Baumwollkapselwurm
Helicoverpa armigera
Steckbrief
Der Baumwollkapselwurm oder die Baumwoll-Kapseleule bzw. Baumwolleule ist die Raupe eines Nachtschmetterlings. Insbesondere in Hitzejahren tritt er im Spätsommer an Salat, Fisolen, Paprika, Paradeisern, an Mais sowie verschiedensten Blumen auf.
Aussehen
Die Eier der Baumwollkapseleule sind cremefarben und werden einzeln oder in kleineren Gruppen abgelegt. Sie sind kugelförmig mit einem Durchmesser von etwa 0,5 mm und zeigen eine fein ziselierte Oberfläche. Sie können nach derzeitigem Wissensstand nicht von den Eiern verwandter Arten unterschieden werden und sind mit freiem Auge sehr schwer zu erkennen.
Der Baumwollkapselwurm ist eine sehr variabel gefärbte Raupe. Neben grünen gibt es noch rötliche bis bräunliche Farbvarianten. Charakteristisch sind die in feine Linien aufgelösten Längsbänder sowie Borsten, die auf stark verhärteten (sklerotisierten) Sockeln stehen. Die Körperhaut ist mit sehr feinen Zäpfchen bedeckt, zu deren Erkennung eine Lupe erforderlich ist. Um Sicherheit zur Bestimmung zu erhalten, muss die Raupe bis zum Falter weitergezüchtet werden.
Die Flügel von Faltern der Baumwollkapseleule sind in verschiedensten Braun- (Weibchen) und Grautönen (Männchen) äußerst variabel gefärbt und weisen eine Flügelspannweite von etwa 35 mm auf. Charakteristische Merkmale der Vorderflügel sind die dunklen Nierenmakel und der dunkel gepunktete Saum parallel zum Flügelrand. Die Hinterflügel weisen einen breiten dunklen Saum auf.
Biologie
Der Baumwollkapselwurm (Helicoverpa armigera) ist die Raupe eines Nachtschmetterlings, der zu den Eulenfaltern (Noctuidae) zählt.
Baumwollkapseleulen legen die Eier an ihren Wirtspflanzen meist in der Nähe von Blüten oder Früchten ab. Weibchen können je nach dem Ernährungszustand der Raupe, aus der sie sich entwickelt hatten, über 1000 Eier ablegen. Im Zuge der Entwicklung werden sechs Raupenstadien durchlaufen. Die Raupen fressen bevorzugt in Blüten, Triebspitzen oder Früchten. Wenn sie die Möglichkeit haben, bohren sie sich in Pflanzenteile ein und halten sich dann in den Fraßgängen auf. Als Nahrung werden die heranreifenden Samen bevorzugt. Zur Verpuppung verlässt die Raupe ihre Wirtspflanze und gräbt eine kleine Erdhöhle, die sie mit Spinnseide auskleidet und in der sie sich verpuppt. Je nach Temperatur können sich in jeder Saison mehrere Generationen von Faltern entwickeln.
Schadsymptome
Typische Symptome sind Bohrlöcher und Fraßgänge in Gemüsefrüchten und verschiedenen Samenständen, aber auch in Blüten oder Knospen. Es kommt zu Verunreinigungen durch Kotkrümel und Fäulniserscheinungen durch sekundäre Schaderreger.
Wirtspflanzen
Die Raupen wurden in Österreich bisher in Früchten von Nachtschattengewächsen (Paprika, Paradeiser, Melanzani), an Buschbohnen, Artischocken, Gurkentriebspitzen, Maiskolben sowie in Salat, Gerbera- und Pelargonienblüten gefunden.
Weltweit ist er vor allem durch den Befall der Baumwollkapseln berüchtigt, woher auch sein deutscher Name rührt.
Seine gesamte Wirtspflanzenliste umfasst jedoch mehr als 120 Wild- und Kulturpflanzen, eine der bevorzugten Wirtspflanzen ist der Mais.
Verbreitung
Der Baumwollkapselwurm ist in den Tropen und Subtropen Asiens, Afrikas, Amerikas und Ozeaniens weit verbreitet. In Europa kommt er im Mittelmeerraum häufig vor und auch in gemäßigten Klimaregionen ist er bereits teilweise vertreten.
In Österreich, besonders in den Randgebieten der Pannonischen Tiefebene, kommt der Baumwollkapselwurm jährlich vor, besonders in sehr heißen Jahren kann es zu Massenauftreten kommen.
Bitte beachten Sie die Monitoringkarte der Landwirtschaftskammer Österreich, die in Zusammenarbeit mit uns erstellt wird.
Ausbreitung und Übertragung
Eine Überwinterung im Ruhestadium als Puppe ist in trockenen, nicht zu kalten Böden möglich. Zusätzlich kann der Falter sehr gut fliegen und ist mit Hilfe der Winddrift in der Lage, größere Entfernungen von bis zu 1.000 km zurückzulegen. Somit kann er im Sommer aus dem Süden weit in den Norden Europas vordringen.
Wirtschaftliche Bedeutung
Durch die Fraßtätigkeit der Raupen werden Früchte, Knospen oder Samen stark entwertet. Dies kann erhebliche Ertragseinbußen durch Qualitätsminderung der befallenen Früchte zur Folge haben. Schäden wurden bislang in Ackerkulturen (Mais) und Freilandgemüse (Salat, Buschbohnen, Artischocken), aber auch in Glashauskulturen (Paradeiser, Paprika, Melanzani, …) beobachtet. Schäden waren auch im Kleingartenbereich festzustellen.
Vorbeugung und Bekämpfung
- Vor Kulturbeginn sollte die Befallsfreiheit im Gewächshaus und Folientunnel durch spezifische Pheromonfallen überprüft werden. Während der Saison regelmäßige Befallskontrollen durchführen.
- Vor und nach Kulturbeginn im Gewächshaus und Folientunnel intensive Bodenbearbeitung durchführen. Nur befallsfreie Jungpflanzen zukaufen.
- Bei hartnäckigem Befall in Gewächshäusern und Folientunnel den Boden im Winter sehr feucht halten: diese einfache Maßnahme beeinträchtigt die Überwinterung der trockenheitsliebenden Art.
- Behandlung mit einem zugelassenen, wirksamen Pflanzenschutzmittel gegen freifressende Schmetterlingsraupen bzw. Eulenraupen (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel)
- Einsatz zugelassener biologischer Pflanzenschutzmittel: Bacillus thuringiensis var. aizawai und kurstaki und/oder eines Nucleopolyhedrovirus-Präparates gegen Jungraupen. Eine Bekämpfung der Jungraupen muss vor dem Einbohren in die Früchte/Knospen erfolgen.
Fachinformation
Diagnose
Zur sicheren Identifizierung der Baumwollkapseleule ist es notwendig den Genitaltrakt der Falter zu untersuchen:
Beim Männchen sind im Inneren typische Chitinhörnchen (Cornuti) zu finden, beim Weibchen ist neben dem spiralig gedrehten Darm ein blasenförmiges Receptaculum seminis sichtbar, welches mit feinen Zähnchen besetzt ist, die in vier Längsrillen angeordnet sind.
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Aktualisiert: 12.09.2024