken in der Registrierung von landwirtschaftlichen Betrieben und im Tierkennzeichnungssystem und den Mangel an Leitlinien für Mindestanforderungen an die Biosicherheit in Schweinehaltungen.
Weitere Ausbrüche wurden aus Kosovo (7), der Ukraine (4), Polen (3), Lettland (3), Italien (3), Moldawien (2), Nordmazedonien (1) und Bulgarien (1) gemeldet (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche).
Am 25.08.2023 wurde in Nordmazedonien das Auftreten von ASPV in einem großen kommerziellen Betrieb mit 9151 Schweinen im Osten des Landes bestätigt. Alle bisher gemeldeten ASP-Ausbrüche traten in der nordöstlichen Region von Nordmazedonien auf.
Im August meldete Italien drei ASP-Ausbrüche in der Provinz Pavia in der Region Lombardei. Da in der Lombardei mit über 5 Millionen Tieren mehr als die Hälfte der italienischen Hausschweine gehalten wird, stellen diese Ausbrüche eine große Gefahr für die Schweineproduktion dar. Der erste Ausbruch erfolgte am 17. August in einem kleinen Mastbetrieb in der Nähe von Montebello della Battaglia und wurde am 18. August bestätigt. Von den 166 empfänglichen Schweinen in diesem Betrieb erkrankten 130 und 127 starben an der Krankheit. Am 24. August wurde ein zweiter Ausbruch in einem Betrieb mit 26 Schweinen in Zinasco (eine Gemeinde 16 km vom Montebello della Battaglia entfernt) gemeldet. Alle Tiere des Betriebs erkrankten und 23 starben an der Seuche. Drei Tage später wurde ein dritter Ausbruch in einem Mastbetrieb mit 2230 Schweinen in derselben Gemeinde gemeldet. Bis zum 15. September wird die Verbringung von Schweinen in der Region Lombardei nur nach Durchführung einer klinischen Untersuchung erlaubt sein.
Wildschweine
Im August 2023 (Stichtag: 04.09.2023) meldeten 13 Länder, von denen 5 an Österreich grenzen, Ausbrüche von ASP bei Wildschweinen. Die meisten Ausbrüche wurden in Lettland (156) gemeldet, gefolgt von Polen (117), Deutschland (47), Italien (23), Litauen (31), Ungarn (9), Tschechien (8), Estland (7), Rumänien (6), der Slowakei (3), Bosnien und Herzegowina (2), Kosovo (2) und Kroatien (1) (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche).
Derzeit beträgt die kürzeste Distanz eines bestätigten ASP-Falles zur österreichischen Staatsgrenze 120 km und befindet sich in der Slowakei (siehe Abbildung ASP-Distanz).
Zu den weiteren Nachweisen in Europa siehe Tabelle ASP-Ausbrüche und zur räumlichen Verteilung siehe Detaildarstellung in der Abbildung ASP-Karte.
Außerhalb des Berichtszeitraums August ist seit dem 6. September erstmals auch in Schweden, ca. 200 Kilometer nordwestlich von Stockholm, die ASP bei Wildschweinen nachgewiesen worden.
HS | WS | HS | WS | HS | WS | |
---|---|---|---|---|---|---|
Kroatien | 7 | 0 | 256 | 3 | 327 | 1 |
Bosnien und Herzegowina | 45 | 0 | 361 | 5 | 164 | 2 |
Rumänien | 50 | 5 | 250 | 11 | 175 | 6 |
Polen | 9 | 189 | 8 | 134 | 3 | 117 |
Serbien | 213 | 17 | 193 | 4 | 0 | 0 |
Lettland | 1 | 35 | 4 | 163 | 3 | 156 |
Italien (ohne Sardinien) | 2 | 126 | 2 | 61 | 3 | 23 |
Deutschland | 0 | 75 | 0 | 48 | 0 | 47 |
Litauen | 2 | 37 | 1 | 28 | 0 | 31 |
Slowakei | 0 | 53 | 0 | 19 | 0 | 3 |
Ungarn | 0 | 23 | 0 | 10 | 0 | 21 |
Tschechien | 0 | 25 | 0 | 1 | 0 | 8 |
Estland | 0 | 2 | 2 | 5 | 0 | 7 |
Nordmazedonien | 2 | 3 | 2 | 7 | 1 | 0 |
Kosovo | 0 | 0 | 1 | 2 | 7 | 2 |
Ukraine | 0 | 0 | 5 | 1 | 4 | 0 |
Bulgarien | 0 | 0 | 2 | 1 | 1 | 0 |
Griechenland | 3 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 |
Moldawien | 0 | 0 | 2 | 0 | 2 | 0 |
GESAMT | 334 | 590 | 1090 | 503 | 690 | 424 |
Folgen für Österreich
Für Österreich bleibt das Risiko einer Einschleppung von ASP hoch. Es wird eindringlich vor dem Mitbringen von Schweine- oder Wildschweinefleisch und anderen von diesen Tieren stammenden Produkten aus betroffenen Gebieten gewarnt. Das ASP-Virus ist extrem lange in der Umwelt überlebensfähig, vor allem in Blut, Fleischprodukten und Kadavern.
In Österreich müssen seit Ende 2019 zum Zweck der Früherkennung alle tot aufgefundenen Wildschweine gemeldet und von der AGES auf das ASP-Virus untersucht werden. Daneben erfolgt auch eine Untersuchung von Aborten sowie von klinisch oder pathologisch auffälligen Hauschweinen und von Organproben gemäß dem ASP- und KSP-Stichprobenplan.
Tierhalter können die “ASP-Risikoampel” oder den online Fragebogen “Biocheck” verwenden, um die Biosicherheit ihrer Betriebe kostenlos und anonym zu überprüfen. Richtlinien zur Biosicherheit sind in dem Dokument “Leitfaden Biosicherheit in Schweinehaltungen” zu finden. Das von der Niedersächsischen Tierseuchenkasse und dem Landvolk Niedersachsen zur Verfügung gestellte Dokument wird ständig auf dem neuesten Stand der EU-Verordnung gehalten. Weitere Empfehlungen und ein Handbuch zur Biosicherheit bei der Haltung von Schweinen in Österreich werden auf der Website des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) bzw. auf der Kommunikationsplattform Verbrauchergesundheit zur Verfügung gestellt.
Im seit 21. April 2021 geltenden Tiergesundheitsrecht (Verordnung (EU) 2016/429) und den in Abhängigkeit davon geltenden zusätzlichen Rechtsakten der Europäischen Kommission, im Besonderen der Delegierten Verordnung (EU) 2020/687, der Durchführungsverordnung (EU) 2023/594 (zuletzt geändert durch die Durchführungsverordnung (EU) 2023/1677/EU, vom 30. August 2023) und der ASP-Verordnung 2005 sind Zuständigkeiten und Maßnahmen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest festgelegt. Im Anhang Teil I bis III der Durchführungsverordnung 2023/1677/EU sind die geltenden Gebiete (Sperrzonen I, II und III) mit erhöhtem Risiko einer Ausbreitung der ASP aufgeführt.
Weitere Informationen über die in Österreich bis jetzt durchgeführten ASP-Vorbereitungsmaßnahmen finden Sie hier.
Einen Überblick über die ASP-Zonierungsmaßnahmen in Europa erhalten Sie auf den interaktiven Karten der EU-Kommission.
Kommentar
Wie schon im Vorjahr beobachtet wurde, scheint generell die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen in Europa in den Sommermonaten (ab Juli/August) leicht anzusteigen und in den kalten Monaten zu sinken (Abbildung ASP-Verlauf). Im Gegensatz dazu steigt die Anzahl der gemeldeten Ausbrüche beim Wildschwein in den kälteren Wintermonaten (für einen Vergleich siehe Abbildung ASP-Verlauf im Bericht von März 2022).
In der epidemiologischen Analyse der EFSA werden einige mögliche Faktoren genannt, die diese saisonale Abhängigkeit der Ausbrüche erklären könnten.
Bei Hausschweinen werden Faktoren im Zusammenhang mit der Erntesaison, wie z.B. die Verwendung von kontaminiertem Grünfutter/Einstreu und der Einsatz von externen Erntehelfern, die das Virus in einen Betrieb von außen einbringen können, als mögliche Ursache für die Zunahme der gemeldeten ASP-Ausbrüche in den Sommermonaten diskutiert. Das Ernten von Feldfrüchten im Sommer oder das Vorbereiten der Felder im Frühjahr könnte zu einem erhöhten Verkehr von Fahrzeugen in und aus den Schweinebetrieben sowie in und aus potenziell kontaminierten Gebieten führen.
Bei Wildschweinen werden Faktoren im Zusammenhang mit der Jagdsaison als Erklärung für die Zunahme von ASP-Ausbrüchen im Winter genannt. Generell steigt die Anzahl toter Wildschweine im Winter aufgrund der Jagd und der natürlichen höheren Sterblichkeit (geringere Futterverfügbarkeit), was bedeutet, dass mehr Tiere untersucht werden. Darüber hinaus erleichtert die dünnere Vegetation das Auffinden von Kadavern und die kalte Temperatur ermöglicht eine längere Haltbarkeit der Kadaver bzw. des Virus in der Umwelt.
Für Österreich bleibt der indirekte Eintrag der ASP durch den Menschen aus von ASP betroffenen Ländern das vordergründige Risiko.
Daher ist die Sensibilisierung der verschiedenen Interessengruppen von größter Bedeutung. Ausführliche Informationen, Filme, Broschüren, Poster zur Ätiologie, Diagnose und epidemiologischen Ausbreitung der ASP finden Sie auf der Website der KVG. Das Material richtet sich an verschiedene Interessengruppen wie Jäger, Schweinehalter, Reisende, Forstarbeiter, Tierärzte, Saisonarbeiter und Pflegekräfte.
Quellen
Situation
Situation in Österreich
Im Berichtszeitraum August wurde aus Österreich ein HPAI-Ausbruch bei Wildvögeln in das ADIS gemeldet. Diese Meldung betrifft eine Flussseeschwalbe, die am Neusiedlersee (Burgenland) tot aufgefunden wurde. Der Todeszeitpunkt liegt vermutlich einige Wochen vor dem Zeitpunkt des Auffindens, da das Tier bereits deutliche Verwesungsanzeichen aufwies. Im Nationalen Referenzlabor für Aviäre Influenza der AGES konnte dennoch in Geweberesten und Federkielen das H5N1-Virus nachgewiesen werden. Epidemiologisch ist dieser Ausbruch dem massiven Ausbruchsgeschehen in Brutkolonien von Seevögeln im Frühsommer zuzuordnen und ist kein Hinweis auf eine aktuelle Zirkulation der hochpathogenen Aviären Influenza A(H5N1) in diesem Gebiet.
Aufgrund des Auftretens der HPAI bei Wildvögeln in Nachbarländern ist das Risiko für Ausbrüche bei Geflügel und Vögeln in Gefangenschaft für Österreich als mittel zu bewerten.
Am 22. April ist die 3. Novelle 2023 der Geflügelpest-Verordnung 2007 in Kraft getreten. Das gesamte Bundesgebiet ist als Gebiet mit erhöhtem Geflügelpest-Risiko ausgewiesen.
Situation in Europa
Geflügel
Im August 2023 wurden in Europa bei Geflügel erstmals in diesem Jahr keine Ausbrüche der hochpathogenen Aviären Influenza A(H5N*) in das ADIS gemeldet (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche).
Wildvögel
Die Anzahl der HPAI-Meldungen bei Wildvögeln ist im August in Europa mit 97 Ausbrüchen im Vergleich zum Vormonat (319 Ausbrüche) deutlich gesunken. Die Ausbrüche sind hauptsächlich in Küstengebieten lokalisiert (siehe Abbildung HPAI-Karte). Die Zahl der betroffenen Länder sinkt im Vergleich zum Vormonat (19 Länder) auf 16 (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). Mit Deutschland, Italien und Ungarn erfolgten im August in drei Nachbarländern Österreichs HPAI-Ausbruchsmeldungen bei Wildvögeln (siehe Abbildung HPAI-Karte).
Vögel in Gefangenschaft
Im August 2023 wurden in Europa bei Vögeln in Gefangenschaft erstmals in diesem Jahr keine Ausbrüche der hochpathogenen Aviären Influenza A(H5N*) in das ADIS gemeldet. (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche).
Einen umfassenden Überblick der European Food Safety Authority (EFSA) über den aktuellen Seuchenzug und einen Vergleich mit den Vorjahren finden Sie hier.
Das Europäische Referenzlabor für Aviäre Influenza und Newcastle Disease in Italien (EURL AI/ND) stellt in einem Datenportal detaillierte Informationen über HPAI-Ausbrüche in Europa zur Verfügung.
GE | WV | VG | GE | WV | VG | GE | WV | VG | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Deutschland | 0 | 155 | 0 | 1 | 83 | 0 | 0 | 17 | 0 |
Niederlande | 0 | 53 | 0 | 1 | 44 | 0 | 0 | 23 | 0 |
Frankreich | 3 | 24 | 2 | 3 | 28 | 1 | 0 | 6 | 0 |
Lettland | 0 | 45 | 0 | 0 | 6 | 0 | 0 | 2 | 0 |
Norwegen | 0 | 13 | 0 | 0 | 14 | 0 | 0 | 15 | 0 |
Schweden | 1 | 14 | 0 | 0 | 25 | 0 | 0 | 2 | 0 |
Dänemark | 0 | 15 | 0 | 1 | 20 | 0 | 0 | 4 | 0 |
Belgien | 0 | 6 | 0 | 0 | 28 | 0 | 0 | 5 | 0 |
Italien | 0 | 11 | 0 | 1 | 15 | 0 | 0 | 10 | 0 |
Finnland | 0 | 2 | 0 | 0 | 20 | 0 | 0 | 6 | 0 |
Litauen | 0 | 25 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Polen | 0 | 17 | 1 | 1 | 7 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Spanien | 0 | 8 | 0 | 0 | 10 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Irland | 0 | 3 | 0 | 0 | 7 | 1 | 0 | 1 | 0 |
Ungarn | 0 | 5 | 0 | 0 | 4 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Estland | 0 | 3 | 0 | 0 | 4 | 0 | 0 | 2 | 0 |
Österreich | 0 | 4 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Schweiz | 0 | 2 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Slowenien | 0 | 2 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Luxemburg | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Slowakei | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Tschechien | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 |
GESAMT | 4 | 409 | 3 | 8 | 319 | 2 | 0 | 97 | 0 |
Folgen für Österreich
Seit dem Inkrafttreten der 3. Novelle 2023 der Geflügelpest-Verordnung 2007 am 22. April ist das gesamte Bundesgebiet als Gebiet mit erhöhtem Geflügelpest-Risiko ausgewiesen. Tierhalter müssen Maßnahmen zum Schutz ihrer Tiere vor der HPAI und der frühzeitigen Erkennung einer Infektion verpflichtend umsetzen. Diese Pflichten sind in §8 der Geflügelpest-Verordnung 2007 aufgeführt. Die Behörden können unter Berücksichtigung der epidemiologischen Situation Veranstaltungen mit Geflügel oder anderen Vögeln untersagen oder unter Vorschreibung bestimmter Auflagen und Bedingungen zulassen.
Gebiete mit stark erhöhtem Geflügelpest-Risiko, in denen Geflügel und gehaltene Vögel in Stallungen oder geschlossenen Haltungsvorrichtungen gehalten werden müssen, sind derzeit nicht ausgewiesen.
Derzeit sind keine Gebiete in Österreich zu infizierten Zonen erklärt worden.
In ganz Österreich sollten Geflügelbetriebe, Zoo- und Hobbyhaltungen mit äußerster Sorgfalt Biosicherheits- und Hygienemaßnahmen umsetzen. Direkte oder indirekte Kontakte zu Wildvögeln stellen ein potenzielles Risiko einer Übertragung dar und sollten konsequent verhindert werden. Mit der “AI-Risikoampel” oder dem Online-Fragebogen “Biocheck” stehen kostenlose und anonyme Möglichkeiten zur Überprüfung des Status der Biosicherheit zur Verfügung. Beispiele für Informationsmaterial finden Sie für private Geflügelhaltungen hier und für Geflügelbetriebe hier.
Jede Geflügelhaltung ist der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zu melden.
Aufgefundene tote oder verendende Wildwasservögel und Greifvögel müssen unmittelbar der Bezirksverwaltungsbehörde gemeldet und im Nationalen Referenzlabor (AGES IVET Mödling) untersucht werden, damit frühzeitig entsprechende Maßnahmen getroffen werden können.
Kommentar
Die Zahl gemeldeter Ausbrüche der hochpathogenen Aviären Influenza A(H5N*) ist im August in Europa insgesamt weiter deutlich gesunken. Erstmals in diesem Jahr waren im August ausschließlich Wildvögel betroffen, während bei Geflügel und Vögeln in Gefangenschaft keine Nachweise erfolgten.
Vor dem Jahr 2021 kam das Seuchengeschehen jedoch auch bei Wildvögeln in den Sommermonaten typischerweise vollständig zum Erliegen. Das Kalenderjahr 2023 ist das zweite Jahr in Folge, in dem dies nicht der Fall ist. Die klassische Einteilung einer epidemiologischen HPAI-Saison von Anfang Oktober bis Ende März ist daher nicht mehr vollständig zutreffend, beschreibt jedoch den Zeitraum mit den höchsten Ausbruchszahlen. Erfahrungsgemäß ist im September noch nicht mit einem Anstieg zu rechnen, bevor mit Oktober die epidemiologische HPAI-Saison 2023/2024 beginnt und auch das Risiko für deutlich mehr Nachweise in ganz Europa steigt.
Quellen
Im Berichtzeitraum (Stichtag: 04.09.2023) wurden in Europa 6 RABIES-Ausbrüche (Vormonat 30 Ausbrüche) verzeichnet. Alle Fälle traten in bereits bekannte Tollwut-Gebieten auf. Rumänien meldete insgesamt vier Tollwutfälle (ein Fuchs, ein Hund, zwei Rinder) im Nordosten des Landes und die Türkei meldete zwei Fälle (ein Fuchs und ein Hund). Für einen Überblick über die letzten drei Monate siehe Tabelle RABIES-Ausbrüche.
Jun | Jul | Aug | |
---|---|---|---|
Türkei | 11 | 29 | 2 |
Rumänien | 0 | 1 | 4 |
Moldawien | 2 | 0 | 0 |
GESAMT | 13 | 30 | 6 |
Kommentar
Eines der größten Risiken der Wiedereinschleppung von Tollwut in eine tollwutfreie Population ist der Transport von nicht geimpften Tieren aus Ländern mit endemischer Tollwut. Die Überwachungsmaßnahmen sollten darauf abzielen, die illegale Einfuhr von tollwütigen oder nicht geimpften Welpen zu bekämpfen.
Seit 15. Juni 2023 gelten für Flüchtende in Begleitung von Heimtieren aus der Ukraine wieder die regulären Bedingungen für die Einreise in die EU. Informationen zu den Reiseverkehrsregelungen finden Sie hier.
Österreich wurde 2008 für frei von terrestrischer Tollwut erklärt. Der letzte Ausbruch mit einem Feldvirus wurde 2002 detektiert. Weitere Informationen zur Tollwut finden Sie hier.
Quellen
Im Berichtszeitraum (Stichtag: 04.09.2023) wurden 94 WNV-Ausbrüche in das ADIS gemeldet (siehe Tabelle WNV-Ausbrüche). Das Risiko für Österreich wird als mittel eingeschätzt.
Bei Vögeln wurden im August 73 WNV-Ausbrüche gemeldet (18 im Vormonat). Betroffen waren Vögel in Italien (54 Ausbrüche), Spanien (10 Ausbrüche), Deutschland (7 Ausbrüche), Frankreich (1 Ausbruch) und Bulgarien (1 Ausbruch).
Bei Pferden erfolgten im Berichtszeitraum 21 Meldungen (1 im Vormonat). Betroffen waren Spanien (9 Ausbrüche), Italien (4 Ausbrüche), Ungarn (4 Ausbrüche), Deutschland (2 Ausbrüche) und Frankreich (2 Ausbrüche).
Das West Nil Fieber (WNF) wird durch das West Nil Virus (WNV) hervorgerufen. Beim West Nil Fieber handelt es sich um eine Zoonose, die durch den Stich von Mücken übertragen wird, die mit dem West Nil Virus infiziert sind. Der saisonale Anstieg der WNV-Ausbrüche in den Sommermonaten ist eine Folge der Zunahme von Stechmücken. Ebenso ist die Abnahme der Ausbrüche in den Wintermonaten durch die jahreszeitlich bedingten geringeren Vorkommen von Stechmücken zu erklären. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) geht von einer Übertragungssaison von Juni bis November aus. Mit dem Gelsen-Monitoring der AGES werden an definierten Standorten in Österreich Stechmücken gesammelt, klassifiziert und auf das WNV untersucht. Seit dem ersten Nachweis einer WNV-Infektion in Österreich bei Greifvögeln 2008 wird bei Wildvögeln ein Überwachungsprogramm durchgeführt. Ebenfalls seit 2008 untersucht die AGES bei entsprechenden pathomorphologischen Hinweisen auch andere Tierarten auf WNV. Nachweise bei Pferden erfolgten erstmals 2016, wobei Pferde ebenso wie Menschen für das Virus Endwirte darstellen – von ihnen geht keine weitere Infektionsgefahr aus. Ein serologisches Überwachungsprogramm bei Pferden wurde 2011 gestartet. Für Pferde stehen mehrere zugelassene Impfstoffe gegen das WNV zur Verfügung. Weitere Informationen zur Vorbeugung einer Infektion finden Sie auf der Homepage der AGES. Einen wöchentlichen Überblick des ECDC über die gemeldeten WNV-Ausbrüche bei Pferden, Vögeln und Fälle/Infektionen beim Menschen finden Sie hier.
VO | EQ | VO | EQ | VO | EQ | |
---|---|---|---|---|---|---|
Italien | 3 | 0 | 14 | 0 | 54 | 4 |
Spanien | 0 | 0 | 0 | 1 | 10 | 9 |
Deutschland | 0 | 0 | 4 | 0 | 7 | 2 |
Ungarn | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 4 |
Frankreich | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 2 |
Bulgarien | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 |
GESAMT | 3 | 0 | 18 | 1 | 73 | 21 |
Aktualisiert: 08.09.2023