Gesundheit für Mensch, Tier & Pflanze

28. September ist Welt-Tollwuttag

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In Europa sind Tollwut-Erkrankungen des Menschen eine Seltenheit geworden. Österreich ist seit 2008 anerkannt frei von terrestrischer Tollwut. Die verwandte Fledermaus-Tollwut wurde kürzlich erstmals in Österreich bei einer Fledermaus nachgewiesen.

Die Tollwut oder Rabies ist die wahrscheinlich tödlichste Infektionskrankheit für den Menschen. Weltweit sterben jedes Jahr ca. 59.000 Menschen daran. Es sind nur ganz wenige Erkrankungsfälle beim Menschen beschrieben, die nicht mit dem Tod des Patienten endeten.

In Europa sind Tollwut-Erkrankungen des Menschen eine Seltenheit geworden. Der letzte Fall einer in Österreich erworbenen Tollwutinfektion beim Menschen wurde 1979 diagnostiziert und war auf einen Fuchsbiss zurückzuführen. Seit 2008 Ist Österreich anerkannt frei von der durch Füchse oder Hunde übertragenen terrestrischen Tollwut. Impfköder für Füchse wurden zuletzt im Jahr 2012 ausgebracht. Auch unsere Nachbarländer Schweiz, Liechtenstein, Italien, Deutschland und Tschechien (mit Ausnahme des Grenzgebietes zu Polen und der Slowakei) gelten als frei von terrestrischer Tollwut. In Ungarn, Slowenien und der Slowakei wurden in den vergangenen Jahren vereinzelte Tollwutfälle bei Wildtieren, vor allem Füchsen, dokumentiert.

In vielen Weltgegenden ist die Tollwut aber nach wie vor endemisch. Das höchste Risiko einer Infektion besteht bei Reisen nach Südostasien, Indien oder Nordafrika. Der letzte Tollwut-Todesfall in Österreich ereignete sich 2004, ein 23-jähriger Mann starb, nachdem er in Marokko von einem Hund gebissen worden war. Für Personen, die eine Reise in ein Tollwut-Endemiegebiet planen, wird daher eine Impfung empfohlen.

Einen umfassenden Überblick zur Tollwut bietet der AGES-Bericht „Tollwut“ aus der Reihe Wissen aktuell

Sonderfall Fledermaus-Tollwut

Die durch Fledermäuse verursachte Tollwut wird nicht durch das klassische Rabiesvirus verursacht, sondern durch verschiedene andere verwandte Lyssaviren. Die Fledermaustollwut ist ein eigenständiges Infektionsgeschehen und steht nicht mit der terrestrischen Tollwut in Zusammenhang. In Europa wurden vereinzelte Übertragungen von Tollwut durch Fledermäuse auf den Menschen beschrieben, im Zeitraum von 1954 bis 2013 wurden über 1.000 Fälle von Tollwut bei Fledermäusen festgestellt. Die Befunde stammen zu mehr als 90 % aus Dänemark, den Niederlanden, Polen und Deutschland. Am nationalen Referenzlabor für Tollwut der AGES wurden in den Jahren 2006 bis 2023 über 1.750 Fledermäuse auf Lyssaviren untersucht, alle mit negativem Ergebnis. Im September 2023 wurde nun erstmals Fledermaus-Tollwutvirus bei einer Breitflügelfledermaus in Österreich bestätigt: Das Tier war bereits im Juni in der Auffangstation der Fledermausrettung Österreich gestorben und wurde im Zuge des Fledermausmonitorings im September an die Untersuchungsstelle übermittelt. Bei weiteren 55 aktuell untersuchten Fledermäusen wurde kein Fledermaus-Tollwut-Virus festgestellt. Eine Übertragung von Fledermaustollwut auf andere Tierarten bzw. auf den Menschen ist extrem selten und konnte in Österreich bis dato auch nicht festgestellt werden.

Keine Angst vor Fledermaus-Tollwut

Fledermäuse attackieren keine Menschen, selbst wenn sie Tollwut haben. Allerdings können sie zubeißen, wenn sie angefasst werden. Die sicherste Vorbeugung gegen Fledermaus-Tollwut ist daher: Nicht ohne entsprechende Fachkenntnis und Schutz anfassen! Das gilt besonders bei Tieren, die tagsüber im Freien gefunden werden, die flugunfähig sind oder auffälliges Verhalten zeigen.

  • Die bloße Anwesenheit einer Fledermaus im gleichen Zimmer reicht nicht für eine Übertragung des Erregers aus.
  • Weder von herabgefallenen Jungtieren noch von Kot, Harn oder gar winterschlafenden Tieren geht eine Gefahr aus.
  • Auch das Einatmen von Luft auf Dachböden und anderen Fledermausquartieren in Häusern und Scheunen birgt kein Tollwutrisiko. Besonders Ende August und September erkunden Fledermäuse mögliche Winterquartiere, z. B. in Dachböden.

Bei gefundenen Fledermäusen – ob tot oder lebendig – sollte man die nächsten erreichbaren Fledermausexpert:innen (https://www.fledermaus-rettung.at/) beziehungsweise die Amtstierärztin/den Amtstierarzt des Bezirkes informieren.

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