Marburgvirus

MARV

Steckbrief

Marburg-Fieber, früher auch Marburg Hämorrhagisches Fieber genannt, ist eine häufig tödlich verlaufende virale Erkrankung, welches durch das Marburgvirus (Marburg marburgvirus, MARV) hervorgerufen wird. Dieses Virus gehört zur Familie der Filoviridae, zu der auch das Ebolavirus gehört. Der Nilflughund gilt als natürlicher Wirt des MARV. Der Erreger wird initial von Flughunden oder Zwischenwirten auf den Menschen übertragen und kann sich in der Folge durch die Übertragung von Mensch-zu-Mensch weiter ausbreiten.

Vorkommen

Das erste Mal wurde das MARV 1967 bei zwei zeitgleichen Ausbrüchen in Laboren in Marburg (Deutschland) und Belgrad (ehemaliges Jugoslawien) beschrieben, in denen Laborangestellte mit Gewebe von aus Uganda eingeführten Afrikanischen Grünen Meerkatzen (Cercopithecus aethiops), die mit MARV infiziert waren, arbeiteten. Später kam es neben zwei größeren Ausbrüchen in der Demokratischen Republik Kongo (1998-2000) und in Angola (2005) zu mehreren kleineren lokalen Ausbrüchen in Kenia (1980, 1987), Uganda (2007, 2012, 2014, 2017, 2022), Guinea (2021), Ghana (2022), Äquatorialguinea (2023) und in Tansania (2023). Importierte Fälle gab es in Südafrika (1975, importierter Fall aus Zimbabwe), in den Niederlanden und in den USA (2008, importierte Fälle aus Uganda). Seit September 2024 findet ein Ausbruch in Ruanda statt.

Erregerreservoir

Als natürlicher Wirt und Reservoir des MARV wird der Nilflughund (Rousettus aegyptiacus), eine Fledermausart, die vor allem in den trockenen Wäldern Äquatorialafrikas vorzufinden ist, angesehen. Das Verbreitungsgebiet des Marburgvirus fällt daher weitgehend mit jenem des Nilflughundes zusammen.  Auch andere Tierarten, wie beispielsweise bestimmte Affen- und Antilopenarten können als Zwischenwirte für das MARV dienen.

Infektionsweg

Die meisten natürlichen MARV-Ausbrüche sind auf das Eindringen von Menschen in von Fledermäusen bewohnte Minen und Höhlen zurückzuführen. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit infektiösem Blut, Sekreten, Organen oder Sperma (Mensch-zu-Mensch) oder durch den Kontakt mit infizierten Tieren (auch Verzehr von Reservoirtieren oder Zwischenwirten - „Buschfleisch“). Häufig erfolgt eine Ansteckung während der Pflege und Behandlung erkrankter Personen, durch direkten Kontakt oder mit durch Körperflüssigkeiten erkrankter Personen kontaminierte Gegenstände und bei Beerdigungszeremonien, bei denen es zu direktem Kontakt mit dem Körper verstorbener Personen kommt.

Während der Inkubationszeit kann das Virus noch nicht übertragen werden, erst mit dem Auftreten erster Symptome werden infizierte Personen infektiös und bleiben dies für die gesamte Dauer ihrer Virämie.

Inkubationszeit

2 bis 21 Tage, typischerweise 5 bis 10 Tage

Symptomatik

Die anfänglichen Symptome ähneln einem grippalen Infekt mit plötzlich hohem Fieber (typischerweise 39-40 °C), Muskelschmerzen, Schwächegefühl, Kopf- und Halsschmerzen sowie einem schlechten Allgemeinzustand. Es folgen Erbrechen, Durchfall und makulopapulöse (fleckig-knotige) Hautausschläge. Bei schwerem, hämorrhagischem Krankheitsverlauf kann es zu starken Blutungen, Versagen von lebenswichtigen Organen, beispielsweise Leber und Nieren, oder einem Schock kommen. Die durchschnittliche Sterblichkeitsrate liegt bei 50 %; sie reicht von 24 bis 88 % laut Beobachtungen vergangener Ausbrüche.

Therapie

Es gibt derzeit keine spezifische antivirale Behandlung.

Vorbeugung

Eine Impfung ist in Entwicklung, aber noch nicht zugelassen.

Der konsequente Einsatz von PPE (persönliche Schutzausrüstung) bei Personal, das in der Behandlung von Patienten involviert ist, ist unerlässlich; gleiches gilt für Schutzmaßnahmen in Arbeitsstätten mit erhöhtem Risiko, wie Minen und Höhlen. Dort sollten Handschuhe und andere geeignete Schutzkleidung (einschließlich Masken) getragen werden. Enger körperlicher Kontakt mit MARV-Patienten sollte vermieden werden. Patienten, bei denen der Verdacht auf MARV besteht oder dieser bestätigt wurde, sollten konsequent isoliert werden, um eine frühzeitige Behandlung zu ermöglichen und eine Übertragung zu Hause zu vermeiden. Um einen Ausbruch einzudämmen ist die konsequente Ermittlung von Kontaktpersonen und deren Nachverfolgung für 21 Tagen entscheidend; treten Symptomen auf, müssen die Patient:innen konsequent abgesondert werden.

Situation in Österreich

In Österreich wurden noch keine Fälle von Marburgvirus gemeldet.

Kontakt

Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene Wien
Währingerstraße 25a, 1090 Wien
E-Mail: humanmed.wien@ages.at 
Telefon: +43 50 555-37111

Klinik Favoriten, 4. Medizinische Abteilung mit Infektions- und Tropenmedizin
Kundratstraße 3
1100 Wien
Tel: +43 1 60191 72444

Zentrum für Virologie, Medizinische Univeristät Wien
Kinderspitalgasse 15
1090 Wien
Tel: +43 1 40160 65555

Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Bernhard-Nocht-Straße 74
D-20359 Hamburg
Tel.: +49 40 285380-0

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Aktualisiert: 29.10.2024