Minierfliegen
Liriomyza
Steckbrief
Die Familie der Minierfliegen umfasst sehr kleine Fliegen, die an verschiedenen Gemüse- und Zierpflanzenkulturen vorkommen. Zu den wirtschaftlich bedeutenden Minierfliegen zählen neben Phytomyza- und Napomyza-Arten auch Liriomyza-Arten, welche zum Teil aus subtropischen Ländern stammen und als Quarantäneschädlinge gelistet sind.
Aussehen
Minierfliegen der Gattung Liriomyza sind meist schwarz mit einem auffällig gelb gefärbten Rückenschildchen (Scutellum). Die Eier sind mit freiem Auge nicht sichtbar, da sie in die Blattoberfläche in Eiablagepunkten abgelegt werden. Es ist lediglich ein kleiner Punkt zu sehen, welcher nicht von den Saugpunkten zu unterscheiden sind. Die Larven (Maden) sind gelblich weiß gefärbt und besitzen weder Kopfkapsel noch Beine. Die Tönnchenpuppen sind rötlich bis braun gefärbt und etwa 2 mm groß.
Biologie
Minierfliegen legen die Eier in die Blattoberfläche ab und die Larven beginnen direkt nach dem Schlupf im Blattgewebe zu fressen. Die Larven erzeugen durch ihre Fraßtätigkeit im Blattinneren die charakteristischen, schlangenförmig gewundenen, hellen Minen (Fraßgänge) in den Blättern. Die Verpuppung erfolgt mit Ausnahme von L. huidobrensis (und den heimischen Minierfliegenarten) immer außerhalb des Blattgewebes. Diese sind entweder an der Blattaußenseite angeheftet, auf dem Boden oder direkt unter der Bodenoberfläche zu finden.
Schadsymptome
Der auffälligste Hinweis für ein Vorkommen der Minierfliegen sind die Miniergänge in den Blättern. Weitere Hinweise und erste Anzeichen eines Minierfliegenbefalles sind die hellen, gelblichweißen Saug- und Bohrpunkte auf den Blättern, die mit dem Legebohrer der Weibchen erzeugt werden. Auch das Vorhandensein der Fliegenpuppen an der Blattaußenseite oder am/im Boden (ausgenommen Puppen von L. huidobrensis) sind Merkmale für einen Minierfliegenbefall.
Durch die Fraßtätigkeit der Larven wird das Blattgrün zwischen Blattoberhaut und Blattunterhaut zerstört und damit die Photosyntheseleistung der Pflanze eingeschränkt. Dies wirkt sich negativ auf Pflanzenwachstum und -entwicklung aus. Bei starkem Befall kann die gesamte Pflanze absterben, vor allem Jungpflanzen.
Die Blattschäden (Blattminen, Saug- und Bohrpunkte) beeinträchtigen auch das Aussehen und damit die Qualität (und den Wert) der Pflanzen, insbesondere bei Zierpflanzen. Zudem werden die Pflanzen durch die Saugtätigkeiten indirekt geschädigt, indem das Eindringen von sekundären Krankheitserreger begünstigt wird.
Bedeutend ist auch die Rolle von den Minierfliegenarten L. sativae und L. trifolii als Vektoren von einigen Pflanzenviren, darunter das Selleriemosaik-Potyvirus.
Wirtspflanzen
Generell handelt es sich bei allen vier Liriomyza-Arten um polyphage Insekten von Zier- und Gemüsepflanzen. Es sind Wirtspflanzen aus 65 verschiedenen Pflanzenfamilien bekannt.
Die Blattadernminierfliege (Liriomyza huidobrensis) ist polyphag, mit Wirtspflanzen aus 14 Pflanzenfamilien, und lebt sowohl auf Blütenpflanzen, Gemüsepflanzen als auch auf Unkräutern.
Die Floridaminierfliege (Liriomyza trifolii) ist eine polyphage Minierfliegenart, die auf über 120 Pflanzenarten (25 Pflanzenfamilien) vorkommt, mit Präferenz für Korbblütler (Asteraceae). Zu ihrem Wirtspflanzenspektrum zählen neben den verschiedenen Zierpflanzen, insbesondere Gerbera, auch zahlreiche Gemüsepflanzen.
Die Tomatenminierfliege (Liriomyza bryoniae) ist polyphag an 16 Pflanzenfamilien beschrieben und ist besonders auf Pflanzen aus den Familien der Korbblütler, Kreuzblütler (Brassicaceae), Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) oder Nachtschattengewächse (Solanaceae) unter Glas zu finden.
Liriomyza sativae ist eine polyphage Art auf Zierpflanzen und Gemüsekulturen, mit Wirtspflanzen aus neun Familien, bevorzugt auf Nachtschattengewächsen (Solanaceae) und Schmetterlingsblütlern (Fabaceae).
Verbreitung
Die Blattadernminierfliege (L. huidobrensis) stammt aus Mittel- und Südamerika und gelangte erst Ende der 80er Jahre nach Europa. Heute ist sie auch noch in einigen Ländern der EPPO-Region (auch in Österreich), in Nordamerika, Afrika, Asien und Ozeanien zu finden.
Die Floridaminierfliege (L. trifolii) stammt aus Nordamerika und ist mittlerweile in Amerika, Europa (auch in Österreich), Afrika, Asien und Ozeanien weit verbreitet.
Die Tomaten-Minierfliege (L. bryoniae) ist die einzige europäische Art. Sie ist in vielen Gebieten der EPPO-Region verbreitet, wo es Kulturen unter Glas gibt, und in Asien (Israel, Japan, Taiwan), in Nordafrika (Ägypten, Marokko) und in der USA (Massachusetts) zu finden.
Liriomyza sativae ist die einzige Art, die noch nicht in der EPPO-Region vorhanden, sonst aber weltweit verbreitet ist.
Wirtschaftliche Bedeutung
Minierfliegen können für viele Zier- und Gemüsepflanzen besonders in Gewächshäusern eine Bedrohung darstellen, da sie aufgrund ihrer raschen Populationsentwicklung und ihrem hohen Vermehrungspotential zu Massenvermehrung neigen.
Vorbeugung und Bekämpfung
- Gründliche Jungpflanzenkontrolle
- Verhinderung von Zuflug in Glashäusern durch Verschließen der Lüftungsklappen mit Insektennetzen
- Monitoring und Abfangen mittels Gelbtafeln/-bänder
- Beachtung der allgemeinen Glashaushygiene
- Rechtzeitig befallene Pflanzenteile abpflücken, damit eine Massenvermehrung verzögert wird. Diese Pflanzenteile sollten gehäckselt und verdeckt kompostiert werden.
- Zwei heimische Nützlinge, die Brackwespe (Dacnusa sibirica) und die Erzwespe (Diglyphus isaea), können wirkungsvoll gegen Minierfliegen eingesetzt werden. Diese können je nach Befallssituation vorbeugend regelmäßig in kleineren Mengen alle zwei bis drei Wochen ausgebracht werden. Die Behandlung kann auch kurativ mit einer erhöhten Aufwandmenge und mindestens einer Wiederholung innerhalb von zehn bis 14 Tagen erfolgen.
- Auch für Insekten giftige (entomopathogene) Nematoden der Art Steinernema feltiae können gegen Minierfliegenlarven als Blattapplikation ausgebracht werden.
- Eine Behandlung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln gegen Minierfliegen ist möglich. Jedoch erschwert der rasche Generationszyklus der Minierfliegen und die Tatsache, dass wichtige Entwicklungsstadien gut geschützt sind, die Bekämpfung und erfordert mehrere Behandlungen (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel).
Phytosanitärer Status
L. huidobrensis, L. trifolii und L. bryoniae sind als Schutzgebietsquarantäneschädling (SQS) gelistet (Schutzgebiete Irland und Nordirland).
L. sativae ist als Unionsquarantäneschädling (UQS) gelistet.
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Aktualisiert: 12.09.2024