Clostridioides difficile
Clostridioides difficile
Steckbrief
Das toxinbildende Bakterium Clostridioides difficile ist verantwortlich für einen Großteil der Durchfallerkrankungen nach Antibiotikagabe. Schätzungen nach verursachen die zumeist vermeidbaren Clostridioides difficile-Infektionen in europäischen Krankenhäuser jährliche Mehrkosten von 3 Milliarden Euro.
Vorkommen
Weltweit
Erregerreservoir
Clostridioides difficile kommen im Darmtrakt bei Menschen und Tieren vor, können aber auch in der Umwelt isoliert werden.
Infektionsweg
Oftmals sind Patient:innen schon Träger:innen des Erregers. Zumeist sind Hygienemängel im Spital für die Übertragung auf Patient:innen verantwortlich.
Symptomatik
Aufgrund der Schwere der Symptome werden verschiedene Verlaufsformen beschrieben: Antibiotika-assoziierter Durchfall und Antibiotika-assozierte-Colitis (AAC) mit Fieber, Darmkrämpfen und schwerem, zum Teil blutigen, Durchfall
Therapie
Medikamentös, in seltenen Fällen kann eine chirurgische Dickdarm-Teilentfernung notwendig sein.
Situation in Österreich
Im Jahr 2023 wurden an die österreichische Referenzzentrale für Clostridioides difficile 136 Einsendungen übermittelt. Zeitgleich wurden in das epidemiologische Meldesystem (EMS) 511 Fälle schwer verlaufender C. difficile-Infektionen eingemeldet. Seit 18. Jänner 2010 unterliegen schwer verlaufende Clostridioides difficile-Infektionen (CDI) der Meldepflicht nach dem Epidemiegesetz.
Clostridioides difficile-Infektionen in Österreich
Fachinformation
Clostridioides difficile gehört zu der Gruppe der grampositiven anaeroben Sporenbildner. Sie kommen hauptsächlich im Darmtrakt bei Mensch und Tier vor, können aber auch in der Umwelt isoliert werden. Die Sporen (bakterielle Dauerformen des Erregers) sind extrem umweltresistent und schützen den Erreger vor Temperaturen über 100 °C und auch vor zahlreichen Desinfektionsmitteln.
Das toxinbildende C. difficile ist verantwortlich für einen Großteil der Durchfallerkrankungen nach Antibiotikagabe und unterliegt bei schwerem Verlauf der Meldepflicht lt. Epidemiegesetz. Aufgrund des Auftretens des hypervirulenten C difficile-Stammes PCR-Ribotyp 027 (NAP-Typ 1) in Nordamerika und Europa ist dieser Erreger in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Aktuellen Schätzungen nach verursachen die zumeist vermeidbaren C. difficile-Infektionen in europäischen Krankenhäuser jährliche Mehrkosten von 3 Milliarden Euro.
Oftmals ist die Patientin/der Patient schon Träger des Erregers. Durch Antibiotikagabe kommt es zu einer Verschiebung des ökologischen Gleichgewichts in der Darmflora, die C. difficile begünstigt. In anderen Fällen ist jedoch eine Übertragung der Sporen die Ursache der Erkrankung. Zumeist sind Hygienemängel im Spital für die Übertragung auf Patient:innen verantwortlich, diese können auch zu Epidemien führen. Toxinbildendes C. difficile ist verantwortlich für einen Großteil der Durchfallerkrankungen nach Antibiotikagabe.
Aufgrund der Schwere der Symptome werden verschiedene Verlaufsformen beschrieben:
- Der mildeste Verlauf ist der Antibiotika-assoziierte-Durchfall (AAD) der zumeist nach Ende der Antibiotikatherapie sistiert
- Problematischer ist die Antibiotika-assozierte-Colitis (AAC), sie kann im schlimmsten Fall bei Auftreten eines toxischen Megacolons tödlich verlaufen. Die AAC geht mit Fieber, Darmkrämpfen und schwerem, zum Teil blutigen, Durchfall einher.
Nicht alle C. difficile-Isolate besitzen Gene für die Toxinproduktion. Generell sind Toxin-A und Toxin-B für die AAD und AAC verantwortlich. Über die Wirkung des von nur 6-10 % aller Isolate (=Mikroorganismen die aus einer Probe gewonnen werden) gebildeten binären Toxins ist noch wenig bekannt.
Therapie
Metronidazol ist das Medikament der Wahl, Vancomycin und Teicoplanin sind zumeist nur bei Therapieversagen zu verabreichen. In seltenen Fällen, zum Beispiel beim toxischen Megacolon (=akute Erweiterung des Dickdarms), kann eine chirurgische Dickdarm-Teilentfernung indiziert sein.
Derzeit erfolgt der Nachweis des Erregers bei Infektion zumeist nur mittels Toxin-Schnelltests im Stuhl von Patienten. Aufgrund der Wichtigkeit, auch Ausbrüche zu erkennen, sollte jedoch immer auch ein kultureller Anzuchtversuch unternommen werden.
In Österreich ist die Rate von C. difficile-Infektionen im Spital seit 2002 um das Dreifache gestiegen. Im Vergleich stieg die Rate in Deutschland im Vergleichszeitraum um das Sechsfache. Diese Zahlen veranschaulichen die Notwendigkeit einer flächendeckenden Überwachung und Typisierung des Erregers, um schnell und effizient auf Veränderungen und das Auftreten hypervirulenter Erreger reagieren zu können.
Seit 18. Jänner 2010 unterliegen schwer verlaufende C. difficile-Infektionen (CDI) der Meldepflicht nach dem Epidemiegesetz. Ein schwerer Verlauf liegt vor, wenn:
- die CDI intensivmedizinischer Behandlung bedarf
- durch die Infektion mit C. difficile Komplikationen entstehen, welche chirurgische Eingriffe erforderlich machen
- die CDI einen letalen Verlauf nimmt
Diagnostik
Das AGES Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene (IMED) Wien hat die Aufgaben einer Nationalen Referenzzentrale für Clostridioides difficile ab 2010 übernommen:
- Anzucht aus dem Stuhl und sonstigen Untersuchungsmaterialien
- Nachweis mittels phänotypischer und genotypischer Methoden
- Nachweis von toxigenen C. difficile-Stämmen mittels ELISA- und molekularbiologischer Methoden
- Ribotypisierung aller Isolate
- Resistenztestung bei virulenten Isolaten und nach Absprache Teilnahme an europäischen Ringversuchen, Studien und Projekten
- Führung einer Referenzstammsammlung
- Beratung zu Fragen der Diagnostik, Epidemiologie, Therapie, Maßnahmen und Prävention
- Berichtswesen
Besondere Hinweise: Einsendungen sollten stets mit der Angabe zur Herkunft der Isolate sowie mit den notwendigen Patientendaten, klinischen und epidemiologischen Daten versehen sein. Bitte hierzu das entsprechende Einsendeformular verwenden. Für den Versand der Stämme eignen sich am besten frische Kulturen in Transportmedium mit entsprechendem Hinweis auf medizinisch-diagnostisches Untersuchungsmaterial.
Kontakt
Leitung
Priv.-Doz. Mag. Dr. Alexander Indra
- humanmed.wien@ages.at
- +43 50 555-37111
-
1090 Wien
Währingerstraße 25a
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Aktualisiert: 23.05.2024