Hämorrhagische Krankheit der Kaninchen (RHD)

Rabbit hemorrhagic disease

Steckbrief

Die Hämorrhagische Krankheit der Kaninchen (RHD) ist eine Viruserkrankung der Wild- und Hauskaninchen. Das Virus ist für den Menschen ungefährlich.

Vorkommen

Weltweit

Wirtstiere

Haus- und Wildkaninchen, (Feldhasen)

Infektionsweg

Direkt von Kaninchen zu Kaninchen (über Sekrete und Exkrete), indirekt über verunreinigtes Wasser, Futter, Kleidung, Schuhe, Gegenstände, Hände, blutsaugende Insekten

Inkubationszeit

1-3 Tage

Symptomatik

Plötzliche Todesfälle ohne klinische Symptomatik oder nach akut auftretender Mattigkeit, Appetitlosigkeit, hohem Fieber (> 40 °C), blutigem Nasenausfluss sowie gelegentlich respiratorischen und neurologischen Symptomen. Erkrankte Tiere verenden in der Regel nach 12-72 Stunden.

Therapie

Es gibt keine Therapie

Vorbeugung

Impfung und Verhinderung der Einschleppung in Kaninchenbestände

Situation in Österreich

RHD bei Haus- und Wildkaninchen wird in Österreich immer wieder beobachtet. Größere Ausbrüche bei Wildkaninchen wurden 2016 in Wien und 2022 in der Steiermark nachgewiesen.

Fachinformation

Die Hämorrhagische Krankheit der Kaninchen (rabbit hemorrhagic disease (RHD) oder Chinaseuche) kann bei seuchenhaftem Auftreten hohe wirtschaftliche Verluste in der Kaninchenfleisch- und Pelzindustrie verursachen. Ein Ausbruch hat signifikante negative ökologische Auswirkungen auf wilde Kaninchenpopulationen und indirekt auch auf deren Fressfeinde. Die RHD ist seit den 1980er Jahren bekannt.

Der Erreger der Hämorrhagischen Krankheit der Kaninchen ist das RHD-Virus (RHDV), ein unbehülltes, einzelsträngiges RNA-Virus aus der Virusfamilie der Caliciviridae (Genus: Lagovirus). Das Virus ist außerhalb des Wirtes sehr widerstandsfähig. Im Jahr 2010 wurde in Frankreich vom Auftreten einer neuen Variante des RHD-Virus berichtet, welches als RHD-Virus 2 (RHDV-2) bezeichnet wird. Die Hämorrhagische Krankheit der Kaninchen (RHD) wurde erstmals 1984 in China beschrieben. Wenige Jahre später wurde ein seuchenhaftes Auftreten dieser Erkrankung auch in Europa festgestellt. Eine ähnliche Virusinfektion, ebenfalls verursacht durch ein Calicivirus aus dem Genus Lagovirus, war zuvor bei Feldhasen unter der Bezeichnung European brown hare syndrome (EBHS) nachgewiesen worden.

Das Virus der Hämorrhagischen Krankheit der Kaninchen (RHDV) ist weltweit verbreitet. Die Ausbreitung erfolgte unter anderem auch durch Import/Export von Kaninchenfleisch. Ausgangspunkt für die Verbreitung des Virus in Australien war eine dem australischen Kontinent vorgelagerte Insel. Dort wurde das Virus experimentell zur Dezimierung der Wildkaninchenpopulation eingesetzt.

Das Wirtspektrum umfasst Haus- und Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus). Das klassische RHD-Virus ist sehr wirtspezifisch und nicht ansteckend für den Menschen und andere Säugetiere. Im Gegensatz zum „klassischen“ RHDV sind für das RHDV-2 auch Feldhasen empfänglich. An RHDV-2 erkranken Jungtiere schon ab einem Alter von ca. 1 Monat. In Deutschland wurden erstmals 2014 Fälle von RHDV-2-Infektionen nachgewiesen, in Österreich im Jahr 2016. Über RHDV-Infektionen bei Haus- und Wildkaninchen wird in Österreich immer wieder berichtet.

Bekämpfung und Prävention der RHD erfolgt über Impfprophylaxe und Verhinderung der Einschleppung in Kaninchenbestände. Es wird berichtet, dass monovalente RHDV-Impfstoffe nach Grundimmunisierung gefolgt von halbjährlichen Auffrischungsimpfungen einen zusätzlichen Schutz gegen schwere klinische Ausprägungen einer RHDV-2-Infektion bieten. Seit Herbst 2016 ist für Mastkaninchen europaweit ein RHDV-2 Impfstoff zugelassen.

Übertragung

Die Erregerübertragung erfolgt direkt von Kaninchen zu Kaninchen (über Sekrete und Exkrete) und indirekt über kontaminierte unbelebte und belebte Vektoren (z. B. verunreinigtes Wasser, Futter, Kleidung, Schuhe, Gegenstände, Hände, blutsaugende Insekten). Die Erregeraufnahme kann oral, nasal, konjunktival und parenteral über blutsaugende Insekten erfolgen.

 Symptomatik

Die Erkrankung ist durch einen meist perakuten Verlauf gekennzeichnet, der mit einer nekrotisierenden Hepatitis (Leberentzündung) und generalisierten Gerinnungsstörung einhergeht. Erkrankte Tiere verenden in der Regel nach 12-72 Stunden. Die Inkubationszeit beträgt 1-3 Tage. Jungtiere bis zu einem Alter von ca. 2 Monaten erkranken nicht an klassischer RHDV-Infektion (juvenile Resistenz), während sie aber ab einem Alter von 1 Monat an RHDV-2-Infektion erkranken können.

Der  perakute/akute Verlauf zeichnet sich durch plötzliche Todesfälle ohne klinische Symptomatik oder nach akut auftretender Mattigkeit, Appetitlosigkeit, hohem Fieber (> 40 °C), blutigem Nasenausfluss sowie gelegentlich respiratorischen und neurologischen Symptomen (z. B. Opisthotonus, Paralysen, Ataxie) aus.

Der  subakute/chronische Verlauf hingegen kommt selten vor und ist gekennzeichnet durch eine mildere klinische Symptomatik: Ikterus, Appetitlosigkeit, Lethargie. Eine Rekonvaleszenz nach der Erkrankung ist eher untypisch.

Diagnostik

Hauptbefunde der Obduktion bei verendeten Kaninchen sind eine trockene, brüchige, zunderfarbene Leber, Stauungsorgane, kleinere Blutungen, Milzschwellung und Lungenödem.

Histologisch dominiert eine akute Hepatitis bedingt durch den virusinduzierten Untergang zahlreicher Leberzellen und akute Stauungsorgane mit begleitenden Blutungen infolge Blutgerinnungsstörungen und Mikrothrombenbildung. Anhand der Obduktions- und histologischen Befunde ist die Diagnose von RHD relativ sicher, eine Unterscheidung zwischen RHDV und RHDV-2 ist jedoch nicht möglich. Die Unterscheidung erfolgt mittels molekularbiologischer Methoden.

Bei einem Verdacht wird empfohlen, den Tierkörper zur pathologischen Untersuchung an einschlägige Institute, z. B. an das Institut für Veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling einzuschicken.

Kontakt

Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling

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Aktualisiert: 10.10.2023