Drahtwurm Control - Praxisbasierte und nachhaltige Regulation von Drahtwürmern
Zusammenfassung
Drahtwürmer verursachen große Schäden in Kartoffel- und Maiskulturen. Das Ziel des Projektes besteht in der Validierung und Verbesserung der verfügbaren Maßnahmen unter Berücksichtigung des Wissens zur Biologie der Drahtwürmer. Das Projekt verfolgt auch das Ziel, neue effiziente und umweltschonende Maßnahmen zur Bekämpfung des Schädlings zu entwickeln und in die landwirtschaftliche Praxis zu integrieren. Dabei wird ein besonderer Fokus auf den Praxisbezug sowie eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Forschung gelegt.
Projektbeschreibung
Die nachhaltige Regulierung von Drahtwurmpopulationen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Steigende Durchschnittstemperaturen, häufiger auftretende Trockenperioden sowie die zunehmend eingeschränkte Verfügbarkeit von bodenwirksamen Insektiziden in der gesamten Fruchtfolge stehen in direktem Zusammenhang mit einem steigenden Schaddruck durch Drahtwürmer.
Im Rahmen des Projekts „Drahtwurm-Control“ erfolgt eine Evaluierung diverser Regulierungsmaßnahmen gegen den Drahtwurm. Ein vielversprechender Ansatz zur Drahtwurmbekämpfung ist die Optimierung der Bodenbearbeitungsintensität und des Bodenbearbeitungszeitpunkts unter Berücksichtigung der Aktivitätsphasen der Schnellkäfer. Die Effektivität dieser Maßnahme wird im Rahmen eines umfassenden und praxisnahen Untersuchungsdesigns evaluiert. Zu diesem Zweck werden in verschiedenen Regionen einjährige und mehrjährige Versuche innerhalb der üblichen regionalen Fruchtfolgen im Kartoffel- und Maisanbau durchgeführt. Des Weiteren erfolgen auch Versuche mit insektenpathogenen Pilzen, Lockstreifen, Pressrückständen sowie mit Insektiziden. Im Rahmen des Projekts werden zudem Versuche im Glashaus und im Labor durchgeführt. Hier werden unter kontrollierten Bedingungen nähere Erkenntnisse zu den bevorzugten Eiablageplätzen der weiblichen Schnellkäfer gewonnen, das Trägermaterial insektenpathogener Pilze optimiert, und der Einfluss von Düngemitteln und Bodenhilfsstoffen auf die Vitalität und Entwicklung von Drahtwürmern untersucht. Im Projekt werden auch Drahtwürmer direkt nach der Erdäpfelernte und bei geschädigten Maispflanzen gesammelt und bestimmt, um die relevanten Schadarten in den Regionen systematisch zu erfassen und gezielte Bekämpfungsmaßnahmen zu entwickeln.
Im letzten Projektjahr ist die Veröffentlichung eines Empfehlungskataloges zur Unterstützung von Landwirt:innen und landwirtschaftlichen Berater:innen geplant, der anhand der Projektergebnisse erstellt wird.
Zwischenergebnisse
- Mehrfache oberflächliche Bodenbearbeitung zwischen Getreideernte und Anbau der Winterbegrünung, oder aber auch im Frühjahr, beispielsweise im Rahmen der mechanischen Unkrautkontrolle, führt zu einer Reduktion der Drahtwurmpopulation (Vorherrschende Drahtwurmarten an den Versuchsstandorten: Agriotes ustulatus, A. sputator und A. brevis).
- Bei spätem Anbau (Ende August, Anfang September) hat die Winterbegrünung keinen Einfluss auf die Drahtwurmpopulation (Vorherrschende Drahtwurmart am Versuchsstandort: A. ustulatus).
- Bei Vorfrüchten mit einem späteren Aussaattermin (z. B. Hirse) konnten im Folgejahr geringere Drahtwurmzahlen verzeichnet werden als bei Vorfrüchten mit einem früheren Aussaattermin (z. B. Emmer) (Vorherrschende Drahtwurmarten am Versuchsstandort: A. sputator und A. brevis).
- Die bisherigen Tests mit verschiedenen Düngemitteln und Bodenhilfsstoffen, darunter Huminstoffe, Pflanzenextrakte und Kalkstickstoff, ergaben keinen messbaren Einfluss auf die Vitalität von Drahtwürmern im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle. Dies wurde in Laborversuchen mit einfacher und zehnfacher Aufwandmenge und einer Versuchslaufzeit von fünf Wochen festgestellt.
- Durch den Einsatz von Lockpflanzen in Kombination mit insektenpathogenen Pilzen kann die Population von Drahtwürmern in Kartoffeln und Mais reduziert werden. Die größten Herausforderungen liegen aktuell noch bei der Wahl des Anbauzeitpunktes der Lockpflanzen, in der Anbautechnik sowie beim Hacken und Mulchen der Lockpflanzen.
- Unter Praxisbedingungen erzielten insektenpathogene Pilze (Metarhizium brunneum) bei ausreichend Niederschlag einen Wirkungsgrad von durchschnittlich 10 %.
- In einem mehrjährigen Freilandversuch konnte durch die Zugabe von wasserspeicherndem Hydrogel keine verbesserte Wirksamkeit insektenpathogener Pilze (M. brunneum) erreicht werden.
- Die Zugabe von Chitosan in das Nährmedium führt zu einer Verbesserung der Keimfähigkeit und Sporenbildung von insektenpathogenen Pilzen (M. brunneum).
- Klee und Weizen sind für Schnellkäfer-Weibchen (A. sputator) besonders attraktiv (Laborergebnis Olfaktometer).
Nutzen des Projekts
Die Widerstandsfähigkeit von Drahtwürmern sowie ihre mehrjährige Entwicklung erfordern standortspezifische, mehrjährige Strategien, bei denen mehrere Maßnahmen kombiniert werden müssen, um eine effektive Minderung der Drahtwurmpopulation zu erzielen. Im Rahmen des Projektes "Drahtwurm Control" erfolgt eine Evaluierung verfügbarer Regulierungsmaßnahmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Nachhaltigkeit. Zudem werden in enger Zusammenarbeit mit der Praxis neue Maßnahmen gegen den Drahtwurm entwickelt. Die Ergebnisse der praxisnahen Versuche fließen schließlich in die Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen ein. Der Empfehlungskatalog wird die im Projekt getesteten Maßnahmen sowie eine Bewertung dieser nach Wirkungsgrad, Nachhaltigkeit und Praktikabilität umfassen.
Projektdetails
Projekttitel: Praxisbasierte und nachhaltige Regulation von Drahtwürmern
Projektakronym: Drahtwurm-Control
Projektleitung: AGES, Mag. Katharina Wechselberger
Projektpartner: BOKU – Institut für Meteorologie und Klimatologie, MELES GmbH, Interessengemeinschaft Erdäpfelbau, Bio Forschung Austria, Landimpulse AgroInnovation, Landwirtschaftliche Fachschule Hollabrunn, Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Universität Innsbruck
Finanzierung: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML), Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, Amt der Burgenländischen Landesregierung, Amt der Kärntner Landesregierung, Amt der Salzburger Landesregierung, Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Amt der Tiroler Landesregierung, Amt der Vorarlberger Landesregierung, Amt der Wiener Landesregierung
Projektlaufzeit: 01.2021 – 12.2025
Aktualisiert: 18.10.2024