Aleppo-Hirse
Sorghum halepense (L.) Pers.
Steckbrief
Die Aleppo-Hirse ist ein bedeutendes Unkraut, da sie Kulturpflanzen überwachsen und unterdrücken kann. Sie gehört zu den weltweit wichtigsten Unkräutern (6. Platz der "World Worst Weeds").
Aussehen
Die Aleppo-Hirse (auch Wild-Sorghum, Johnsongras [engl.], Wilde Mohrenhirse genannt; Familie: Poaceae) ist ein horstbildendes, ausdauerndes und hochwüchsiges (bis 250 cm) Gras. Der Blütenstand ist eine offene Rispe, die 15–20 cm Länge erreichen kann und rötlich behaart ist.
Verbreitung
Die Aleppo-Hirse ist ein Kosmopolit und kommt weltweit vor. Seit 1972 tritt sie in der Steiermark an wenigen Stellen in Maisfeldern auf und hat sich in den letzten Jahren in den südlichen Teilen (Bezirke Leibnitz, Südoststeiermark) zunehmend ausgebreitet. In Ober- und Niederösterreich und im Burgenland sind weitere, verstreute Populationen, aber auch größere Cluster in den letzten Jahren beobachtet worden. In Kärnten sind bisher nur sehr vereinzelte Vorkommen bekannt. Darüber hinaus kommt die Art auch auf Ruderalflächen (Bahngelände), Wegränder und Deponien in den einzelnen Bundesländern vor.
Die Aleppo-Hirse ist auch ein bedeutendes Unkraut in den südlichen und östlichen Nachbarländern (Ungarn, Slowenien, Italien).
Unter günstigen Standortbedingungen kann eine einzelne Pflanze bis zu 28.000 Samen produzieren und bis zu 40 m Rhizome bilden. Die Rhizome befinden sich dabei zum größten Teil in den oberen 20 cm des Bodens. Diese dringen gewöhnlich nicht tiefer als 40 cm in den Boden ein, gleichwohl die Rhizome auch schon in über 100 cm gefunden wurden. Sie treiben aus, sobald Temperaturen von 15 °C erreicht sind. Die Samen keimen dagegen erst bei höheren Temperaturen (> 20 °C). Die Art bevorzugt feuchte, nährstoffreiche Böden und ein warmes Klima. Die Rhizome sind nicht frosttolerant und erfrieren leicht. Je tiefer sie in den Boden (> 20 cm) eindringen, desto größer ist jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass sie überleben.
Untersuchungen haben gezeigt, dass die räumliche Ausbreitung im Feld einem bestimmten Muster folgt. Rhizome, die ins Feld gelangen, bilden schnell kleine Nester. Die Rhizome dieser Nester werden in Richtung der Bodenbearbeitung sehr leicht verschleppt, um mehr als ein bis acht Meter pro Jahr. So entstehen weitere Nester ("Satelliten"). Einzelne Nester können aber auch innerhalb eines Jahres stark wachsen und sich um das 2- bis 17-fache vergrößern und verschmelzen dann miteinander. So kann sich die Aleppo-Hirse innerhalb kurzer Zeit über das ganze Feld ausbreiten.
Wirtschaftliche Bedeutung
Aufgrund ihrer Größe und Konkurrenzwirkung kann die Aleppo-Hirse die Kulturpflanzen überwachsen und unterdrücken. Die größten Schäden und Ertragsverluste entstehen, wenn die Art zusammen mit der Kultur aufläuft. Die Aleppo-Hirse kommt insbesondere in Sommerkulturen, wie Mais, Sojabohne und Öl-Kürbis vor. In Ungarn konnten bei hohen Dichten in Mais Ertragsverluste von 30 bis 40 % beobachtet werden. Außerdem ist die Pflanze ein Reservoir für bedeutende Virosen für Mais und Hirse, zum Beispiel das Maisverzwergungsvirus. Das Virus wird durch Blattläuse auf die Kulturpflanze übertragen.
Vorbeugung und Bekämpfung
- Früherkennung und gezielte Maßnahmen (z. B. punktueller Herbizideinsatz) zur Bekämpfung erster Nester, um eine Etablierung und Ausbreitung auf der Ackerfläche zu verhindern.
- Es gibt wirksame Herbizide (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel). In dikotylen Kulturen können Graminizide (FOPs, DIMs) eingesetzt werden. Speziell in Mais gibt es gräserwirksame ALS-Hemmer, die eine nachhaltige Bekämpfung ermöglichen.
Fachinformation
Publikationen
Follak S., Hochfellner L., Schwarz M., 2021: Aufgepasst! Die Aleppo-Hirse wird zum Problem. Der Pflanzenarzt 74(5), 22–23.
Follak S., Essl F., 2013. Spread dynamics and agricultural impact of Sorghum halepense, an emerging invasive species in Central Europe. Weed Research, 53, 53–60.
Follak S., Essl F., 2023. Probleme mit der Aleppo-Hirse nehmen zu. TopAgrar Österreich 8/2023, 37–39.
Services
Aktualisiert: 01.02.2024