Dörrobstmotte

Plodia interpunctella, HÜBNER 1813

Steckbrief

Die Dörrobstmotte ist ein Falter und befällt Vorräte. Aus ihren Eiern schlüpfen Larven (Raupen), die an gelagerten Lebensmitteln fressen. Sie verunreinigen diese durch ihren Kot und erzeugen auffällige Gespinste, welche die Nahrungsmittel verklumpen, wodurch alles Essbare ungenießbar wird.

Aussehen

Die Falter sind in Ruhestellung mit dachförmig angelegten Flügeln etwa 8 mm groß und anhand ihrer cremegelben Vorderflügel mit rotbraun gefärbter äußerer Flügelhälfte leicht erkennbar. 

Die Larven der Dörrobstmotten haben eine weißliche Farbe und können eine rötliche und grünliche Tönung aufweisen. Der Kopf der Larven ist zudem braun und der gesamte Körper glänzt fettig. Ausgewachsen ist die Larve etwa 13 mm lang.

Biologie

Die Dörrobstmotte gehört zur Familie der Zünsler (Pyralidae).

Die Lebensdauer der Falter beträgt bei genügend Feuchtigkeit (Kondenswasser) bei Zimmertemperatur zwei bis drei Wochen. Die Falter paaren sich bereits unmittelbar nach dem Schlüpfen und legen 200-400 Eier.

Die Larven leben in einem selbstgefertigten Köcher aus Spinnfäden, vor allem in den äußeren Schichten des Lagergutes. Nach fünf bis sieben Larvenstadien erfolgt eine drei bis zehn Tage dauernde Wanderphase der erwachsenen Larven zum Ort ihrer Verpuppung. Diese erfolgt meist an geschützten Stellen wie z. B. Ritzen und Spalten. Im Puppenkokon können die Larven in eine Entwicklungsruhe (Diapause) von mehreren Monaten eintreten. Diese Ruhephase wird durch schlechte Bedingungen wie niedrige Temperaturen, kurze Tageslängen oder hohe Populationsdichten ausgelöst. In Mitteleuropa dauert die Entwicklung im Durchschnitt fünf bis sechs Monate und es treten zwei Generationen jährlich auf - in warmen Räumen können es auch wesentlich mehr Generationen sein. Gegenüber tiefen Temperaturen ist die Dörrobstmotte nicht sehr empfindlich, vor allem Larven können Temperaturen von -10 °C für einige Tage ertragen. Eine Überwinterung in ungeheizten Lagern ist deshalb möglich. Temperaturen oberhalb von 30 °C beeinträchtigen die Entwicklung, hohe Feuchtigkeit und trinkbares Wasser begünstigen Fruchtbarkeit, Entwicklung und Lebensdauer der Falter.

Schadsymptome

Die Raupen fressen bei Getreideprodukten aller Art vor allem am Keimling, der Mehlkörper bleibt weitgehend unbeschädigt. Stark befallene Vorräte sind von den Gespinsten der Raupen durchzogen bzw. überzogen. Die Waren verklumpen schließlich und sind durch Kot verunreinigt. Die Larven erzeugen auffällige Gespinste bzw. Gespinstklumpen in und auf der Oberfläche der gelagerten Vorräte.

Nahrung

Trockenobst, Nüsse, Schokolade, Kakao, Nudeln, Gewürze, Getreide aller Art und zahlreiche andere pflanzliche Produkte. In Ausnahmefällen auch frisches Obst.

Verbreitung

Dieser Vorratsschädling ist weltweit in menschlicher Nähe verbreitet: Getreidelager, Lagerhäuser, Silos, Mühlen, Lebensmittel erzeugende Betriebe, Bäckereien und Wohnungen.

Das breite Nahrungsspektrum erleichtert es der Dörrobstmotte menschliche Vorräte zu besiedeln. Sie wurde durch den Handel im 19. Jahrhundert in Mitteleuropa eingeschleppt und hat sich aufgrund ihrer polyphagen Lebensweise, ihrer Robustheit und Kälteresistenz mittlerweile in vielen Lager-, Fabrikationsräumen lebensmittelerzeugender Betriebe sowie Haushalten eingenistet.

Ausbreitung und Übertragung

Durch den freien Warenverkehr ist die Dörrobstmotte ein weltweit verbreiteter Vorratsschädling.

Ein Befall in der Wohnung erfolgt weniger durch das Zufliegen durch ein geöffnetes Fenster, sondern zumeist über eine passive Einschleppung über bereits mit Eiern oder Larven befallenen Lebensmitteln oder Verpackungsmaterial.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die Dörrobstmotte ist wahrscheinlich weltweit der bedeutendste Schädling in der lebensmittelverarbeitenden Industrie. Reklamationen, Rücknahmeaktionen, Verluste, und Überwachung belaufen sich vermutlich jährlich auf Milliardenbeträge.

Vorbeugung und Bekämpfung

Allgemeine Hygienemaßnahmen

  • Gründliche Reinigung der Ernte- und Transportmaschinen
  • Gründliche Reinigung der Lagerräume (Entfernung von Gerümpel und Putzabfällen) vor der Einlagerung
  • Vernichtung bereits befallener Vorräte
  • Abdichtung von Fenster und Türen mit Gummilippen und Insektengittern
  • Isolierung von Decken und Wänden zur Vermeidung von Kondenswasserbildung
  • Verputzen von Spalten, Rissen und porösen Wänden, Vermeidung von Dielen und Holzverschalungen mit Fugen und Spalten
  • Kühlung des Lagergutes auf 10-13 °C
  • Leere Lagerräume nach gründlicher Reinigung mit Spritz-, Vernebelungsmitteln (Kontaktinsektizide) behandeln, wodurch die Falter abgetötet werden. Die Raupen sind mit diesen Mitteln aufgrund ihrer verborgenen Lebensweise und Robustheit jedoch nicht bekämpfbar

Nachweis

  • Durch Aufstellung von Pheromonfallen werden männliche Falter angezogen und bleiben an den Klebflächen hängen. Darüber hinaus sollten die Lagerräume auf adulte Falter an Wänden und Verpackungsmaterialien kontrolliert werden

Bekämpfung

  • Begasung befallener Vorräte
  • Biologische Bekämpfung durch Freilassung der Brackwespe Habrobracon hebetor (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel). Dieser Parasit findet die verborgen im Getreide lebenden Mottenlarven und ist ab einer Lagertemperatur von 13 °C einsetzbar.
  • Biologische Bekämpfung durch Freilassung von Erzwespen der Art Trichogramma evanescens (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel). Diese Eiparasiten sind nur 0,3 – 0,4 mm klein und haben einen ausgezeichneten Geruchssinn, mit dem sie die Eier der Dörrobstmotten im Vorratslager aufspüren. Trichogrammen eignen sich vor allem für den Einsatz in Hochregal- und Palettenlagern, Bäckereien und Haushalten.

Tipps für den Hausgebrauch

  • Lebensmittel nur in gut schließenden Vorratsgefäßen mit Gummidichtung oder Schraubverschluss aufbewahren
  • Alle befallenen Lebensmittel direkt in der Abfalltonne außerhalb des Hauses entsorgen
  • Herumflatternde oder -sitzende Motten mit dem Staubsauger entfernen
  • Eine Befallskontrolle ist mittels Pheromonfallen aus Drogerie bzw. Baumärkten ist möglich und bei regelmäßigem Befall in der Vergangenheit besonders im Herbst zu empfehlen
  • Fliegengitter an (Dach-)Fenstern, Türen und Oberlichten reduzieren das Risiko eines Befalls
  • Falls man immer wieder mit Dörrobstmotten zu kämpfen hat, können Schlupfwespen helfen. Diese sind natürliche Feinde der Motten und werden in der Küche einfach ausgesetzt (Habrobracon hebetor siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel)

Fachinformation

Der Entwicklungsnullpunkt der Dörrobstmotte liegt bei ca. 14 °C. Die für die Entwicklung einer Generation notwendige Temperatursumme beträgt, je nach Futter, Luftfeuchte und Population, 345 bis 1616 Gradtage (Johnson, 1995).

Literatur

Johnson, Judy & Wofford, P. & Gill, R. (1995). Developmental Thresholds and Degree-Day Accumulations of Indianmeal Moth (Lepidoptera: Pyralidae) on Dried Fruits and Nuts. Journal of Economic Entomology. 88. 734-742. doi 10.1093/jee/88.3.734.

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Aktualisiert: 08.02.2023