Nosemose

Nosema apis, Nosema ceranae

Steckbrief

Nosemose ist eine Pilzerkrankung der erwachsenen Honigbiene, die zur Schwächung der Völker und Durchfallsymptomen führt.

Vorkommen

Nosema-Arten wurden auf allen Kontinenten nachgewiesen, auf denen die Westliche Honigbiene vorkommt, sie sind sehr weit verbreitet.

Erregerreservoir

Erkrankte Bienen scheiden im Bienenkot Sporen aus. Diese bleiben über ein Jahr ansteckungsfähig und können sich auf Waben und Beutenoberflächen sowie in den Futtervorräten befinden

Infektionsweg

Von der Infektion können Arbeiterinnen, Drohnen und Königinnen betroffen sein. Die Sporen werden oral mit dem Futter aufgenommen

Inkubationszeit

10 bis 15 Tage

Symptomatik

Nosema apis führt vorwiegend im Frühjahr zu Symptomen, die sich im Rückgang der Bienenpopulation, mitunter starkem Bienentotenfall und Kotflecken („Pünktchenkette“) auf Waben und Flugbrett äußern

Nosema ceranae führt hingegen ganzjährig zum Auftreten von flugunfähigen Bienen („Krabbler“), dem Rückgang der Bienenpopulation, geringerer Honigproduktion, Völkerzusammenbruch

Therapie

In Österreich stehen keine zugelassenen Bekämpfungsmittel gegen die beiden Erreger der Nosemose zur Verfügung

Vorbeugung

Wahl eines geeigneten Standortes (windgeschützt, sonnig) mit einem ausreichenden Angebot an Nektar und Pollen; Hygienemaßnahmen; mit geeignetem Winterfutter zeitgerecht und ausreichend auffüttern, möglichst keinen Wald- und Melezitosehonig im Volk belassen

Situation in Österreich

In Österreichs Honigbienenvölkern tritt die Nosemose verbreitet auf. Das Auftreten von Nosemose ist nicht anzeigepflichtig. Daher wird die Häufigkeit des Auftretens nur stichprobenartig im Zuge von Forschungsprojekten erhoben. Im Zuge des Projektes „Zukunft Biene“ wurden im Rahmen der Posthoc-Studie Proben aus 210 Bienenvölkern vom Herbst 2015 und aus 150 Bienenvölkern vom Frühling 2016 untersucht. Im Herbst waren 20,0 % (95 % Konfidenzintervall: 15,0-25,8 %) der Proben positiv, im Frühling 26,3 % der Proben (95 % Konfidenzintervall: 19,8-33,4 %). Die Artbestimmung ergab, dass alle positiven Proben mit Nosema ceranae infiziert waren und bei zwei Proben eine zusätzlich eine Infektion mit Nosema apis vorlag.

Fachinformation

Nosemose ist eine Darmerkrankung der erwachsenen Honigbiene, die durch den heimischen Erreger Nosema apis oder den eingeschleppten Erreger Nosema ceranae verursacht werden kann. Die Gattung Nosema wird zu den Mikrosporidien gezählt und den Pilzen zugeordnet. Die Infektion erfolgt durch orale Aufnahme von Sporen, welche im Mittedarm auskeimen. In weiterer Folge wird die Darmwand befallen und zerstört. Nosema apis führt zur Schwächung der Völker und Durchfallsymptomen mit saisonalem Schwerpunkt im Frühling („Frühjahrsschwindsucht“). Die Infektion mit Nosema ceranae führt hingegen ganzjährig zu Symptomen wie flugunfähigen Bienen und Schwächung der Völker.

In Österreich sind beide Nosema-Arten in Bienenvölkern anzutreffen. Nosema apis ist in Europa heimisch. Nosema ceranae wurde eingeschleppt und konnte an archivierten Bienenproben aus Österreich bis ins Jahr 2003 zurückverfolgt werden. Seit 2010 ist fast ausschließlich Nosema ceranae nachweisbar. In Einzelfällen sind auch beide Erreger in einem Bienenvolk oder einer Biene gleichzeitig nachweisbar.

Von der Infektion können Arbeiterinnen, Drohnen und Königinnen betroffen sein. Die Sporen werden oral mit dem Futter aufgenommen. und keimen im Mitteldarm aus. In weiterer Folge befallen die freigesetzten Erreger die Zellen der Darmwand, in denen sie sich vermehren. Am Ende des Vermehrungszyklus werden die Wirtszellen zerstört und die Sporen (Dauerstadien des Erregers) im Darm freigesetzt. Nach der Freisetzung keimen die Sporen entweder wieder aus und dringen in neue Darmzellen ein, oder sie werden mit dem Kot der Honigbiene ausgeschieden. Sporen im Bienenkot bleiben über ein Jahr ansteckungsfähig.

Übertragung im Volk: Die Erkrankung führt zum Abkoten im Volk; in weiterer Folge kommen Bienen mit sporenhältigem Kot in Kontakt und erkranken. Auf diesem Weg können auch Waben, Futtervorräte und weitere Oberflächen im Volk kontaminiert werden.

Übertragung von Volk zu Volk: Die Übertragung von Volk zu Volk erfolgt durch Verflug und Räuberei der infizierten Bienen, bei verkoteten Wassertränken sowie durch imkerliche Tätigkeit (Umhängen von Waben, Vereinigen von schwachen oder kranken mit gesunden Völkern, Verwendung sporenbelasteter Gerätschaften und Bienenbeuten oder Verfüttern von Vorräten aus Nosema-befallenen Völkern).

Die Infektion ist von den Temperaturbedingungen und vom Infektionsdruck abhängig. Bei Nosema apis kann eine Infektion mit 100 Sporen innerhalb von zwei Wochen zur Zerstörung aller Zellen der Darmwand führen, was rasch zu einer Einschränkung der Darmfunktion führt. Bei experimenteller Infektion wurde der Höhepunkt der Infektion histologisch bei Nosema apis 15 Tage nach der Infektion und bei Nosema ceranae 10 Tage nach der Infektion festgestellt.

Symptomatik

Nosema apis führt vorwiegend im Frühjahr zu Symptomen, welche sich im Rückgang der Bienenpopulation, mitunter starkem Bienentotenfall und Kotflecken („Pünktchenkette“) auf Waben und Flugbrett äußern.

Nosema ceranae führt hingegen ganzjährig zum Auftreten von flugunfähigen Bienen („Krabbler“), dem Rückgang der Bienenpopulation, geringerer Honigproduktion, Völkerzusammenbruch oder einem unerwarteten Bruteinschlag in kalten Monaten.

Auswirkungen auf die Einzelbiene:

  • Zerstörung der Darmzellen
  • Störung des Eiweißstoffwechsels (Pollen kann nicht mehr verwertet werden)
  • Drüsenreduktion (Futtersaft- und Enzymproduktion werden durch gestörte Nahrungsaufnahme verringert)
  • Bei Befall im Herbst: reduzierte Fettkörperbildung (Winterbienen werden nicht vollwertig ausgebildet)
  • Verkürzung der Lebensdauer bis zu 30 % (Pollen kann nicht mehr vollständig verwertet werden)
  • Verminderung der Widerstandsfähigkeit gegenüber anderen Infektionen (z. B. manche Virosen, Malpighamöbe)
  • Infizierte Königinnen: Eierstöcke bilden sich zurück, Eilegerate nimmt ab

Auswirkung auf das Gesamtvolk:

  • Vermehrter Verlust von Flugbienen; die Flugbienen sterben außerhalb des Stocks
  • Jungbienen beginnen verfrüht Sammeltätigkeit, um den Verlust der Sammlerinnen zu kompensieren, dadurch eingeschränkte Brutpflege und verkürzte Lebenszeit der adulten Bienen
  • Störung des Gleichgewichts im Volk (Aufgabenteilung)
  • Schnelle Schwächung des Volkes (wenn nicht genügend Brut zur Verfügung steht um Ausfall der adulten Bienen zu ersetzen)
  • Absterben des Volkes insbesondere bei infizierter Königin (Winterverlust, weiselloses Volk)
  • Steigendes Risiko der Entwicklung von Brutkrankheiten (z. B. Kalkbrut)

Faktoren, die den Krankheitsausbruch fördern:

  • Lange Winterperiode ohne Möglichkeit für Reinigungsflüge (Gefahr, dass Bienen im Stock sporenbelasteten Kot absetzen)
  • Zeitiger Beginn der Brutpflege bei nachfolgenden kalten Witterungsperioden
  • Zu frühe und großzügige Erweiterung
  • Schlechte Pollenversorgung
  • Ungeeigneter Standplatz (feucht, schattig im Frühjahr)
  • Flugstopp (kaltes Wetter, verlegtes oder zu kleines Flugloch)
  • Stress der Bienen durch Störungen (häufiges Öffnen und Bearbeiten der Bienenvölker im Frühjahr)
  • Weisellosigkeit
  • Futtermangel (vor allem im Sommer nach dem Abschleudern, bei der Aufzucht der Winterbienen) bzw. ungeeignetes Winterfutter

Vorbeugung

  • Wahl eines geeigneten Standortes: windgeschützt, sonnig, nicht in einem Kaltluftsee und mit einem ausreichenden Angebot an Nektar und Pollen (zur Förderung des Brutumsatzes)
  • Hygienemaßnahmen: Waben erkrankter Völker einschmelzen, ältere Waben einschmelzen, tote Bienen aus dem Boden entfernen und eine saubere Bienentränke ohne Koteintrag einrichten
  • Winterfutter: mit geeignetem Winterfutter zeitgerecht und ausreichend auffüttern, möglichst keinen Wald- und Melezitosehonig im Volk belassen
  • Betriebsweise: die Betriebsweise dem Lebenszyklus des Bienenvolkes und den Trachtverhältnissen anpassen, Völkermassierung an einem Standort vermeiden, keine schwachen oder kranken Völker einwintern und kranke Völker nicht mit gesunden Völkern vereinigen

In Österreich stehen keine zugelassenen Bekämpfungsmittel gegen die beiden Erreger der Nosemose zur Verfügung. Bei sichtbarem Auftreten von Symptomen der Nosemose die Völker eng halten, füttern um den Bienenumsatz zu fördern und bekotete Waben einschmelzen. Volk mit einer jungen, vitalen Königin umweiseln. Stark erkrankte, geschwächte Völker abtöten.

Diagnose

Der Nachweis von Nosema kann während des ganzen Jahres in Bienen (z. B. aus Totenfall) erfolgen. Als Feldmethode, die allerdings keine sichere Bestimmung erlaubt, kann die „Darmprobe" durchgeführt werden. Der Darmtrakt der Biene wird aus dem Hinterleib herausgezogen. Gesundes Mitteldarmgewebe hat eine hellbraune Farbe. Im Gegensatz dazu erscheint der Mitteldarm bei starkem Befall mit Nosema milchigweiß, da das Darmgewebe zerstört ist.

Die lichtmikroskopische Untersuchung im Labor dient dem Nachweis der Sporen der Erreger. Eine Unterscheidung zwischen Nosema apis  und Nosema ceranae ist dabei nicht sicher möglich. Es kann aber eine Aussage darüber getroffen werden, ob ein Befall mit Nosema-Arten vorliegt oder nicht. Zur Artunterscheidung zwischen Nosema apis und Nosema ceranae steht mit der PCR eine molekularbiologische Untersuchungsmethode zur Verfügung. Diese Untersuchung erfolgt nur auf ausdrücklichen Wunsch und bei Kostenübernahme durch den Einsender.

Probeneinsendung: Ca. 100 (10 g) tote Bienen

Kontakt

Leitung

DI Hemma Köglberger

Als .docx herunterladen

Aktualisiert: 15.10.2024