Kalkbrut
Ascosphaera apis
Steckbrief
Die Kalkbrut ist eine Krankheit der Bienenbrut, die durch einen parasitischen Pilz verursacht wird und zum Absterben der Larven führt.
Vorkommen
Die Kalkbrut ist auf allen Kontinenten, auf denen die Westliche Honigbiene vorkommt, nachgewiesen und weit verbreitet
Erregerreservoir
Die Sporen des Pilzes Ascosphaera apis sind weit verbreitet und gelangen auf die Waben, in den Pollen- und Honigvorrat sowie auf sämtliche Oberflächen des Bienenstockes
Infektionsweg
Die Sporen werden durch das Putzverhalten und das Fütterungsverhalten der Bienen im Stock verbreitet, durch Verflug oder Räuberei sowie durch imkerliche Tätigkeiten
Inkubationszeit
Wenige Tage
Symptomatik
Lückenhaftes Brutnest, Kalkbrutmumien in Brutzellen. Selbstheilung des Volkes ist möglich
Therapie
In Österreich steht kein zugelassenes Medikament zur Verfügung. Bei milderem Krankheitsverlauf hilft es, die stark befallenen Brutwaben zu entfernen; wenn alle Völker eines Standes befallen sind, ist ein Wechsel auf einen trockeneren, wärmeren Standort zu empfehlen
Vorbeugung
Kühle und feuchte Standorte vermeiden, nur kalkbrutfreie Völker als Zucht- und Pflegevölker bzw. zum Füllen der Begattungskästchen verwenden
Situation in Österreich
In Österreichs Honigbienenvölkern tritt die Kalkbrut häufig auf. Das Auftreten von Kalkbrut ist nicht anzeigepflichtig. Daher wird die Häufigkeit des Auftretens nur stichprobenartig im Zuge von Forschungsprojekten erhoben. In den Jahren 2015 bis 2016 wurden im Zuge des Projektes „Zukunft Biene“ etwa 200 Bienenstände auf klinische Symptome von Kalkbrut überprüft. Die Häufigkeit variierte jahreszeitenabhängig. Im Sommer 2015 waren auf 14 % der Stände Kalkbrutsymptome zu sehen (95 % Konfidenzintervall: 9,6-19,4 %). Im Herbst 2015 wurde auf 4,2 % (95 % Konfidenzintervall: 1,9-7,7 %) und Frühling 2016 auf 10,4 % der Stände Kalkbrutsymptome festgestellt (95 % Konfidenzintervall: 6,5-15,4 %).
Fachinformation
Die Sporen des parasitischen Pilzes Ascosphaera apis keimen im Darm der Bienenlarven aus und durchwachsen als Myzel (Pilzfäden) den gesamten Körper, wodurch die Brut abstirbt. Es entstehen weiße oder bei Sporenbildung grauschwarze Brutmumien. Diese sind in den Brutwaben, am Beutenboden oder am Flugloch zu finden. Das Auftreten von Kalkbrut wird durch Unterkühlung der Brut gefördert: Da der Pilz bei ca. 30 °C sein Wachstumsoptimum hat, führen geringere Brutnesttemperaturen zu vermehrtem Auftreten der Kalkbrut. Dies kann bei schwachen Völkern, Temperaturrückschlägen oder auch bei ungünstigen (klein)klimatischen Bedingungen verstärkt zum Tragen kommen.
Ascosphaera apis ist ein heterothallischer Pilz, der bei Aufeinandertreffen von männlichen und weiblichen Hyphen Fruchtkörper bildet, die Sporen in großer Zahl enthalten. Die Sporen gelangen auf die Waben, in den Pollen- und Honigvorrat und auf sämtliche Oberflächen des Bienenstockes. Die Sporen sind weit verbreitet.
Übertragung im Volk: Die Sporen werden durch das Putzverhalten und das Fütterungsverhalten (Trophallaxis) der Bienen im Stock verbreitet.
Übertragung von Volk zu Volk: Die Übertragung erfolgt durch die Bienen selbst bei Verflug oder Räuberei. Besonders wichtig ist aber auch die Übertragung durch imkerliche Tätigkeiten, wie die Zugabe von Brutwaben mit erkrankter Brut, die Zugabe von sporenbelasteten Waben, die Verwendung kontaminierter Geräte und Beuten sowie die Verfütterung von sporenbelastetem Honig oder Pollen.
Symptomatik
Junge Streckmaden sind besonders anfällig, nach der Keimung der Sporen im Darm findet das Durchwachsen des Körpergewebes innerhalb weniger Tage statt. Der Ausbruch der Kalkbrut zeigt sich in einem lückenhaften Brutnest (durch Ausräumen der erkrankten Brut) oder durch Vorhandensein von Kalkbrutmumien in unverdeckelten oder verdeckelten Brutzellen (siehe Abb. 1). Sie erscheinen als weiße bis grauschwarze Pfropfen, die anfangs watteartig aussehen können, später locker in Zellen sitzen, eventuell teils herausgezogen sind und beim Schütteln klappern. Bei den Kalkbrutmumien ist die Madengestalt erkennbar – im Unterschied zu Pollenschimmel, bei dem die geschichteten Pollenlagen zu sehen sind. Die von den Putzbienen ausgetragenen Mumien sind am Beutenboden, am Flugbrett, oder vor dem Flugloch, zu finden.
Zunächst werden vereinzelt Larven durch Sporen infiziert. Befallene offene Brut wird von den Bienen anfänglich schnell entfernt. Wenn es dem Pilz gelingt Sporen auszubilden, befällt er in immer rascherer Folge weitere Bienenlarven. In der Folge sinkt die Volksstärke, die Putztätigkeit nimmt ab und es zeigen sich starke Lückenhaftigkeit der Brut sowie die typischen Kalkbrutmumien. Dies kann zu einer nachhaltigen Schwächung des Volkes führen, jedoch selten zu dessen Absterben. Wenn sich die Umweltbedingungen bessern, ist eine Selbstheilung des Volkes möglich und die Symptome klingen ab.
Therapie
In Österreich steht kein zugelassenes Medikament zur Verfügung. Bei starker Krankheitsausprägung ist ein Kehrschwarm in Kombination mit Totalerneuerung des Wabenbaues und Umweiselung auf eine Zuchtlinie mit gutem Putztrieb (Kalkbrutresistenz) angezeigt. Bei milderem Krankheitsverlauf hilft es, die stark befallenen Brutwaben zu entfernen und die Völker einzuengen. Die Waben müssen eingeschmolzen werden. Wenn alle Völker eines Standes befallen sind oder wenn es zu wiederholtem Krankheitsauftreten kommt, sind der Wechsel auf einen trockeneren, wärmeren Standort und die Umweiselung auf eine andere Zuchtlinie zu empfehlen.
Vorbeugung
Kühle und feuchte Standorte sollten vermieden werden. Um starke und vitale Völker mit gutem Putztrieb zu halten, ist strenge Zuchtauslese und Sorgfalt bei der Königinnenaufzucht wichtig (nur kalkbrutfreie Völker als Zucht- und Pflegevölker bzw. zum Füllen der Begattungskästchen verwenden). Außerdem sollte auf junge und leistungsfähige Königinnen und ausreichende Futterversorgung geachtet werden sowie der Varroabefall möglichst niedrig gehalten werden. Honig oder Honigwaben aus Kalkbrut-befallenen Völkern dürfen nicht verfüttert werden. Im Frühjahr und Herbst sind alle Maßnahmen zu unterlassen, die den Wärmehaushalt der Bienenvölker wesentlich beeinträchtigen (z. B. zu frühes Aufsetzen, Umhängen von Brutwaben in den schlecht besetzten Honigraum, zu starke Bienenentnahme für Kehrschwarmbildung, Bildung von Brutablegern ohne genügende Anzahl von Pflegebienen).
Diagnostik
Die Kalkbrutmumien treten in zwei mit freiem Auge unterscheidbaren Erscheinungsformen auf:
Weiß: Ohne Sporenbildung, ev. sind dünne Myzelfäden an der Oberfläche erkennbar (watteähnlich)
Grauschwarz: nach erfolgter Sporenbildung
Im Lichtmikroskop werden die Fruchtkörper, die Sporenform und -größe sowie beim Fehlen von Fruchtkörpern das Myzelwachstum untersucht.
Probeneinsendung: Brutwabenstück mit erkrankter Brut, Kalkbrutmumien (z. B. aus dem Beutenboden, vorzugsweise grauschwarz verfärbt)
Kontakt
Leitung
DI Hemma Köglberger
- hemma.koeglberger@ages.at
- +43 50 555-33127
-
1220 Wien
Spargelfeldstraße 191
Downloads
Aktualisiert: 28.03.2024